Category Archives: die 4.Etappe jetzt kommt der Pamir und…

30. August 2019 Pamir

30. August 2019 15/29 Pamir

Pamir Lodge Chorug  – Shtam – Garten neben Haus

65,81 km 5:20 Std. 12,32 km/h Durchschnitt • 972 hm

In der Hoffnung meinen Zeitplan radelnd, es pünktlich nach Murghab, dann über den Aktaipass, jeweils 2 Tage sowohl in Alikhur als auch am Karakul verbringen zu können und vor Ablauf meines Visa das Land zu verlassen zu können, zwangen mich zur Abfahrt.

204 Kilometer bis nach Alikhur. Ist die Etappe in drei Tagen fahrbar, für mich fahrbar?
Wie werden die Steigungen sein, wie die Straße, wie würde ich mit der Höhe zurecht kommen?

Ich wusste es nicht.

Ich fühlte mich nicht wirklich schlecht, ich fühlte mich aber auch nicht wirklich gut. Einwenig Bewegung, einwenig schwitzen, die letzten Symptome des Infekts rausschwitzen, es langsam angehen lassen, eher früher pausieren, so wollte ich es angehen lassen.

„es soll keiner denken die M 41 wäre ein Kinderspiel“ so schrieb ich in einer Nachricht.
Schon kurz nach Chorug zieht sich die Straße steil in das enge Tal hinein. Es steht dem Whakan und dem Tal des Pansch in nichts nach. Malerisch die Kulisse.
Schroffe steile Felsen, Eis bedeckte Spitze. Das Tal durchzogen, wie an einer grünen Perlenschnur, von kleinen Gehöften, Obstanbau, kleine Ansiedlungen.
Noch war es nicht so hoch, die Straße stieg jedoch stetig in weiten auf und ab Wellen. Chorug lag noch bei 2150 M.ü.M. mein Nachtlager schlug ich schon bei 2820 M.ü.M. auf.

Dieses Tal lohnt sich auch noch ein zweites Mal zu durchfahren. Gewaltig sind die Berge, das Tal wirkt enger und es wirkt ruhiger, da der Fluss der sich herunter windet, einschneidet, glasklar und eiskalt, kleiner ist, mit weniger Getöse herunter rauscht, wie der lebhafte, beeindruckende Pansch, in dem er mündet.

Die angestrebten 80 Kilometer zu einem beworbenen guten, ruhigen Zeltplatz, auf einer kleinen Wiese neben dem Fluss, habe ich nicht mehr geschafft. Schon nach 55 Kilometer sehnte ich mich auf ein Ende.

Neben einer Brücke, am Ende einer kleinen Ansiedlung, sah ich zwischen den Geröllhalden, Hecken und Höfen eine kleine Wiese. Ein paar Männer schraubten an einem alten Auto, wollten es wieder zum Leben erwecken, wir hätten es längst aufgegeben, ihn verschrottet.Ich ordnete dies Fleckchen Grün ihnen zu, fragte ob es ihnen recht wäre wenn ich dort mein Zelt aufschlagen würde?
Ich traf auf ein vollkommenes Unverständnis. Warum ich da zelten wollte?
Mit einer gebenden, zulassenden und gleichzeitig ab winkenden Geste, irritiert über meinen Wunsch, lachend und voller Unverständnis lud er mich ein doch eher in seinem Haus zu übernachten, das er mir Essen geben wolle, Tee und das ich doch nicht zelten bräuchte.
Sie ließen mich zelten, ließen es sich aber nicht nehmen mir Tee, Gebäck, abends eine Suppe und Brot und auch morgens, warme Milch und Tee zu bringen.
65 Kilometer hatte ich geschafft, die mich geschafft hatten.

 

Die Nacht.

Die Nase ging wieder zu. Warum nur, warum geht, wenn man sich zu Bett legt, dann einfach die Nase zu. Ich begann durch den Mund zu atmen, der Rachen, die Zunge trocknet aus, ich wache auf, muss etwas trinken, versuch die Nase frei zubekommen. Noch habe ich etwas  von dem Rachenspray, 2 weitere Hals desinfizierende Lutschtabletten.
Das Nasenspray, welches ich noch in Europa hatte, Gebiete in denen ich unter Umständen mit meiner Heuschnupfen Allergie zu kämpfen habe, gab ich schon lange zurück. Fehlt.
Seit dieser Nacht behelfe ich mir mit Tiger  „Balm“ Balsam, das ich mir mit dem kleinen Finger direkt in die Nasenhöhlen reibe.

29. August 2019 Pamir

29. August 2019 14/29 Pamir
0 Km
Pamir Lodge – Chorug

Ich ging nur spazieren.
Etwas einkaufen.
Milchpulver, Haferflocken, Kekse, Nahrung und Notnahrungmittel für die nächsten Tage.
Morgen muss ich los, den Versuch starten, sonst schaffe ich es nicht in der Zeit radelnd bis  über die Grenze.
Ich dachte an die zerstörten, leidenden Gesichter der Radler, die ich auf meiner Motorradtour 2011 sah.
Sie waren überanstrengt, von den auslaufenden Visa gedrängt, ausgezerrt, von Krankheiten gezeichnet, vom eigenen Willen unbedingt jeden Meter zu radeln überfordert.

28. August 2019 Pamir

28. August 2019 13/29 Pamir
0 Km
Pamir Lodge Chorug

Halsschmerzen.
Der Infekt ist nicht mehr weg zu ignorieren.
Alle zwei Stunden in der Nacht wach geworden, musste etwas trinken, die Atmung ging irgendwann immer von der Nase zum Mund, ich trocknete aus, es schmerzte zusätzlich.
Schlapp.
Ob ich Temperatur hatte weiss ich nicht, aber ich habe geschwitzt und fühle mich schlapp.
Der Magen ist zum Glück wieder stabil

Fotos Pamir vom 16.08. bis 26.08.2019

27. August 2019 Pamir

August 2019 12/29 Pamir
0 Km
Pamir Lodge – Chorug

Nichts – nichts bemerkenswertes.

Ich habe den Tag langsam angehen lassen. Bin etwas in der Stadt, dem Städtchen spazieren gegangen, habe einen Kaffee getrunken – Johannes – einem 19 jährigen Radfahrer aus Deutschland kennen gelernt, seit anderthalb Jahren ist er unterwegs, von Deutschland nach Indien, Asien China Mongolei, nun ist er auf dem Heimweg.

Aufwendigste Arbeit heute war nach 11 Tagen die Tagebucheinträge zu versenden – endlich

das Netz brach wieder zweimal zusamme

Rushan Homestay – Chorug – Pamir Lodge

26. Aug. 2019 11/29 Pamir

Rushan Homestay – Chorug – Pamir Lodge

68.47 km 4:56  Std. 13,87 Schnitt 504 Höhenmeter

 

Schmerzen im Unterbauch.

Die Nacht geschwitzt, gewälzt, viel geträumt.

Koliken.

 

Ich wollte weiterfahren, mit dem guten Gefühl von gestern, entspannt, regeneriert heute aufs Rad.

Ich musste etwas essen, frühstücken, Energie für den Tag aufnehmen, der Kaffee, die Crepe gefüllt mit Marmelade lagen direkt schwer im Magen.

Ich wusste nicht wo dran es lag.

Hatte ich gestern etwas nicht vertragen?

Ich wollte kein Obst. Gestern genoss ich noch ein paar kleine Äpfel, sorgten die Kartoffeln, vielleicht zu roh, zu diesen Krämpfen, war etwas von dem Fleisch schlecht?

 

Trotzdem setze ich mich aufs Rad, ich musste und wollte weiter, hoffte durch die Bewegung der Beine alles zu lösen.

Leichte Rampen liessen mich direkt schwitzen, der Puls stieg schneller, ich war kaum belastbar. Nach kurzer Zeit pausierte ich, nahm eine kleine Cola, eine Kanne schwarzen Tee, kein Essen. Der Magen wollte nichts aufnehmen, ich fühlte mich aufgebläht, voll.

Nur langsam kam ich vorwärts.

An einer Steigung musste ich absteigen, zu steil, zu schwierig, zu wenig Kraft, keine Kondition, blieb stehen und es wurde mir schwarz vor Augen. Ich musste mich konzentrieren, warten, atmen, pausieren.

War ich unterzuckert? Hatte ich doch etwas falsches gegessen und der Körper kämpfte gegen fremde, unbekannte Bakterien? Ich wusste es nicht. Dazu der schmerzhafte Unterbauch. Die Koliken, Blähungen. Das Radfahren hatte nur wenig bewegt, verbessert.

 

Die Straße war zum Glück um ein vielfaches besser, trotzdem war ich recht langsam. Es war mir egal, es war nicht soweit, es war übersichtlich.

Irgendwann vermutete ich das die Möhren, seit ein paar Jahren kann ich keine rohen Möhren mehr vertragen, sorgen sie für Blähungen, nicht genügend gegart, im Salat zu roh geblieben waren, für diese Schmerzen sorgten.

 

Chorug kam in greifbare Nähe, der Druck im Bauch wuchs.

Die letzten 3 Kilometer durch den Ort zu dem angestrebten Hostel, der Pamir Lodge musste ich die Arschbacken ganz schön zusammen halten.

An der Rezeption fragte ich zu erst nach der Toilette, es war dringend.

Der Schmerz, der Druck lies nach.

 

Abends bin ich mit einem Radfahrer Pärchen zum Abendessen gegangen, der Versuch, waren es Koliken von zu rohen Gemüse, Möhren, war, ist es ein Infekt, war es wert.

Danach ein Vodka drauf.