Alltag eines Radfahrers – am Ende wird alles gut – sonst bist Du noch nicht am Ende

9.5.2019

Belgrad – Kovin

Ich hatte keine Lust heute weiter zufahren, ich hatte wirklich keine. Es war ein Qual heute, aufzustehen, Sachen packen. Es sollte regnen. Ich suchte eine Ausrede, eine mit der ich mich dabei selbst im Spiegel noch anschauen könnte. Aber so ein bisschen Niesel?! Das war es nicht. Das war nicht das was mich hinderte, das war nicht das was es mir schwer machte.

Ich hatte schlecht geschlafen, ein paar Gedanken, sie kamen gestern beim Tagebuch schreiben, hingen mir noch nach, waren nicht verarbeitet.
Das Frühstück schmeckte fad, Müsli mit Obst, dann noch 2 Bananen.
Nun gut, dachte ich, egal, komm, und wenn es nur bis zum ersten Camping Platz wird. Aber immerhin etwas Bewegung.

Ich kenne dieses Unwohlseingefühl, vor einem Aufbruch, Sachen packen, Heim zurück lassen, ins Unbekannte aufbrechen. Es liegt mir auf dem Magen. Es ist ein unbestimmtes Gefühl. Es ist bedrückend, es bedrückt.
Aber ich weiss auch, dass es nur von kurzer Zeit ist. Bin ich gestartet, bin ich in Bewegung, schnuppere ich die Luft, befreie ich mich von der Last. Sie fällt langsam aber stetig ab.

Und dann bin ich mit dem Tag beschäftigt.
Und der tag heute hat mich beschäftigt.

Wie gestern schon gesagt, mein GPS hat noch nicht die richtigen Karten geladen. Wenn ich umplanen muss wird es schwierig. Mein Telefon empfängt in Serbien kein ausreichend leistungsstarkes Internet. Umplanen geht nicht, Karten werden nicht geöffnet, Maps geht nicht…also weiterfahren.

Ich war begeistert wie mich die App aus Belgrad geführt hat, links, rechts, 200 Meter, dann wieder links und so weiter.
Ich weiß nicht welche Kriterien heute angesetzt waren, nach welchen Algorithmen der Weg bestimmt wurde. Aber es musste so etwas sein wie, kürzester, egal wie widerlichster Weg.
Zuerst stand ich unverhofft vor eine Fähre, die glücklicherweise nach nur einer Stunde Wartezeit fuhr. Der Fährmann konnte es nicht fassen. Seine unverständlichen Worte konnte ich nach dem Tag, nach dem Anlegen auf der anderen Seite gut interpretieren.
Was machst Du hier? Geld hat er keins genommen. Sicher dachte er, der Junge wird es noch brauchen.
Vielleicht geschehen solche Tage aber auch, wenn das Bauchgefühl morgens schon sagt, bleib lieber liegen, vielleicht sind das aber auch die sich selbsterfüllenden Gedanken.

Es war eine schöne Fährfahrt.

Dann kam eine sehr ruhig gelegene Strecke, ein Waldweg, ein Damm. entlang riesiger Auen, riesiger Felder, rauschenden Pappel im Wind, einsamen Schäfern, erschrockene Fasane und einem stutzig guckenden Bauern.
Schlamm, Weichsand, kühler Wind, weicher Boden, rutschige schlammige Pfützen.
Qualvoller konnte es kaum noch werden. Die Beine wurden dick. Doch es fing wieder an zu regnen.
Nach Stunden verlies ich entnervt den vorgeschrieben Weg. Diese pittoreske Wegempfehlung, riskierte blind weiter zu fahren, nahm einen Umweg egal wie weit er werden würde in Kauf.

Eine serbische Familie lud mich zur Stärkung auf einen Kaffee ein, ich genoss ihn, verschlang ein paar Kekse und ging gestärkt wieder zurück zu meinem Abenteuer.
Ein Abenteuer ist ein Unterfangen mit ungewissem Ausgang.
Eines wusste ich aber gewiss. Die nächste Absteige ist mir! Kovin

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