14. September 2019 30/29 Pamir
Richtung Kirgistan Zeltlager 4154 m.M nach Sary Tash Kirgistan
Der Kyzyl-Art Pass mit 4282 m
55,16 km 4:24 Std 12,52 Schnitt 341 hm
Ich freute mich auf die Sonne, wartete auf die wärmende Kraft. Es war unglaublich still.
Eis am Zelt, das Wasser in den Flaschen gefroren, Raureif auf den Pflanzen und unglaubliches Bild.
Ein paar kleine Vögelchen besuchten unser Camp.
Mit dem letzten Wasser, das ich entbehren konnte, kochte ich mir einen Kaffee, mit dem letzten Saft, den ich noch mal erhitze, füllte ich mein Müsli auf.
Sam gab mir zur Sicherheit für die letzte Etappe durch Tadschikistan einen weiteren Liter Wasser ab.
Gefühlt ging es nur noch bergauf. Das letzte wurde aus mir gesogen, die letzte Kraft, das letzte bisschen Moral.
Der Kyzyl-Art Pass mit 4282 m liegt wenige hundert Meter hinter der tadschikischen Grenzstation.
Die Drei waren schon durch als ich vollkommen erschöpft an dem Posten ankam. So viele Bilder wurden auf dem Weg Bergauf wach, die Bergkulissen, die unglaublichen Farben der Gesteine lösten Erinnerungen an 2011, Erinnerungen an den Weg den ich damals gegangen bin, der Weg zu mir, aus.
Vorgestern schrieb ich noch cool in mein Tagebuch, dass ich mit den Emotionen, den Gefühlen und der Geschichte des „Steines“ von 2011 abgeschlossen habe. Ich wollte ihn einfach und ohne Theater ablegen, zurück legen wo er hingehört.
Aber auf dem Gipfel nach 5 Monaten radeln und wieder auf 4282 Meter war es dann anders. Es brach alles wieder auf und es brach aus mir raus, es hat mich mitgenommen, aber es war auch wie eine Erlösung, es war heilsam, es war raus. Erinnerungen und neue Erkenntnisse. Der Weg war hart aber gut.
Der Grund meiner ersten Reise Richtung China, die Suche nach einem neuen Weg nach meinem Ich, wer war ich, was wollte ich, wo sollte mein Weg hin gehen? Verarbeitung meiner privaten Situation, meiner Beziehung zur Frau, zur Familie, zur Firma.
In den acht Jahren ist wieder so viel passiert, hatte ich mir soviel aufgehalst, was mich überforderte, und auch krank gemacht hatte, dass ich den Abstand brauchte.
Die Entscheidungen zu reisen, Abstand zu finden, zu mir zu finden waren aufwendig.
Dann erreichte ich am 14. Sept Mittags, einen Tag später als gedacht, den Gipfel des Passes.
Ich fasste in einer Videoaufzeichnung meine Emotionen zusammen.
Wollte von meinem tollen Erlebnis, von dem Stolz die Pässe überstanden zu haben, von den tollem blauen Himmel, den Murmeltieren, den gigantischen Kulisse, den Bergen berichten und dann brach die Geschichte, meine Erinnerung an alles was mich 2011 bewog, aus mir heraus.
Es war ein Abschluss. Es war einwenig schmerzhaft aber auch erlösend und befriedigend.
Konnte ich nie Frieden mit meiner vergangenen Beziehung, Liebe, schliessen und finden, fand ich emotional bewegt, von den Strapazen gezeichnet aber zu meinem Unterbewusstsein geöffnet, befreit, die Worte, die Gedanken, die Gefühle die ich dann aussprechen konnte.
Ich musste meiner „Perle“ sagen was mich bewegte. War es richtig, nötig? Es musste raus. Denn sie hatte nach Ihrer Trennung von mir mit mir nie wieder geredet.
Dann aber fand ich auch die Worte des Dankes für die, die mir den Rücken stärkten, die mich lieben, die meine Freunde, meine Familie sind. Das ich sie liebe und ich dankbar bin, für ihre Freundschaft, für ihr Verständnis, dass sie mich lassen wie ich bin.
Den „Stein“ konnte ich dann, auch einwenig Tränen reich ablegen.
Für die die mich in den letzten Jahren, auch mit der „Geschichte des Steines“ kritiklos begleitet haben, hob eich eine kleine Handvoll kleiner Steine, grüne, vom Pass und, weil es nach vorne geht, von der Abfahrt des Kyzyl-Art Pass, auf.
Eine kleine Erinnerung an diese Reise und Dank, und mit den besten Wünschen habe ich sie versehen.
Für Uschi, eine alte Freundin, die mich seit Jahren auf meinem Weg begleitet, mich in vielen unterstützt und beisteht.
Für meine Mutter, die mich seit immer so nimmt wie ich bin und es nicht leicht mit mir hat.
Für Klaus, dem ich das Beste wünsche. Der mein Leben mit seiner Ausbildung und nun mit seiner Freundschaft zu mir prägte. Im wünsche ich von Herzen die Stärke die jetzt braucht. Und keine Schmerzen mehr.
Für Otto meinem Sohn, auf den ich mächtig stolz bin.
Für Frederick, weil ich ihm eine glückliche Zukunft wünsche mit all der Kraft die man dafür braucht.
Für Christiane, eine tolle Frau und Mutter des kleinen Houfs (auch ein bisschen Fabel) die bestimmt viel Kraft braucht für die Mentalität und der sture Charakter der Houfs
Auch für meine Tochter Felicitas, die ich bitte, da lege ich einen kleinen Stein in die Hoffnung, dass sie eines Tages mich versteht.
Und für Geraldine, die mir ihr ganzes Herz schenkt und mir in allem so zu Seite steht.
Als Dank und Anerkenntnis. Gesammelt in Liebe und den besten Gedanken und Wünschen.
Vielleicht bleibt aus der Handvoll noch das eine oder andere Steinchen für ein paar unerwähnte Freunde.
Die Abfahrt.
Die Abfahrt ging beseelt, befreit und glücklich, Kilometer lang durch eine wunderschöne, beeindruckende, fantastische Landschaft. Und wie damals, 2011, öffnete sich Kirgistan wie zur Belohnung für die Strapazen, die Gedanken, die Erfahrungen und neuen Erkenntnisse, farbenfroh, einladend und warm.
Hinter dem kirgisischen Grenzposten, der gute 20 Kilometer von der tadschikischen entfernt liegt, begann eine wunderschöne Abfahrt, asphaltiert, glatt in ein riesiges breites Tal.
Auch wenn auf den letzte 15 Kilometer, unerwartet, wieder ein zäher, kräftezehrender Gegenwind aufkam, nahm ich ihn einfach hin, beugte mich in den Lenker, schloss die Jacke und trat, allen letzten Ressourcen ausgebend, geduldig, fast 2 Stunden bis nach Sary Tash.
Es war geschafft.
Mit Dan, Sheena und Lucas quartierte ich mich in eine Pension ein.
Froh und Dankbar für die Gemeinschaft gab es auf die Fahrt über den Pamir ein paar Bier und eine Flasche Wodka.
Jetzt bereite ich mich auf China vor, die Zukunft. Es geht nach vorne.
Jetzt geht es weiter. -ein neuer Lebensabschnitt kann beginnen.
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