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der Stein

Steinig war es schon.
Steinig war mein Weg.

Zu wissen wer man ist, was man will, was man braucht ? Zu empfinden, zu fühlen, fühlen zu können, Gefühle zu verstehen und Gefühle zuzugeben!
Dafür musste ich verdammt weit gehen. Das hat gedauert.

2011 dann – meine Reise Richtung China. Die Geschichte eines Ausbrechens, eines Aufbrechens und eines Heimkommens.
5 Monate mit einem Motorrad bis an die chinesische Grenze und wieder zurück.
27385 Kilometer durch 14 Länder.

Ich musste raus, konnte nicht bleiben, hatte in diesem Leben dort keinen Platz. Habe mir den Platz nicht genommen, habe zugelassen dass man mir den Platz genommen hatte, die Luft, den Atem zu leben.
Ich musste gehen. Raus und suchen. Suchen wer ich bin.

Aber es ist nicht nur die Bewegung, das Wegfahren das einen prägt, bildet, aus dem man lernt und aus seinem eigenen Leben erfährt. Es ist der Abstand zum eigenen Alltag. Der Weg ist ein Gang in Klausur.Ohne Ablenkung sich den Fragen die eine Reise an einen stellt, sich stellen zu müssen, nicht aus dem Weg gehen zu können.

Erkenntnisse einer Reise.

Dann kommt man zurück. die Rückkehr.

Ich hätte “Ihr”gerne erzählt von meinem Gang, gewusst, erfahren wie es “ihr” ergangen ist, mit Ihr Frieden geschlossen. Ihr hätte ich gerne den Stein, den ich in den Ausläufern des Tien Shans gefunden hatte, der alles in sich barg und birgt, was die Reise bedeutete – der Stein der mir auf dem Herzen lag, der Stein im Magen, der Erinnerung, der Liebe, der Stein in unserem Brett –
den hätte ich “Ihr” gerne übergeben.

Sie hat ihn nicht angenommen – Sie hat nie wieder mit mir gesprochen.

Jetzt – acht Jahre später – werde ich versuchen wieder an dem Berg in Tadschikistan vorbei zukommen, auf dem Pamir dem Dach der Welt, wo ich den Stein gefunden hatte. Von dort hatte ihn 11000 Kilometer nach Hause getragen-
nun will ich ihn wieder zurück legen.

Herausforderung, Abenteuer oder Notwendigkeit

Klar ist das eine Herausforderung. Wer fragt sich nicht ob er eine solche Strecke, Distanz schafft?!
Die rein körperliche Herausforderung sollte man aber auch nicht zu hoch bewerten. Die psychische Belastung ist aber nicht ausser acht zu lassen.
Die Frage wie kommt man alleine zurecht? Wie ist es mit der Einsamkeit?

Ein Abenteuer ?
Ja und ob. Ein Abenteuer ist ein Unterfangen mit unbekanntem Ausgang.
(Machen ist wie wollen…nur krasser!)

eine Notwendigkeit?
tja schmunzle….ich kann es gut gebrauchen… mal (mindestens) 13 Kilo abzunehmen

Jetzt mit einem Fahrrad!

Dieses ausbrechen aus dem Alltag war damals schon verdammt schwer. Nach 25 Jahren klotzen und mit Scheuklappen immer dem Mammon nach, linientreu, unbeirrt, Familie entzweit, den “Schwiegereltern” nicht gut genug, war der neue Start ins Leben schwer.

Mit einem Motorrad ging es 2011 das erste mal los. Meine “Rosa”, eine damals 25 Jahre alte BMW Dame begleitet mich treu auf meinem Weg. Trug mich, begleitet mich und war mein Kumpel.
2014 die zweite Reise wieder über 25.000 Kilometer wieder über 5 Monate..wieder Richtung China.
Doch mit einem Motorrad, mit einem Motorradanzug, mit Helm und Handschuhen umgab ich mich immer mit einem Panzer und weiterhin mit Scheuklappen unter dem Helm.
Man kann (alleine) mit einem Motorrad reisen, sich tragen lassen, und vorankommen. Sich wie ein coller Cowboy fühlen. Der Sonne entgegen reiten.
Aber man hat irgendwie immer noch einen Schutzwall mit dem man ins Unbekannte,in die Fremde aufbricht, und 300 Kilo am Bein.

Jetzt will ich mit einem Fahrrad reisen. Tiefer eintauchen, näher dran, sensibler, offener zu allen Begegnungen sein. Goethe sagte, nur wo man zu Fuss war- war man wirklich.. Nun meine Füße können die Pedalen treten – gehen und weite Wanderungen gehen mit meinem zertrümmerten Fuss nicht – aber mit dem Rad (Das wusste Goethe damals noch nicht ) komme ich über Land voran.

Dazu kommt der Zeitgewinn. Mit einem Motorrad ist man schon näher an den Orten und Menschen als ein Wohnmobil, ein Auto oder gar ein Overländer… aber mit einem Motorrad ist man aber auch schnell wieder weg. Zu schnell.

Ich werde langsamer und bedächtiger mit dem Rad reisen – so hoffe ich.

Durchschnittsgeschwindigkeit 1500 km im Monat – 18.000 im Jahr.
Wollen wir es mal versuchen, wir werden sehen wie weit ich komme.

Philosophie …ein warum?!

Man fährt nicht einfach so los. Man lässt nicht einfach alles so zurück und stürzt sich in Unbekannte.
Es gibt immer Gründe. Lass es eine Flucht sein. – Dann lerne und verstehe, dass eine Flucht immer eine Suche ist.
Ein Urlaub ist schön, eine Entspannung, ein kurzer Abstecher aus dem Alltag, aus seinem Nest oder seinem eingezwängten Weg und Leben. Danach geht es meistens zurück.
Manche sagen sie haben sich erholt, oder ist es nur verdrängt. Ist es wahrgenommen, wirklich verstanden ?

Wenn man alleine reist – reisst die Verbindung ab. Alleine reisen ist schwer. Schwerer.
Es ist aber auch eine Herausforderung, ein Wagnis, ein Weg der Klausur, ein Abenteuer, aber auch ein Leid und ein Segen.

Je weiter man sich aus seinem Alltag entfernt, je mehr man zurück lässt, je weniger man mit sich herum schleppt desto näher wirst Du auf deinem Weg, Deiner Reise Dir selber kommen.
Die Philosophie beginnt.
Ohne Ablenkung hörst Du besser deine eigene Stimme, dein Bauchgefühl, dein Herz Dein Bewusstsein erweitert sich, Du öffnest Dich ( vielleicht 🙂 )
Stellst Dir auf deinem Weg Fragen:..warum? wie war das ? was für eine Rolle habe ich da gespielt? Welche Rolle hast Du in meinem Leben gespielt?!