Von Tashkurgan, am 27. September 2019
zur Grenze musste wieder ein überwachtes Sammeltaxi genommen werden. Gestopft voll, 12 Leute, eine Tonne Gepäck, das Rad aufs Dach geschnallt, der Wagen mit Überwachungskamera ausgestattet, ohne Halt, ohne Stopp, über hundert Kilometer zur Grenze.
Die Papiere, das Gepäck, das Visa wurde noch im Busbahnhof in Tashkurgan genauestens begutachtet.
Noch mal wurden Bilder gemacht, dann wurden wir auf die Reise geschickt, hinaus aus China.
Auf der Passhöhe, dem Khunjerab, steht das riesige Tor nach China. Wir fahren durch und raus. Die Pakistanis begrüßen uns freundlich, winken und schicken uns in das achtzig Kilometer entfernte Sost.
Der Fahrer hat für touristische Sperenzchen keinen Sinn. Er hielt nicht an. Lies uns nicht aussteigen. Es gab kein Photo von der Passhöhe, von der Grenzstation, von dem Gate nach China.
Und irgendwie habe ich es auch nicht gebraucht. Eine Erinnerung an so viele Unbequemlichkeiten? Für was?
Auch war der sagenhafte Karakorum Highway auf chinesischer Seite eher langweilig, eintönig, karg.
Jetzt begann Pakistan.
Umgeben von sechs bis sieben Tausender, ging die Passstraße von 4700 Meter, in hoher Geschwindigkeit, auf 2800 Meter nach Sost runter.
Deutlich sichtbar wie brüchig das Gestein, wie lose die Brocken, wie steil, enorm steil und Sturz gefährdet jeder Hang, die Erosion täglich Tonnen bewegt, auf die Straße regnen lässt, Leitplanken wie Papier zerknüllt, Stützmauern zerschlagen.
Doch spiegelen Berge den Lebensmut, das Offenherzige, der sofort auffallenden Freundlichkeit der Pakistanis wieder. Strahlten Stolz, Erhabenheit und Freude aus.
Sost
Grenzstadt, Dorf, ein Straßendorf gesäumt mit Buden, Restaurant, Geschäften, kleinen Hostels, Umschlagplatz diverser Waren.
Eine Nacht blieb ich nur. Lucas, krank, überanstrengt und ausgelaugt von seiner Fahrt von Kasghar nach Tashkurgan, blieb, wollte nach kurzer Regeneration unbedingt auch die Etappe von der Grenze nach Sost, rauf und runter nachholen, fahren. Unvernunft, jugendlicher Leichtsinn und der Sucht nach den Endorphinen unterlegen. Ich befürchtete das wird ihn vollends seine Gesundheit kosten. Ich konnte ihn nicht davon abbringen, musste ihn lassen, wollte es aber auch nicht unterstützen.
Ich fuhr nach Gulmit.