Category Archives: die 4.Etappe jetzt kommt der Pamir und…

Bilder von Kasghar bis Tashkurgan

Der Text zu den Solofahrern…Radreisen sind ein Egotrip

Der Text zu den Solofahrern…Radreisen sind ein Egotrip

Leider ist es so.

Mein Text, es war eine Wutrede, aus einer Enttäuschung, Hoffung gesetzt und zu lange gewartet, habe ich hier noch mal etwas sortiert. Emotional war und ist er. Ja gut, das kennt man ja bei mir. Oft habe ich solche Texte überarbeitet und revidiert.     Aber diesen will ich überwiegend lassen. Es ist ein Eingeständnis.

Man hat mich in den letzten Monaten bewundert, wie toll, wie stark ich sei. Das bin ich nicht. Alleine reisen macht Mühe und auch müde. Ja es hat Vorteile, ja es gibt schöne Momente, ja es gibt Möglichkeiten die ich als Alleinereisender, Solofahrer habe, aber es kostet. Es kostet Mehraufwand, Arbeit, Geduld und die ist manchmal auch am Ende.

Vielleicht bin ich nicht der geborene Solofahrer. Oft gab es Momente die ich lieber gerne geteilt hätte, die ich mit Anderen, mit Jemanden gemeinsam erlebt hätte, mit dem ich zusammen manchen einsamen Kilometer gefahren wäre.

Dann schließen Solofahrer hin und wieder Bündnisse. Bündnisse für einen Tag, für eine gewisse Strecke, für ein gemeinsames Hostelzimmer, für einen Lagerplatz, für gemeinsamen Einkauf, teilt sich ein Kilo Nudeln, 500 Gramm Milchpulver, für ein Abendessen.

Das tut gut. Man ist nicht alleine, fühlt sich nicht so alleine. Ich fühle mich dann nicht so alleine. Gemeinsam. Gemeinsam ist man stärker, es geht einfacher, man kann Aufgaben abgeben, muss sich nicht um alles kümmern, kann reden, sich austauschen.

Aber diese paar Stunden, Tage Gemeinsamkeit sind zerbrechlich, filigran, empfindlich und unverbindlich aber vor allem man kann sich nicht drauf verlassen. Das enttäuscht. Das muss man wissen und sich drauf einstellen.

 Solofahrer sind sozial inkompetent.

 Übertrieben? Frage und Antwort ist; warum fahren sie alleine? Haben sie eine feste Beziehung? Solofahrer gehen keine echten, langfristigen Kompromisse, Verabredungen ein, haben keine festen Bindungen.

Und damit möchte ich kein Solofahrer sein, weder mich so fühlen, noch als einer gesehen werden.

Es hat mich viel Kraft und Aufwand, Disziplin gekostet manch eine Kilometer alleine, manch ein Land und manch eine Strecke alleine gefahren zu sein.

Es gab wertvolle Momente, Momente der inneren Einkehr, ohne störende Einflüsse, weg aus dem Alltag, weit weg von allem was einen ablenkt, die ich alleine erfuhr, die ich genoss, die ein Zugewinn waren, die ich in einer Gruppe nicht erlebt, in einer Gemeinschaft nicht erfahren hätte. Aber der Preis ist hoch.

Und dann verabredet man sich mal mit einem Mitstreiter, einem anderen Reisenden, einem Radreisenden für eine Strecke, für ein Land, setzt Hoffnung in eine Partnerschaft, zeitlich befristet, will vielleicht den Pamir gemeinsam befahren, nach China einreisen, nach Pakistan, nach Indien vielleicht.

Man freut sich drauf, hofft, wartet, wartet und dann erfährt man wie interessiert, wie wichtig es anderen ist und was nicht. Dieser eine machte keine Anzeichen seine Verabredung ein zuhalten, zeigte keine Mühe einem halbwegs entgegen zukommen, ging zwischenzeitlich seinen eigenen Weg, zog andere Strecken vor, lies mich ohne Antwort zwei Wochen warten. So passiert. Selber schuld.

Solofahrer sollte man aus dem Weg gehen.

…… nach über 5 Monaten und mehreren tausenden Kilometern, nach vielen Begegnungen und vielen gefundenen Gemeinsamkeiten zwischen den suchenden Reisenden macht ihre Egozentrik, ihre Unfähigkeit, ihre Inkompetenz mich traurig – es ist bei den Solofahrern ein Egotrip – und er zeigt sich bei Kompromissen (fast kein Interesse oder Entgegenkommens) immer wieder sehr deutlich. Verabredungen gemeinsam etwas zu machen gelten nur so lange bis man eine neue Idee hat, eine bessere Gelegenheit sich bietet oder die Lust einfach weg ist sich dran zu halten…. sich auf Jemanden unterwegs zu verlassen der Solo fährt- und er macht das ja nicht ohne Grund- ist fahrlässig.

Sich dann logischerweise auf sich selbst zu verlassen ist die Zwickmühle des Solo Fahrens und Bleibens- es hat Vorteile alleine zufahren- ja – aber das kostet (Wiederholung..) (Einsatz)

– das Solo fahren hat mir viel und mich weit gebracht- Andere bringt es vielleicht weiter, Andere zerbrechen vielleicht auch früher, kehren um, hören auf.

Schade.

Ich hätte gerne dieses Gefühl der Gemeinsamkeit, auch wenn viele alleine, in Paaren, in kleinen Gemeinschaften fahren. Aber von allen von denen man etwas von Ihren Reisen, Ihren Abenteuern, Ihren Erfahrungen liest sind Einzelgänger mit (stark inszenierten) Selbstdarstellungsdrang.

(Pillemann erfährt die Welt, rettet die Welt, sammelt Müll, rettet ein Eichhörnchen, dazu Blöcke, Videos und tausend Bilder…das Eichhörnchen auf dem Lenker, auf dem Sattel, das Eichhörnchen kriegt ne Brille, lernt lesen.. das Eichhörnchen ist nicht so blöde wie sein Herrchen und Blogschreiber. Andere Version…das Rad hat schon nen Namen und man sieht auf jedem Bild den scheiss Lenker…..die Fronttasche vor dem Berg, vor ner Kuh, vor dem Abgrund…klasse..sehr einfallsreich. Die armen Irren brauchen zum Schluss dann doch irgendeinen Inhalt in ihrer Reise…ihre Flucht von „zu Hause“ , das sie nicht haben, da sie sich dort auch schon abgekapselt hatten, in eine anderer Welt gelebt hatten… sozial nicht verträglich, inkompetent )

(Die meisten retten sich in die digitale Scheinwelt, leben in den Seiten des Radreisens, suchen Ideologien, wollen im Netz die Welt retten, alles besser machen, kommentieren bis zum Erbrechen die neusten Luftpumpen, die tiefste Sattelstange, wissen alles besser, haben schon immer alles besser gewusst…..aber hören anderen nicht zu.)

 Gehöre ich auch dazu?   Das will ich nicht.  Das will ich nicht sein.

Wenn man Ihnen mal auf die Füße Tritt, da kannst Du aber was erleben:

Diese Empfindlichkeiten und ne verschnupfte Nase, sie flippen aus, stösst man sie mit ihrer verrotzten Nase auf ihr Elend, auf ihre Einsamkeit,  solche brauche ich dann auch nicht um mich …

Es macht einem das Radreisen mit dem Rad einwenig madig unleidlich…..unattraktiv.

Quintessenz, gemeinsames Radeln…gibt es nur für Pärchen. (und die bleiben unter sich)

Da komme ich vom Motorradfahren, und (um) dann…das zu erfahren….

Motorradfahrer mit Ihren Scheuklappen sind schon schwierig mit ihrem eingeschränkten Horizont und emotionaler Reichweite, alles Helden, Cowboys, Einzelgänger mit Dosenessen, Dosenbier und Drang Lagerfeuer zumachen und finde bei den Radfahrern, Hungerhaken, unterzuckerte Typen, Selbstgeisselungen, manische Gepäckreduzierung und den Hang zur Kasteiung, die gezwungene Liebe zum Alleinsein, zum alleine schaffen.

(Achtung Sarkasmus oder Realität?)

Kann man nicht einfach reisen…..gemeinsam die Welt erfahren? Respektvoll, anerkennend, gebend?

 

 

25.9.2019 Tashkurgan

was ist das denn für ein Ort? Voller Geschäfte, Restaurants, Umschlagplatz für Güter, ein sehr geschäftiges, lebhaftes Treiben auf den Straßen. Goldgräberstimmung, ein wichtiger Versorgungspunkt für ein großes Umfeld? Geschichtlich wohl wertvoll, ein wichtiger Knotenpunkt der Seidenstraße (schon wieder einer).Tashkurgan, die steinerne Stadt, Stadt aus Stein. Eine Steinmauer hatte die historische Stadt umgeben. Gesehen habe ich sie noch nicht, aber das will ich gerne noch nach holen.

es  ist immer noch der Pamir……

 

24.9.2019 von Kasghar nach Tashkurgan

Jetty und Pineapple, ich kenne ihre chinesischen Namen nicht, ich konnte sie nicht schreiben, nicht aussprechen..und mir nicht merken, ging es zum Pickup und Sammeltaxi Startpunkt in Kasghar.

Ihre Hilfe, Verständigung, Preise aushandeln, Einzelheiten mit den Fahrern besprechen war unbezahlbar.

Es gab Fahrzeuge, Fahrer, sie wollten mich für den vierfachen Preis, einen Beförderungstarif für mich, einen fürs Gepäck, einen fürs Fahrrad und einen für die Zeit die ggf für die Kontrollen der Polizei meinetwegen auf sie zu kommen könnten, transportieren.

Zurück zum Hotel, Sachen packen, wieder hin zum Kleinbusbahnhof.

12:00 erwartungsvolles umher schauen

12:15 neuer Plan – mein Rad und ein Großteil meines Gepäcks werden mit einem Pickup, ein reiner Cargodienst, ohne Erlaubnis für Personentransporte, übergeben. (Kosten – ohne Quittung, es wird nur die Telefonnummer des Fahrers photographiert 200 Yuan)

12:20 Fahrer der mich mitnimmt auch gefunden – 6 Leute plus Fahrer passen (ohne mein Rad) in diesen Van . ( Preis 120 Yuan für die 300 Km – regulär)

12:30 der Fahrer wird von einer kleinen Ratte, die mich für den achtfachen Preis transportieren möchte, aufgefordert mich nicht mitzunehmen.

12:35 mein Van ist plötzlich ausgebucht…. ich kann nicht mit

12:40 die Ratte stolziert herum, und sucht weitere Mitfahrer die mit ihm nach Kashkurgan wollen.

Die Fahrzeuge fahren erst los, wenn der Wagen vollständig belegt ist.

14:00 ich bekomme Hunger

14:30 Jetty und Pineapple sitzen mit mir geduldig da und warten auf das nächste Fahrzeug.

14:35 ich sagte Jetty, dass es Länder gibt die eine eigene Touristen Polizei haben, die sich um solche Sachen kümmern, wenn Touristen beraubt, genervt, bestohlen oder verarscht werden…. Jetty sagte dass sich die Polizei auch in China um mich kümmern würde.

Na dann…sag doch bitte der Polizei Bescheid. Gesagt getan.

14:50 Polizist ( 4 Mann) spricht mit allen Beteiligten.

15:00 Ratte sagt dass er mich leider nicht mitnehmen kann da er schon ausgebucht sei.

15:30 Polizist beschliesst dass irgendeiner mich transportieren muss.

(wir halten fest, es ist Privatpersonen und Cargodiensten verboten Ausländer zu transportieren)

15:45 mein Pickupfahrer bekommt die Erlaubnis wenn bis Abends niemand gefunden wurde der mich Ausländer mitnimmt, mich und das Rad nach Kashkurgan zu bringen.

15:55 neues Sammeltaxi erscheint auf dem Platz

16:00 Jetty bucht einen Platz (ohne zu sagen dass es sich um die Langnase handelt)

16:05 Ich habe einen Platz, und setze mich direkt in den Wagen, Plan; den Platz nicht mehr zu verlassen.

16:15 Fahrer will nach verhandeln. 30 Yuan extra für anzunehmende Unannehmlichkeiten an den Kontrollen (Akzeptiert zahle jetzt 150 Yuan – bleibe sicherheitshalber auf im Cockpit sitzen)

Mein Rad und Gepäck ist auf dem Nachbar Pickup verladen und verschnürt. Fahrer will es zum K2 youth Hostel bringen.

Abfahrt. Nach 6 Stunden…planen, warten und viel Geduld.

Ach ja und nun zur Strecke…der Weg zum und über und der Karakorum Highway. Nun ja. Das habe ich schon auf FB geschrieben. Die ersten 100 Km gingen ja noch. Aber dann.

Also ich finde ihn weder schön, noch spektakulär, für Fahrradfahrer schlecht zu fahren, Leitplanken beidseitig einer Schnellstraße, keine Haltemöglichkeit auf bald 80 Kilometern, danach Baustellen, Schotter, Umleitungen, Pässe…

Es gibt nichts auf dieser Strecke dass ich gerne gefahren wäre. Nichts das sich gelohnt hätte.

Nach 176 km sah ich Lucas Rad, gegen 20:00 am Wegesrand stehen, er selbst schlich durchs Umfeld einen passenden Zeltplatz zu finden. Nach zwei Tagen war er bis dort gekommen. Eine karge Landschaft, eine kalte Nacht stand ihm auf über 3000 Meter bevor, und dann für den nächsten Tage weitere 50 Kilometer Steigungen, Sand, schlechte Straße, kalter Wind in einem unfreundlichen Umfeld. Nein, ich wollte mit ihm nicht tauschen.

Helfen konnte ich ihm auch nicht. Der Fahrer rauschte, preschte unbeirrt weiter.

Ob er es am nächsten Tag (nach 3 Tagen insgesamt) bis nach Tashkurgan schaffen wird, kaum vorstellbar?!

23:00 ich komme ich Youth hostel an…mein Gepäck eine dreiviertel Stunde später.

Außer, dass mein Fahrer so gerast ist, schlechte Sicht, schlechte Reifen, schlechte Straße, ein gutes Beispiel eines aus der Kurve getragenen Pickups noch vor Augen, Gepäck und Ladung am Abhang, es war Besorgnis erregend, etwas Furcht einflössend, es muss eigentlich einen großen Schwund auf der Strecke geben, war ich froh nach 6 Stunden, ohne weitere Komplikationen, angekommen zu sein.

Bilder gibt es keine brauchbaren von der Strecke….zu schnell gefahren, die Scheiben zu sehr verschmutzt….

23.9.2019 Kasghar

23.9.- 25.9.2019

Texte hier, Texte da…Tagebuchnotizen hier …andere da..dann welche auf Facebook, welche in Nachrichten, Gedanken erfasst in einer Mail, in einem Brief, in irgendeinem Worddokument gemerkt, dann vergessen…..

Was hat mich heute bewegt, was gestern, was wollte ich noch loswerden, was wollte ich schon immer mal gesagt haben? Aber wen interessiert das? Bina..die liest nicht.

Und dann auch noch, wo hatte ich denn über meine anstehenden Gedanken zu dem Karakorum „Highway“ etwas geschrieben? War das nur auf Whatsupp in einer privaten Nachricht?

Zuviel, zuviel, ich komme nicht nach. Bilder muss ich auch noch speichern, ein paar aussuchen, etwas bearbeiten und dann kleiner rechnen, damit ich sie senden kann.

Daneben schreibe ich ja auch noch mit ein paar Freunden, mit meiner Familie privates, wie geht es Ihnen, was denken sie, was machen sie, ihr Alltag geht ja auch weiter..das ist wichtig.

Viele Fragen bleiben auf der Strecke.

Das Beste was man einem Freund, einem Menschen schenken kann ist Zeit. (Aufmerksamkeit)

Larifari…habe ich keinen Bock drauf. Echtes Interesse…verdient Aufmerksamkeit. Habe keine Zeit zu verschenken und kann mir keine neue kaufen.

23.9.2019 Kasghar

Lucas – der Jungspund…will den Weg von Kasghar nach Kashkurgan mit dem Fahrrad schaffen.

300 km ein paar Tausend Höhenmeter, von 1200 auf 3200 dann auf über 4000 dann wieder runter.

Ich nicht.

Ich hatte mir die Strecke angeschaut. Mehrere Polizeikontrollen, keine Versorgungsstellen, Ödnis ab 3000 Höhenmeter, kaum Campmöglichkeiten, Baustellen..kaputte Straßen..und der letzte Pass auf über 4000.

Nö.

Ich wollte einen Tag oder zwei abwarten, dann mir ein Taxi, Sammeltaxi nehmen.

Fotos vom 15. September 2019 bis 22. September 2019