31. August 2019 Pamir

31. August 2019 16/29 Pamir
Shtam – Garten neben Haus , nach Jelondy – Homestay
66,81km 5:12 Std, 12,84 Durchschnitt 869 hm

Ich bin gefahren, habe die Fahrt auch genossen, die Landschaft bewundert, mit den Kindern auf der Straße gelacht, aber es war auch eine Qual.
Leistungsabfall.
Gestern war meine Kraft gefühlt nur stark eingeschränkt, heute ging es noch schwerer.
Es war nicht zu erkennen wo dran es lag, zu zuordnen. Sicher der Infekt. Aber wie viel macht die Höhe zusätzlich aus, wie viel das Gewicht des Fahrrads, wie viel meine Kondition, mein Alter, mein Lebensstil, meine Moral. Meine Gedanken kreisten.
Immer wieder ging es mal rauf, kurze Rampen, lange Brücken, steile Kehren oder seichte Anhöhen. Ich konzentrierte mich auf den nächsten Buckel, achtete auf die Atmung, schaltete runter, spürte in Beinen und Herzrhythmus die Gradzahl der Steigung. Verglich die Leistung mit anderen Tagen, anderen Bergen, in anderen Ländern.
Lag alles an dem Infekt? Wie viel beeinflusste er meine Leistung.
In allem lag die Hoffnung nicht ernsthaft krank zu sein.

66,81 Kilometer – ich konnte nicht mehr.

Ich schlug mein Zelt im Garten eines Homestay auf, ließ mir gerne noch heiße Suppe, Tee servieren, wollte aber in Ruhe für mich in meinem Zelt haben und meinen Kampf mit der Atemnot und austrocknendem Mund alleine angehen.

Tagsüber traf ich auf einen Iren und einem Engländer. Sie schlossen auf. Wir hatten zusammen eine kleine Pause, fuhren dann vor. Ich traf in dem Homestay wieder auf sie.

Resignation.

Mein Entschluss für den nächsten Tag.
Ich werde einen LkW  anhalten, die letzten 80 Kilometer bis nach Alikhur, nehmen.
Ich kann nicht mehr fahren.
Ich gab auf.
Mein Infekt war nicht überstanden, Hals und Gliederschmerzen kamen auf, Schwäche.
Ich hatte Angst Fieber zu bekommen.
Mit dem Engländer Steward und dem Iren Shawn sprach ich über den Kampf, Disziplin, sinnlose Überanstrengungen, Dickköpfigkeit, über Moral und Mentalität.
Wie wichtig es ihnen, es anderen ist jeden Meter mit dem Rad gefahren zu sein.
Wo beginnt man, jeder für sich zu sagen das sollte man weiterfahren, das sollte man bleiben lassen, das kann man bleiben lassen?
Schön wäre es, wenn ich weiterfahren würde, es schaffen könnte, es genießen könnte.

Jeder Berg ist zu schaffen. (fast jeder). Wenn nicht in einem Tag, oder zwei dann halt in drei, wenn man nicht fahren kann dann schieben, wenn nicht mehr schieben dann jedes Gepäckstück einzeln rauf tragen.

Und genau da hört es bei mir auf. Das mache ich nicht.

Die Beine dürfen gerne abends mal dick sein. Ich habe nichts gegen Anstrengungen, schwitzen und auch ein bisschen leiden. Das gehört zu einer Radtour.

Aber wenn ein Weg für mich nicht mehr fahrbar ist, ob nur weil gesundheitlich geschwächt, oder konditionell und Kräfte mäßig nicht möglich, die Ausrüstung, das Rad nicht passend  dann muss und möchte ich es bleiben lassen.

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