12. September 2019 Pamir

12. September 2019 28/29 Pamir
Karakul 3800 ü M
0 km

Der Stein

Erfahre mit Erstauen die schnelle Fluktuation der Reisenden. Ob mit Rad, Motorrad, eine geführte Gruppe oder Allrad, sie kommen, spät, schnell, essen etwas, trinken einen Chai, begeben sich auf ein Nachtlager, stehen morgens auf, frühstücken und rauschen weiter.

So habe ich in den ersten 2 Tagen mehrere Motorradfahrer, 4 Radfahrer, einen italienschen Rentner ohne Gepäck und Fahrzeug, zwei kleine Reisegruppen und eine koreanische Familie mit Auto und 2 Freunden mit Motorrad auf dem Weg von Wladiwostok nach Paris in meiner Unterkunft getroffen

Ich hatte mir lange auch Gedanken darüber gemacht, ob der Stein der mir soviel bedeutet, oder bedeutete, überhaupt nach Köln gehörte.
Fast egal aus welchen Gründen nun, kommt er zurück, lege ich ihn zurück wo ich ihn gefunden habe.

2011 hatte ich ihn auf der letzten Anhöhe Tadschikistans gesehen und gefühlt dass er alles in sich barg, wieder spiegelte und mir in dem Moment offenbarte, was meine Fahrt Richtung China 2011 bedeutete, was mich dazu antrieb, was ich gesehen, erfahren und auch gelernt hatte.

Er war der Stein der mir auf dem Herzen lag, auf dem Magen und aber auch der Stein den meine damalige Liebe bei mir im Brett hatte.

Denn eine Reise, alleine, mit soviel Abstand zum Alltag, weg von all den Ablenkungen und auch weg von der Umgebung die mich einzwängte, die Erinnerungen wach hielten, die einen beeinflussten, ein langer, einsamer, auch anstrengender Weg, ist wie eine Klausur.

Man kommt voran.
Man lernt und man bekommt auch Verständnis.

Ich wollte diesen Stein, der Freundschaft, der Erinnerung, auch der Anerkennung, vielleicht auch zum Dank für die schöne Zeit meiner vergangenen Liebe nach der Reise, übergeben.
Freundschaft schließen.
Sie hat den Stein nicht angenommen. Sie hat auch ansonsten nie mehr mit mir gesprochen.
Viele Fragen blieben unbeantwortet.

Tadschikistan war für mich das weiteste, das am schwersten zu erreichende, das unbekannteste und das am schwersten zu bereisende Land. Und das mit einem Motorrad, das hatte ich noch nie gemacht. Das war damals mein Weg, Richtung China, mein Weg raus aus dem Dilemma, aus der Not, aus der Einsamkeit. Mein Weg war eine Suche, eine Suche nach meinem Ich, wer bin ich, was möchte ich, wie geht es weiter?

Acht Jahre später, vieles ist passiert. Viel hatte ich gelernt, erfahren, ist mir passiert, hat sich geändert.

Es war Zeit für mich Abstand zu finden. (von vielem was ich mir aufgehalst hatte, was ich zugelassen hatte, was mir nicht gut getan hatte, was mich krank gemacht hatte, ausgelaugt und kaputt gemacht hatte) Es war Zeit diesen Weg zu beenden.

(Was einem nicht gut tut – lässt man selber zu – das muss nicht sein)

Die Reise Richtung China nun, habe ich mir auch nicht gerade einfach gemacht.

Ich wollte Zeit für mich haben, ohne Ablenkung, auf andere Gedanken kommen und wählte als Ziel nicht nur wieder das am schwersten zu erreichende, das am schwersten zu bereisende Land, mit Pässen über 4600 Meter – sondern ich wählte diesmal zu dem ein Fahrrad und möchte diesmal darüber hinaus auch China erreichen und über den Karakorum Highway nach Pakistan kommen.

Warum?
Tja warum nur? Klausur, Neugierde, Suche, Herausforderung…
Manches Neues habe ich gelernt. Wie auch damals, – so gut mir die Reise, alleine zufahren, auch getan hat – auch diesmal hätte ich manch einen Moment gerne mit jemanden geteilt.
Morgen komme ich nun an die Stelle wo ich den Stein gefunden habe und werde ihn, ohne großes neues Aufheben, einfach zurück legen. Tja.

Ob ich ihm eine zu große Bedeutung vorher geschenkt hatte, ob er nun einfach nicht nach Köln gehört oder aus anderen weiteren Gründen, ist mir heute egal.

Die Geschichte liegt in meinem Herzen.

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