Es ist Montag der 30.9.2019
Letzten Freitag habe ich China verlassen. Ist dazu noch was zu sagen?
Xinjiang wird von Peking bestimmt aber fühlt sich nicht chinesisch an. Es ist tadschikisch, Pamir, Seidenstrasse, zentralasiatisch…aber nicht chinesisch.
Die Bürokratie nervend, übertrieben, bedrückend. Spitzel, Kontrollen, Unsicherheit.
Sicherheitsmaßnahmen in Hotels, Kameras in Restaurants, Unterführungen, an Bushaltestellen und in allen Bahnhöfen… Schutzschilder, Rammspiesse, Abwehrkrallen, behelmte und mit Schutzwesten ausgerüstete Nachtwächter.
Wer sollte was hier wem wollen? Gegen wen würden sich welche Maßnahmen, Terrorakte hier richten?
Nicht zu erkennen, nicht zu verstehen? Einzig, wenn dann könnten einzelne Regierungsobjekte betroffen sein – und die werden beschützt, gesichert, sind ummauert, Stacheldraht bewehrt.
Es gab keinen Grund den Körper zu schonen, einen Pausentag einzulegen, ich sah schon die ungläubig (tolles Wort – in diesem Zusammenhang) schauenden Gesichter der begeisterten, abhängigen, radfahrsüchtigen Reisenden, vor mir, fragend, voller Unverständnis, wie viele Tage ich pausieren wolle.
Mag es jetzt ein Sakrileg sein, bin ich ein Pharisäer? Gehöre nicht mehr zu dem Stand der puristischen, Radreisenden, ein Verweigerer, abgewertet zum Reisenden mit Gepäck und einem Rad, ich wollte mehr von dem Land, von diesem Ort sehen. Ja, gerne. Gefühlt trat ich aus dem Stand der Kilometerfresser aus. 3 Nächte wollte ich mindestes bleiben.
Die Freundlichkeit, Offenheit, eine Willkommenskultur, bei allem Respekt, die Umgänglichkeit, auch die leichtere Verständlichkeit, die Sprachbarrieren fielen, Englisch ist weit verbreitet, öffnete, lud geradezu ein, mit diesem Ort zu beginnen einen kleinen Teil Pakistans zu erleben, zu verstehen, etwas mehr drüber zu erfahren, sich einzufühlen, zu schnuppern, die Atmosphäre die die Menschen, die Natur, das Zusammenspiel hier ausstrahlen einzuatmen.
Fussmarsch durch den Ort, rauf zum alten Kern, holprige steile Wege, gesäumt von kleinen Geschäften, Souvenirs, Bergsteigerausrüstungen, zur Residenz des Königs von Hunza. Begegnungen. Schüler, Touristen, Bewohner, Gewerbetreibende unterwegs.
Ich genoss den Ausblick, die Geschichte der Burg, der Residenz, an den Potala erinnernd, gebaut im tibetanischen Stil, enge niedrige Räume, Holz gefeuert, geheizt, Räume eins für alle und für alles, schlafen, essen, leben, sein, gemeinschaftlich.