Skandia 15
Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
Regentropfen, Nebel, Kormorane, Zelte an den Deichen… Chemie und Stahlindustrie, Dörfer. Felder und Schafherden – der Rhein.
Von 813- 688 km
Ich halte euch auf dem laufenden, erzähle und schreibe, teile euch meine Sicht mit.
Mit einem Mobiltelefon.
Ich schreibe, tippe meine Berichte auf dem kleinen Bildschirm, lese Nachrichten, schaue nach dem Wetter, nutze den Ortungsdienst.
Vor 14 Tagen sind wir gestartet, mutig ins Wasser gesprungen, von allen Widrigkeiten einfach keine Kenntnis genommen, ignoriert, es wird schon klappen, was sollte schon passieren?
Es wurde schon mal kalt, es gab einwenig Wasserknappheit, man hat sich schon mal angepflaumt, es war mal etwas bewegt auf dem Wasser und mal eng in einer Schleuse.
Jetzt, aktuell, wo ich das schreibe, sind es nur noch 38 Kilometern bis nach Köln.
Warum haben wir das Boot nicht in Mölln gelassen, trocken, stehen gelassen ?
Ist mir zum einen zu weit weg, ich möchte an der Skandia noch arbeiten, Elektrik verbessern, restaurieren, kleine Umbauarbeiten vornehmen, ein Bett verlängern, ein Bett verbreitern, Sitzecke komfortabler gestaltet und die Navigation, Plotter, Funkgerät besser studieren und besser kennen lernen.
Und das vor der Haustüre.
Die 14 Tage an Bord haben mir viel gebracht. Praxis, Kenntnisse, Übung, das Handling von Toilette, Heizung, Herd erfahren. Die Zeit verging im Fluge.
Nun ja.
Erste Erkenntnis- 10 Meter Länge bieten doch mehr Platz und Bequemlichkeit als erwartet.
Und dann habe ich die 14 Texte, Tagebuch, Einträge, das kleine Logbuch geschrieben.
Kontakt halten, den Freunden die wirklich interessiert sind, Mitteilung geben, Anteil haben lassen und auch selber das Erlebte reflektiert.
Heute beeile ich mich, denn ich weiß, dass wenn wir in Köln einmal sind, angelegt haben, die Wohnung betreten haben, der Alltag versucht uns wieder zu vereinnahmen, ich kaum Muße und Zeit haben werde zuschreiben und diese Reisegeschichte zu Ende zu erzählen.
„In diesen Block sollte wenig geantwortet werden es überlastet die Überlasteten“.
Das Handy ist ein Gräuel, eine zeitfressende Bestie, eine zerstörerische Maschine, es lockt Dich mit vermeintlichen Vorteilen und Nützlichkeit, aber dann,
es klaut Gedanken und Wünsche, verkauft deine Daten, dann wirst du belästigt, ausgenutzt und manipuliert.
Nein? Doch!
Ja ich lasse auch viel zu, glaube das eine App, ein Nachrichtenportal ein guter Gegenwert ist, einen guten Gegenwert hat, ich sehe bei Google wo ein Stau ist, er sagt mir welche der kürzere Weg ist, und die Algorithmen sagen mir auch was ich mag, lesen möchte, Cookies erinnern sich daran was ich gesehen habe, für was ich mich interessiert habe und bombardieren mich mit einer entsprechenden Werbung. Wie weit geht die Informationstechnik heute? Wie weit ist sie schon? Wie viele Daten haben Sie von uns schon? Und was machen Sie daraus?Ich sehe es als sehr kritisch, ja vielleicht sogar gefährlich an, begebe mich aus Bequemlichkeit, vielleicht ja, auch in die gleiche Abhängigkeit und Gefahr.
Wer viel Geld in Werbung gesteckt hat, der will etwas verkaufen, er will etwas erreichen, der will deine Gedanken, dein Interesse, Aufmerksamkeit auf das lenken was ihm behagt.
Das macht nicht nur Kellogg’s so, oder Nutella, da werden Zulieferer für das Schiff, plötzlich mehr erwähnt, und auch bei Facebook werden Gruppen, Gemeinschaften vorgeschlagen die mich, komischerweise, eigentlich weniger interessieren?!
Kein Zufall.
Und das fällt auf, wie sie lenken, sie dich ablenken. Leiten.
Da geht das Instrument Google hin. Es steuert nicht nur auf der Straße dein Auto, es lenkt auch deine Interessen, sagt dir was du lieber lesen sollst, und macht Artikel, politische Gruppen, andere politische Parteien, andere Meinungen schwerer auffindbar,.! Der Algorithmus wird nicht nur von einer Maschine bestimmt sondern hat Vorgaben.
Nein? Doch!
Wir verlassen uns zu sehr auf das was uns Google vorschlägt. Denken nicht mehr selbst.
Es gibt Bekannte die grundsätzlich mit dem Auto, nur mit dem Navigator fahren, die den Weg ohne überhaupt nicht mehr zurück finden, und jeder kennt die Geschichte von den Leuten die ins Hafenbecken gefahren sind weil der Navigator gesagt hat geradeaus geht die Straße. Sie verlassen sich auf den „Computer“ – denken nicht mehr selbst.
Da ist die Gefahr offensichtlich.
Nicht offensichtlich ist sie aber wenn in der Tagespresse, im Mainstream, in der Tagesschau von morgens bis abends immer nur eine Denkweise, eine Sichtweise propagiert.
Das ist gut, wäre gut, die ist richtig, und nur das sind wahren Demokraten, das der böse Diktator, der der Schlächter von Istanbul, …,
Einheitlich, vorgegeben, ohne das etwas hinterfragt werden soll , darf ( RKI Chef Wiehler bei einer Pressekonferenz )
Unsere Bequemlichkeit öffnet Ihnen die Türe zu deiner, unseren Privatsphäre(n).
Es, die „sozialen Medien und die Suchmaschinen“ nehmen dir das Denken ab, sie machen es Dir bequem, du bist ja in guter Gesellschaft suggerieren sie, wenn du dieser oder jener Meinung bist, machst du alles richtig!?
Sie nehmen Dir die Möglichkeit weg eine eigene Meinung zu bilden.
Nein? Doch!
Denn du bekommst fast nur noch einen gesiebten Einheitsbrei zu fressen.
Nein? Doch!
Aber egal!
Warum ich das hier erzähle?
Es gibt zu wenig Achtsamkeit, Sorgsamkeit, Vorsicht.
Für mich Zuwenig.
Es ist alles so schnelllebig… nein, wir haben, wir hätten die Zeit, wir müssen sie uns nur nehmen.
Doch in was investieren wir die, unsere Zeit?
Mit Freunden? In Gesprächen, in Gemeinschaften?
Zuwenig, kaum noch, leider.
Wann hat sich ein „Freund“ das letzte mal sich Zeit genommen, gemeinsam spazieren zugehen ?
Keine Zeit, zu mühselig, ander mal..
Seine Frau lässt ihn wahrscheinlich nicht (haha)
Bin ich besser? Mache ich es besser.
Nein wahrscheinlich nicht. Aber es fällt mir auf und es stört mich.
Handy, Computer, iPad, Computerspiele, Netflix, YouTube, Twitter und Facebook und noch ein paar duzend Zeit Klaumaschinen zerstören das soziale Leben, Vereine, Freundeskreise, vielleicht auch Familien, denn man muss Freundschaften pflegen…
Und jetzt werden Vereine geschlossen, Restaurants, Cafés, Begegnungsstätten, Treffpunkte, Zentren für Gemeinschaften.
Das soll aus Vernunft zz geschehen.
Mit der Straßenbahn, Bus, voll und übervoll, eng gestopft kann man zur Arbeit fahren, im Supermarkt packt jeder den Einkaufswagen, das Trennschild auf dem Kassenband, tausender Leute an-
aber man darf nicht mehr im Wald reiten, Golf spielen, flanieren, Eis essen…
komisch
Das soll aus Vernunft zz geschehen.?
Heute kommen wir nach Köln, nach Hause, der Stollen ist fertig gebacken, recht gut durchgezogen, Kaminholz kommt morgen, der Ofen wird gestocht , das wäre schön jetzt Freunde zu treffen, zusammen zu sitzen, Kaffee zu trinken und zu quatschen….,die Denunzianten spitzen die Ohren und Bleistifte…
Was willste machen?
Ach ja, die Skandia.
Zuverlässig, gut mütig, heimisch, Obhut gebend.
Paul das Schlitzohr, ist übrigens vorgestern an einem Stacheldraht hängen geblieben….
Und
Wir haben angelegt.
Wasserstand im Hafen 145 cm, die Skandia hat 135 cm
Wir haben immer (noch) eine Handbreit Wasser unter dem Kiel
Es war schön. Spannend, aufregend, lehrreich… und die Zeit verging wie im Flug
Ahoi