Andere Reisende, ja wie machen die das ?
Ich verzichte morgens, aus reiner Zeitersparnis, Faulheit, auf einen frischen Kaffee, mir reicht Saft, auch klares Wasser.
In Krems traf ich auf eine blonde, sehr hellhäutige, sehr stille, radfahrende Frau. Mittleres Alter. Sehr minimalistisch. Sehr kleines Zelt, Taschen doch auch voll und hoch bepackt, ich sah sie nicht kochen. Sie grüßte nicht, sie sprach nicht, sie verabschiedete sich morgens nicht. Verbissen, Augen oft kneifend, Lippen gepresst, sortierte sie, scheinbar einem inneren Plan folgend ihre Sachen, kontrollierte jedes Detail zweimal, steckte es weg, überlegte, ging dann strebsam, zielgerichtet auf den nächsten, einer wohl stark eingeübten, zurecht gelegten Reihenfolge, Arbeitsgang über.
Dann war sie weg.
Ich weiss nicht woher sie kam, wie weit sie will.
Was ich gesehen habe, sie kaufte sich Obst, benutzte einen Campingplatz, nutze Strom und Bad.
Kosten ca. 15,-€ in Österreich.
Dann habe ich Jan aus Bonn kennengelernt. Ansteckend unbeschwert, offen, zuversichtlich, ohne feste Route, mit einer Idee Australien zu erreichen, sprintet er in den Tag. Tages Budget 5,-€. Angedachte Durchschnittsgeschwindigkeit 100 Kilometer am Tag.
Hart. Ich würde verhungern.
Verzichtet er? Vermisst er was? Er sagt, das ist sein Budget, damit kann er das Ziel erreichen. Ein paar Nudeln, Reis, Gemüse. Kein Hotel. Kein Campingplatz ist mit einkalkuliert.
Ein weitgestecktes Ziel. Kostet es ihn viel? Entbehrungen. Jan, wenn er es schafft, würde sein Ziel mit knapp 1800,-€ in einem Jahr erreichen. Das ist sein Ziel. Bestärkt es ihn so sehr. So kann er es erreichen.
Dann Carola.
Ungestüm, auch jung, motiviert, hat eine Idee, will unterwegs helfen, etwas Gutes tun, etwas bewegen, aufbauen, mit ihrer Reise verbinden, reist auch alleine.
Viele der Radler sind schnell. Ich kann nicht sagen ob sie getrieben sind, Strecke zu machen, voran zu kommen, ob durch die Anstrengungen freigesetzte Endorphine, Körpereigene Morphine, ihr Verhalten beeinflusst. Starten sie schon schnell, werden sie schneller, wird man unterwegs schneller, unruhiger?
Genau das möchte ich nicht.
Reduce Speed, sagten die Rad Nomaden, das war nicht nur ein Titel ihres Vortrages, das ist hängen geblieben. Das spricht an. http://www.reducespeed.de/
Dorothe Krezmar und Kurt Beutler. 160000 Kilometer in 10 Jahren. Ich möchte 18.000 Kilometer in einem Jahr schaffen und das kommt mir schon im Mittel sehr schnell vor.
Zur Zeit ist das, für mein Knie noch zu schnell.
Ich habe keine große Reisekasse, will sparsam sein, verzichte, campe, zelte gerne, esse Obst, koche das eine oder andere selbst, doch mit 5,-€ mit 10,-€ am Tag komme ich nicht aus.
Ein heißer Tag in Österreich, Stunden lang durch die Auen der Donau geglitten, über 50 Kilometer getreten, der Weg wechselt auf die andere Flussseite, eine Fähre steht zur Verfügung. Die Überfahrt kostet für Mensch mit Rad 3,80-€. Das Kaffee gegenüber, lacht, lädt ein, eine Pause ist notwendig, eine Toilette ist dabei, ein Wasserhahn, den ich nutzen kann meine Flaschen aufzufüllen, ich bestelle mir einen Eiskaffee. 5,80-€
10,-€ sind weg. Noch nichts gegessen, noch nirgends geschlafen, noch keine Toilette genutzt, keine Getränke, kein Obst, keine Sonnencreme, nichts weiteres – ich weiß draußen scheißt man in den Wald – aber nahe der Städte? Muss das sein?