Category Archives: die 4.Etappe jetzt kommt der Pamir und…

15. September 2019

15. September 2019
Richtung China Sary Tash / Kirgistan

Zeilen, Zeilen, ..
Wörter, Wörter, Bilder und Gedanken, Bilder der schönen Berge, der Strecke, der Gefühle
Kommt herbei…..

Unterwegs war es zu kalt, ich war zu müde, es gab nur meinen kleinen Notizblog in dem ich ein paar der Empfindungen, der wichtigsten Punkte, kurzfristig, authentisch sollten sie sein, bedeutendes nicht zu vergessen, niedergeschrieben, notiert hatte.

Jetzt nach drei Tagen in Kasghar sehe ich diese Bilder kaum noch, das Keuchen den letzten Pass rauf, wie lange es gedauert hatte, wie kalt es war, wie lange ich mich gedulden musste den letzten Pass raus aus Kirgistan zu erklimmen, die Anstrengung. Es ist wie früher als Kind, man erinnert sich nicht an die Aufregung des ersten Fahrradfahrens, den Vater den man bei seinem Lauftraining begleitet hatte, man erinnert sich an die schönen Momente und nicht mehr an die aufgeschlagenen Knie.

Fotos vom 11. -14. September

14. September 2019 Pamir

14. September 2019 30/29 Pamir
Richtung Kirgistan Zeltlager 4154 m.M nach Sary Tash Kirgistan
Der Kyzyl-Art Pass mit 4282 m
55,16 km 4:24 Std 12,52 Schnitt 341 hm

Ich freute mich auf die Sonne, wartete auf die wärmende Kraft. Es war unglaublich still.
Eis am Zelt, das Wasser in den Flaschen gefroren, Raureif auf den Pflanzen und unglaubliches Bild.
Ein paar kleine Vögelchen besuchten unser Camp.

Mit dem letzten Wasser, das ich entbehren konnte,  kochte ich mir einen Kaffee, mit dem letzten Saft, den ich noch mal erhitze, füllte ich mein Müsli auf.
Sam gab mir zur Sicherheit für die letzte Etappe durch Tadschikistan einen weiteren Liter Wasser ab.

Gefühlt ging es nur noch bergauf. Das letzte wurde aus mir gesogen, die letzte Kraft, das letzte bisschen Moral.

Der Kyzyl-Art Pass mit 4282 m liegt wenige hundert Meter hinter der tadschikischen Grenzstation.

Die Drei waren schon durch als ich vollkommen erschöpft an dem Posten ankam. So viele Bilder wurden auf dem Weg Bergauf wach, die Bergkulissen, die unglaublichen Farben der Gesteine lösten Erinnerungen an 2011, Erinnerungen an den Weg den ich damals gegangen bin, der Weg zu mir, aus.

Vorgestern schrieb ich noch cool in mein Tagebuch, dass ich mit den Emotionen, den Gefühlen und der Geschichte des „Steines“ von 2011 abgeschlossen habe. Ich wollte ihn einfach und ohne Theater ablegen, zurück legen wo er hingehört.

Aber auf dem Gipfel nach 5 Monaten radeln und wieder auf 4282 Meter war es dann anders. Es brach alles wieder auf und es brach aus mir raus, es hat mich mitgenommen, aber es war auch wie eine Erlösung, es war heilsam, es war raus. Erinnerungen und neue Erkenntnisse. Der Weg war hart aber gut.

Der Grund meiner ersten Reise Richtung China, die Suche nach einem neuen Weg nach meinem Ich, wer war ich, was wollte ich, wo sollte mein Weg hin gehen? Verarbeitung meiner privaten Situation, meiner Beziehung zur Frau, zur Familie, zur Firma.
In den acht Jahren ist wieder so viel passiert, hatte ich mir soviel aufgehalst, was mich überforderte, und auch krank gemacht hatte, dass ich den Abstand brauchte.
Die Entscheidungen zu reisen, Abstand zu finden, zu mir zu finden waren aufwendig.

 

Dann erreichte ich am 14. Sept Mittags, einen Tag später als gedacht, den Gipfel des Passes.

Ich fasste in einer Videoaufzeichnung meine Emotionen zusammen.

Wollte von meinem tollen Erlebnis, von dem Stolz die Pässe überstanden zu haben, von den tollem blauen Himmel, den Murmeltieren, den gigantischen Kulisse, den Bergen berichten und dann brach die Geschichte, meine Erinnerung an alles was mich 2011 bewog, aus mir heraus.

Es war ein Abschluss. Es war einwenig schmerzhaft aber auch erlösend und befriedigend.

Konnte ich nie Frieden mit meiner vergangenen Beziehung, Liebe, schliessen und finden, fand ich emotional bewegt, von den Strapazen gezeichnet aber zu meinem Unterbewusstsein geöffnet, befreit, die Worte, die Gedanken, die Gefühle die ich dann aussprechen konnte.

Ich musste meiner „Perle“ sagen was mich bewegte. War es richtig, nötig? Es musste raus. Denn sie hatte nach Ihrer Trennung von mir mit mir nie wieder geredet.

Dann aber fand ich auch die Worte des Dankes für die, die mir den Rücken stärkten, die mich lieben, die meine Freunde, meine Familie sind. Das ich sie liebe und ich dankbar bin, für ihre Freundschaft, für ihr Verständnis, dass sie mich lassen wie ich bin.

Den „Stein“ konnte ich dann, auch einwenig Tränen reich ablegen.

Für die die mich in den letzten Jahren, auch mit der „Geschichte des Steines“ kritiklos begleitet haben, hob eich eine kleine Handvoll kleiner Steine, grüne, vom Pass und, weil es nach vorne geht, von der Abfahrt des Kyzyl-Art Pass, auf.

Eine kleine Erinnerung an diese Reise und Dank, und mit den besten Wünschen habe ich sie versehen.
Für Uschi, eine alte Freundin, die mich seit Jahren auf meinem Weg begleitet, mich in vielen unterstützt und beisteht.
Für meine Mutter, die mich seit immer so nimmt wie ich bin und es nicht leicht mit mir hat.
Für Klaus, dem ich das Beste wünsche. Der mein Leben mit seiner Ausbildung und nun mit seiner Freundschaft zu mir prägte. Im wünsche ich von Herzen die Stärke die jetzt braucht. Und keine Schmerzen mehr.
Für Otto meinem Sohn, auf den ich mächtig stolz bin.
Für Frederick, weil ich ihm eine glückliche Zukunft wünsche mit all der Kraft die man dafür braucht.
Für Christiane, eine tolle Frau und Mutter des kleinen Houfs (auch ein bisschen Fabel) die bestimmt viel Kraft braucht für die Mentalität und der sture Charakter der Houfs
Auch für meine Tochter Felicitas, die ich bitte, da lege ich einen kleinen Stein in die Hoffnung, dass sie eines Tages mich versteht.
Und für Geraldine, die mir ihr ganzes Herz schenkt und mir in allem so zu Seite steht.

Als Dank und Anerkenntnis. Gesammelt in Liebe und den besten Gedanken und Wünschen.
Vielleicht bleibt aus der Handvoll noch das eine oder andere Steinchen für ein paar unerwähnte Freunde.

Die Abfahrt.

Die Abfahrt ging beseelt, befreit und glücklich, Kilometer lang durch eine wunderschöne, beeindruckende, fantastische Landschaft. Und wie damals, 2011, öffnete sich Kirgistan wie zur Belohnung für die Strapazen, die Gedanken, die Erfahrungen und neuen Erkenntnisse, farbenfroh, einladend und warm.

Hinter dem kirgisischen Grenzposten, der gute 20 Kilometer von der tadschikischen entfernt liegt, begann eine wunderschöne Abfahrt, asphaltiert, glatt in ein riesiges breites Tal.

Auch wenn auf den letzte 15 Kilometer, unerwartet, wieder ein zäher, kräftezehrender Gegenwind aufkam, nahm ich ihn einfach hin, beugte mich in den Lenker, schloss die Jacke und trat, allen letzten Ressourcen ausgebend, geduldig, fast 2 Stunden bis nach Sary Tash.

Es war geschafft.

Mit Dan, Sheena und Lucas quartierte ich mich in eine Pension ein.
Froh und Dankbar für die Gemeinschaft gab es auf die Fahrt über den Pamir ein paar Bier und eine Flasche Wodka.

Jetzt bereite ich mich auf China vor, die Zukunft. Es geht nach vorne.
Jetzt geht es weiter. -ein neuer Lebensabschnitt kann beginnen.

www.derSpurensucher.de

https://www.facebook.com/Der-Spurensucher-mit-dem-Rad-Richtung-China-395639377897693

13. September 2019 Pamir

13. September 2019 29/29 Pamir

Karakul 3800 m.M – Richtung Kirgistan Zeltlager 4154 m.M
2 Pässe 4200m
46,92 km 3:53 Std 12,07 Schnitt 386 hm

 

Zusammenfassung.

Liebe Leute das wird für mich nicht unbedingt zur Lieblings-obsessionen.
Ich bin in Sary Tash Kirgisistan. 15.Sept.2019 und möchte hier die beiden letzten Tage zusammenfassen.

Ich brauche Pause und Abstand von den Bergen. Durchhalten war mein einziger Gedanke. Die letzten Tage waren das härteste was ich je erlebt habe. Ich bin glücklich und zufrieden – der Kampf die Pässe zu erklimmen- manchmal kam ich schiebend nur noch 20 Meter weit, dann war ich platt, das Herz raste die Lunge pfiff auf 4000m, 4300m und Ihr wisst der 4655 Meter Ak-Baital Pass steckte noch in meinen Knochen.

Am 13. September starte ich mit dem Pärchen Dan (Engländer) der Irin Sheena und dem jungen Lucas aus Wisconsin Richtung Sary Tash, Kirgstan. Zwei Pässe standen an.

Ich war froh in Begleitung mich auf den Weg machen zu können. Vor diesem Abschnitt, die Stunden des Leidens und der Qual, den Ak-Baital Passes noch vor Augen, ewig lange Passagen durch trockene, karge Einöden, hatte ich verdammten Respekt.

Gute 100 Kilometer sind es von Karakul bis nach Sary Tash. Einzelne Radfahrer deuteten an, in der Hoffnung auf die lange Abfahrt nach Kirgistan rein, es an einem Tag zu versuchen.

Wir haben es nicht geschafft.

Es war brachial, brutal und für mich teils deprimierend. Ich konnte die Geschwindigkeit der drei am den Bergen nicht halten. Die Höhe schaffte mich. Doch ich musste weiter. Es gab keine Alternative, kein Ausstieg, kein anderes Wegkommen.

In der Mittagszeit, wir fuhren gerade den ersten Pass, der mich viel Kraft und Moral gekostet hatte, herunter, kam dieser unglaubliche Wind wieder auf. Knallhart, eiskalt, ein Sandsturm, unerbittlich. Das deprimierte. Die Augen mit einer Brille, die Mund und die Nase mit Tüchern geschützt, dick eingepackt stemmten wir uns ihm entgegen. Der angestrebte Zeltplatz nach 55 Kilometern war nicht zu erreichen. Ich war froh und dankbar nicht alleine gewesen zu sein.

Am frühen Nachmittag schlugen wir unser Lager auf, schützten uns so gut wie es ging vor dem Wind und ich kroch nach einem Topf langweiliger Nudeln, müde und kaputt, fröstelnd mit reichlich Klamotten in meinen Schlafsack.

In der Nacht hatte ich minus 4 Grad im Zelt.

Vorwort zum 13. September und 14. September 2019

Vorwort zum 13. September und 14. September 2019

Pamir (13. September) und dann weil es einfach zu schwer war (14. September)

Die Geschichte von „dem Stein“ geht manchen auf den Sack.. Die Geschichte ist aber Geschichte, sie ist vergangen und das ist auch in Ordnung so.
Die Geschichte der Reise Richtung China I bis jetzt III  ist aber Teil meines Lebens, Antrieb, Emotion, Geschichte. Sie hat Einfluss gehabt, mein Leben, meinen Alltag geprägt.
Ich habe aus I – III gelernt und neue Erfahrungen geschöpft.
Die Geschichte als vergangen und als Geschichte anzuerkennen, neue Wege zu sehen und zu gehen, heute zu leben ist Teil der neuen Erfahrungen.

 

12. September 2019 Pamir

12. September 2019 28/29 Pamir
Karakul 3800 ü M
0 km

Der Stein

Erfahre mit Erstauen die schnelle Fluktuation der Reisenden. Ob mit Rad, Motorrad, eine geführte Gruppe oder Allrad, sie kommen, spät, schnell, essen etwas, trinken einen Chai, begeben sich auf ein Nachtlager, stehen morgens auf, frühstücken und rauschen weiter.

So habe ich in den ersten 2 Tagen mehrere Motorradfahrer, 4 Radfahrer, einen italienschen Rentner ohne Gepäck und Fahrzeug, zwei kleine Reisegruppen und eine koreanische Familie mit Auto und 2 Freunden mit Motorrad auf dem Weg von Wladiwostok nach Paris in meiner Unterkunft getroffen

Ich hatte mir lange auch Gedanken darüber gemacht, ob der Stein der mir soviel bedeutet, oder bedeutete, überhaupt nach Köln gehörte.
Fast egal aus welchen Gründen nun, kommt er zurück, lege ich ihn zurück wo ich ihn gefunden habe.

2011 hatte ich ihn auf der letzten Anhöhe Tadschikistans gesehen und gefühlt dass er alles in sich barg, wieder spiegelte und mir in dem Moment offenbarte, was meine Fahrt Richtung China 2011 bedeutete, was mich dazu antrieb, was ich gesehen, erfahren und auch gelernt hatte.

Er war der Stein der mir auf dem Herzen lag, auf dem Magen und aber auch der Stein den meine damalige Liebe bei mir im Brett hatte.

Denn eine Reise, alleine, mit soviel Abstand zum Alltag, weg von all den Ablenkungen und auch weg von der Umgebung die mich einzwängte, die Erinnerungen wach hielten, die einen beeinflussten, ein langer, einsamer, auch anstrengender Weg, ist wie eine Klausur.

Man kommt voran.
Man lernt und man bekommt auch Verständnis.

Ich wollte diesen Stein, der Freundschaft, der Erinnerung, auch der Anerkennung, vielleicht auch zum Dank für die schöne Zeit meiner vergangenen Liebe nach der Reise, übergeben.
Freundschaft schließen.
Sie hat den Stein nicht angenommen. Sie hat auch ansonsten nie mehr mit mir gesprochen.
Viele Fragen blieben unbeantwortet.

Tadschikistan war für mich das weiteste, das am schwersten zu erreichende, das unbekannteste und das am schwersten zu bereisende Land. Und das mit einem Motorrad, das hatte ich noch nie gemacht. Das war damals mein Weg, Richtung China, mein Weg raus aus dem Dilemma, aus der Not, aus der Einsamkeit. Mein Weg war eine Suche, eine Suche nach meinem Ich, wer bin ich, was möchte ich, wie geht es weiter?

Acht Jahre später, vieles ist passiert. Viel hatte ich gelernt, erfahren, ist mir passiert, hat sich geändert.

Es war Zeit für mich Abstand zu finden. (von vielem was ich mir aufgehalst hatte, was ich zugelassen hatte, was mir nicht gut getan hatte, was mich krank gemacht hatte, ausgelaugt und kaputt gemacht hatte) Es war Zeit diesen Weg zu beenden.

(Was einem nicht gut tut – lässt man selber zu – das muss nicht sein)

Die Reise Richtung China nun, habe ich mir auch nicht gerade einfach gemacht.

Ich wollte Zeit für mich haben, ohne Ablenkung, auf andere Gedanken kommen und wählte als Ziel nicht nur wieder das am schwersten zu erreichende, das am schwersten zu bereisende Land, mit Pässen über 4600 Meter – sondern ich wählte diesmal zu dem ein Fahrrad und möchte diesmal darüber hinaus auch China erreichen und über den Karakorum Highway nach Pakistan kommen.

Warum?
Tja warum nur? Klausur, Neugierde, Suche, Herausforderung…
Manches Neues habe ich gelernt. Wie auch damals, – so gut mir die Reise, alleine zufahren, auch getan hat – auch diesmal hätte ich manch einen Moment gerne mit jemanden geteilt.
Morgen komme ich nun an die Stelle wo ich den Stein gefunden habe und werde ihn, ohne großes neues Aufheben, einfach zurück legen. Tja.

Ob ich ihm eine zu große Bedeutung vorher geschenkt hatte, ob er nun einfach nicht nach Köln gehört oder aus anderen weiteren Gründen, ist mir heute egal.

Die Geschichte liegt in meinem Herzen.