Category Archives: die 4.Etappe jetzt kommt der Pamir und…

Rushan Homestay

25. Aug. 2019 10/29 Pamir

Rushan Homestay

0 Km 0 Std. 0 Schnitt 0  Höhenmeter

 

so ein tolles Bett und leider nur unruhig geschlafen.

 

Wäsche ist gewaschen, das Frühstück genossen, Whatsapp funktioniert, Fragen beantwortet, ein paar private Nachrichten geschrieben.

Noch mal geschlafen.

Kette gespannt, hinteres Ritzel umgedreht, Bier getrunken.

Lose Schrauben an Getränkehalterungen, Lowrider und Frontlicht gefunden – und festgedreht.

 

Seiten Taschen vorne sortiert – Paket Haferflocken aussortiert, Zitronensaft auch (habe ich zu selten gebraucht.)

Nachmittagsschlaf gehalten.

Buch zu ende gelesen.

 

Abendessen.

Viel Fleisch, Tomaten und Gurken, klassisch, weit verbreitet, Kartoffeln aufgewärmt, hart geworden, Kraut-Möhrensalat.

 

 

Sanobad homestay- Rushan Homestay

24. Aug. 2019 9/29 Pamir

Sanobad homestay- Rushan Homestay

36,08 Km 2:39 Std. 13,59 Schnitt 285 Höhenmeter

 

es war eine Spazierfahrt.

Das hätte ich auch gestern noch schaffen können.

Nein – es war gut so. Der Aufenthalt in dieser tadschikischen Familie, die sich kurzer Hand zum Homestay erklärt hatte, schnell genug mir ein Bett und Essen angeboten hatte, bevor meine Navigations- Applikation mich bemerken lies, dass das eigentlich Homestay ein Haus vorher gewesen sei, war einzigartig, nachhaltig und lehrreich.

Kein Bad, das Plumps-Hockklo am Ende vom Garten, das Lager im Durchgang, das Essen einfach, aber alles sehr herzlich.

 

Die Strecke war um ein vielfaches besser.

Langezeit fuhr ich entlang des aufgestauten Pansch, wenige Höhen, wenige Berge und im Verhältnis eine bessere Straße.

 

Es bleibt dabei, auch wenn es an dem Tag heute wieder besser lief, ich die Fahrt genießen konnte, nette Begegnungen hatte, Kaffee mit 3 Italiener auf dem Weg in die Mongolei, ein nettes Gespräch mit einem Felix, mit dem Rad auf dem Weg von Singapur nach Hamburg, suchte ich mir ein Hostel mit einem richtigen Bett, lang genug, ein echtes Plümo, Kopfkissen, eine Waschmaschine und das Versprechen dass man gegen Abend WLan, WiFi haben würde.

 

Jetzt bin ich gespannt.

Der freie Tag soll kommen. Ich bin soweit. Ich habe genug zu tun. Kette spannen. Wäsche waschen. Tagebuch hoch laden. Post beantworten und dem Geräusch der Kurbelwelle, dem Tretlager, das bei hohen Belastungen Geräusche macht, so befürchte ich, hoffentlich keinen Schaden genommen hat.

 

Die Strecke ist eine Materialschlacht. (derzeitige Höhe – im Tal – 1991 mtr. ü.M.)

 

 

 

 

Khekhik – Sanobad homestay

23.Aug.2019 8/29 Pamir

Khekhik – Sanobad homestay

47,85 Km 4:18 Std. 11,08 Schnitt 719 Höhenmeter

 

Motivationstief, sehr tief.

 

Die Nacht hat mich geschafft,

nein ich habe den Tag in der Nacht nicht verarbeiten können.

Lass mich den heutigen Tag mit dem Ende des gestrigen Tages beginnen.

Überanstrengt?!. Um 19:00 schlug ich mein Lager auf, zu müde mich zu konzentrieren. Jede Handlung überlegte ich zweimal und zur Sicherheit ging ich jeden Schritt noch mal durch.

Wo lege ich den Schlüssel ab, das Portmonee, den Brustbeutel, die Brille, die Taschenlampe, Kamera, Pass.

Es war ein lauwarme Nacht, die Fliegen verzogen sich, ein paar Sterne kamen durch, der Wind legte sich etwas, das Rauschen des Flusses drang bis nach oben zur Raststation.

 

Ich hatte mich mit dem Wirt geeinigt. Er kam mit dem Taschenrechner und zeigte mir die Zahlen.  Zwei Hände an ein Ohr gehalten, Zeichen für Schlafen, 20, Piva, Bier 20, Soup 15, Chai 3.

Matten wurden ausgelegt,  ein Plastiktischdecke von der gegessen wird neben mein Lager ausgebreitet, das Essen aufgetischt.

Ich aß, trank und wollte mich gleichzeitig hinlegen, ausstrecken.

Ich nahm mir meinen leichten Baumwoll-Schlafsackinnenbezug, der reichte, es war lauwarm, legte mich hin und dachte nur was hast du dir da angetan?

Ja ich war stolz, war sehr mit der Leistung zufrieden, fand die Bestätigung, dass die richtigen Pausen zur richtigen Zeit die Tagesleistung um ein vielfaches erhöhen.

Es war so eine Wohltat sich hinzulegen, auszustrecken. Ich dachte, dass ich jeden Moment in einen tiefen Schlaf fallen würde. Aber dem war nicht so. Meine Gedanken kreisten, ich lag da, wach, sah wilde streunende Hunde ums Lager schleichen, andere Leute die sich ein paar Meter weiter auch ihr Lager auf schlugen, der Wirt und die beiden jungen Frauen, Töchter vielleicht, die abräumten, irgendwann das Licht löschten.

Die Pickserei, das Stechen begann mitten in der Nacht. Keine Mücke war zu hören, kein Summen zu hören. Es gibt vielerlei Getiers das sticht, beisst. Mücken in allen Größen, selbst Fliegen gibt es die sich irgendwie, schmerzlich, ein Stückchen heraus zubeißen vermögen.

Doch ich konnte keine Tierchen ausmachen. Die Stiche brannten stark, juckten sehr lange, an schlafen war nicht zu denken. Jedes Hilfsmittel, Abwehr und Heilmittel trug ich auf. Nichts war zu machen, nichts half. Ich vermutete Flöhe. Ich war sauer. Überlegte was ich mit der Wäsche und dem Schlafsack machen sollte.

Ich musste auf Toilette, nahm mir meine Stirnlampe, stand auf.

Im Schein der Lampe sah ich sie. Extrem kleine Flieger. Vielleicht so etwas wie kleine Fliegen, kleiner als unsere Fruchtfliegen. Keine Flöhe, ich war beruhigt, nun musste nur der Schmerz, der Juckreiz aufhören.

Die Lösung war, dass ich mich so tief in den Baumwollsack verkroch, das ich über mir schließen, von innen zuhalten konnte. Noch 4 Stunden zu schlafen.

 

Das Aufstehen fiel mir schwer, das essen, das trinken, das Rad packen, alles fiel mir schwer.

Ich blickte auf die Karte. 80 Kilometer bis Roshan, so hatte ich es an vorherigen Tag errechnet. Gestern fast hundert, heute achtzig, morgen blieben nur noch 60, dann würde ich es in drei Tagen tatsächlich bis nach Chorug schaffen.

Verrechnet.

Ich quälte mich.

Körperlich ging es, ging es einigermaßen. Aber mental?

Ich sah den Weg wie kaputt er war, sah die Furchen, sah die Anstiege, sah das Geröll.

Fand keinen Weg der Motivation, sah keine Etappenziele, sah für mich bei der Aufgabe achtzig Kilometer zu schaffen, keine Lösung.

Nach 11 Kilometer, ich war schon eine Stunde unterwegs den ersten Tee, nach 33 Kilometer gegen 12:00 Mittag, Essen, zwei Stunden Rast, eine Stunde geschlafen. Noch mal fast 50 Kilometer fahren zu müssen erschreckte mich.

11 Km weiter sollte es ein Homestay geben. 11. Eine Stunde Fahrt. Das wollte ich noch mal angehen. Das war eine greifbare Größe.

16:08 angekommen.

Körperlich ging es, mental am Ende. Ich wollte nicht mehr.

Das Homestay , welches auf der Karte eingetragen war, war das Haus neben dem das ich ansprach, das mich aufnahm.

Es ist einfach. Es ist sehr einfach.

Dusche ist ein Eimerchen am Baum, es gibt kein Bad, Toilette am Ende des Garten, mein Bett, mein Lager ist vor der Kochecke, in Anbau am Haus, überdacht, die Fenster aus Plastikplane.

Egal. Ich fahre nicht weiter.

Es ist einfach hier.

Das Essen, Kekse, Spiegeleier, gekochte Kartoffeln, eine Tomate.

Aber die Kartoffeln schmecken nach Kartoffeln, die Tomaten, durften sich Tomaten nennen. Ein toller Geschmack, wie ich ihn schon wieder Jahre lang nicht mehr hatte.

 

Ich trinke Tee, sitze, starre auf mein verstaubtes Gepäck, sehe die grauen und braunen Ränder von dem Staub auf meinen Beinen, die Abdrücke der Socken, die Schweißränder am Trikot.

Ende für heute.

Morgen sind es jetzt nur noch 35 Km bis nach Roshan. Ich denke sogar an einen Ruhetag.

Ich will nicht mehr den ganzen Tag auf den Boden, auf die Stecke, auf den Staub gucken.

 

 

 

Kalai Chumb – Khehkik

22.Aug.2019 7/29 Pamir

Kalai Chumb – Khehkik

98,75 km • 8:34 Std • 11,52 km/h  Durchschnitt •12 Std. unterwegs • 1424 Höhenmeter

 

Wir hatten uns im letzten Hostel darüber unterhalten, Radfahrer, Reisende, Reise Bekanntschaften, wie die Strecke zu fahren sei.

Dreimal 80 Kilometer  bis nach Chorug, 240 km gesamt, das würde gut passen. Wie die Strecke ist, wie gut sie läuft, wie die Steigungen, wo man sich gut verpflegen könnte, müsste man unterwegs entscheiden, sehen, anpassen.

Drei Tage Fahrt lagen vor mir.

 

Ich startete zeitig, um acht Uhr ging es los.

Ich traf auf  Fahrradfahrer, eine Sophie aus Frankreich, die Aufnahme mit der Gopro ist leider nichts geworden, sie sagte sie sei an dem Tag müde, ich war voll motiviert mir ging es gut, war gerade erst 30 Kilometer gefahren.

Die zweite oder dritte Pause machte ich bei ca. 57 Kilometer. Traf dort auf einen italienschen Motorradfahrer, er wollte gerne bis Rushan, weitere 120 Kilometer, dort beginnt das Bartang Tal, das würde er gerne durch fahren, es ist hart, härter, steiler, grober, es ist einsamer, es gibt mehrere Flussdurchfahrten, das traue ich mir nicht zu.

Auf meiner Karte sah ich einen Versorgungspunkt in 20 Km und ein Restaurant und ein Campground in weiteren 20 Km.

Das wollte ich versuchen. Zwei 20 Kilometer Etappen klangen nicht so unrealistisch, ich schöpfte Mut aus dem Tag, aus der bisher geleisteten Arbeit.

 

Es wurde lang, die Strecke zog sich, der Sand stoppte, die Hände begannen zu schmerzen, die permanenten Schläge auf die Knöchel machten sich bemerkbar.

Ich traf nach zehn Km, 30 hatte ich noch vor mir auf einen Franzosen, mit Rad, wir sprachen über die Strecke, über das Wahkantal, das nachfolgende, es war nicht aufbauend.

 

Die Sonne neigte sich, ich begann zu rechnen, ist die Strecke überhaupt noch im Hellen zu schaffen? Der angestrebte Platz zu erreichen?

 

Zehn Kilometer vor dem Ziel, eine Passkontrolle, die Sonne verschwand hinter den Gipfeln, vor mir stellte sich ein letzter Berg in den Weg. Am Fusse des Berges eine LKW Raststation, einfach, nicht einladend.

Ich riskierte es. Stieg wieder aufs Rad, lies die Absteige links liegen und schnaufte den Berg hoch. Zeit Licht am Rad an zumachen.

Man denkt nicht mehr, man rechnet, versucht zu rechnen, schaut auf die letzten Werte der Durchschnittsgeschwindigkeit, schaut auf den Tacho, schaut auf den Berg, schaut auf die Uhr, es wird langsam dunkel.

Ich erreiche die Passhöhe, trinke, richte meine Lampe am Rad aus, ich hatte mich verrechnet, überschätzt, die Strecke unterschätzt, ich fahre im Dunkeln den Berg runter.

 

Den ganzen Tag musste ich Schlaglöchern, Spurrillen, Sandverwehungen, dickem Geröll, härtesten Wellblechabschnitten, und ich weiß nicht was noch alles ausweichen. Bremste die Fahrt, erschwerte das Vorankommen. Jetzt im Dunkeln war es noch schwieriger.

Nach 98 Kilometer.

Rechts der Straße ein erleuchteter, ummauerter Garten, ein paar Tische und Stühle unter den Bäumen, eine paar von diesen erhöhten Tisch-Bett-Lager-Kombinationen, ein Bude in der gekocht wurde.

Ich fragte, gibt es Bier, gibt es etwas zu essen, kann ich hier schlafen?

Ja. Ich blieb. Ich hätte auch nicht mehr gewusst wo ich sonst hätte hinfahren können. Drum herum war alles dunkel und aus.

 

Kalai Chumb · Hostel Roma

21.Aug.2019 6/29 Pamir

Kalai Chumb

Hostel Roma

 

Ich habe den Tag Ruhe gebraucht.  Auch ein Fahrtag ohne zu denken, nur fahren, nur raus, nur einfach weiter wäre gut gewesen.

In 3 Tagen könnte ich in Chorug sein. 240 Kilometer

 

Aber hier blieb ich, bin ich, einen Tag. Saß am Fluss, trank Tee….und schrieb die letzten 5 Tage auf.

Die Zeit dafür habe ich gebraucht.

 

Morgens, nach dem Frühstück, verlassen fast immer alle Reisenden das Hostel. Motorradfahrer, Fahrradfahrer, Tramper, kleine individuelle Reise Gruppen mit Fahrern, brechen auf, haben wenig Zeit, lassen sich wenig Zeit.

Dann wird es ruhig hier. Die über den Fluss gebaute hölzerne Terrasse liegt erwartungsvoll da, wer kommt.

 

Nachmittag

Ein „Bus voller neuer“ Touristen kommt ins Hostel. Mehrere kleine Gruppen. Ältere.

Alle nehmen ihr Mobil raus, schreiben, lesen, surfen wie die unvernünftigen Jungen. Sehen nicht den Fluss, sehen nicht die Berge. Reden nicht miteinander…schreiben irgendjemanden, irgendwas.

 

 

 

 

Von Jag (Asim Haus) nach Kalei Khumb /Qalai Khumb (Kalai Chumb)

20.Aug. 2019  6/29 Pamir

Von Jag (Asim Haus) nach Kalei Khumb /Qalai Khumb (Kalai Chumb)

45,67 km 3:33 Std. 12,85 Schnitt  478 hm

 

Ich habe es einfach so laufen lassen wie es kam.

Nach 20 Kilometer brach der Asphalt ab. Wellblechpiste der derbsten Art, geschobene Schotterstraße, Bodenwellen, grobe Steine, Brocken die Faust und Kopf dick aus dem hart verdichteten Weg ragten. Holprig, harte Schläge. Meine Geschwindigkeit ging erheblich runter. Es hat mich nicht gestört.

 

Ich wollte auch nur bis Kalai Chumb, Zeit war egal, ich würde früh genug ankommen.

 

Geblieben sind von der Fahrt die Blicke in die Dörfer, die weiterhin imposante Bergwelt, die schreienden und nachlaufenden Kinder. „Hello, Hello, Hello, Where are you from?, whats your name?…..“

 

In Kalai Chumb trifft die „andere“ Straße, die Nordroute von Dushanbe auf den Grenzfluss. Ein kleiner Knotenpunkt. Einstieg auf den Weg nach Khorug, ins Gebiet Berg Badachsan, Einstieg zum eigentlichen Pamir, das höher liegende, noch weit entfernte Plateau. Geschäfte prosperieren, Homestay schmiegen sich eines neidisch auf das nächste an einem Gebirgsbach aneinander.

Es gibt richtige Hotels, ein Theater und auch Restaurants.

Ich gehe ins Roma Hostel. Letztendlich ist es egal in welches ich gegangen wäre. Hier traf ich auf ein paar mir schon bekannte Radfahrer, aus Dushanbe, auf Stefano den ich auch schon in Georgien getroffen hatte und auf viele andere Reisende.

 

Verlockend war dass es Wifi geben sollte. Es gab es. Aber so langsam, dass ich meinen Email Acount ( gibt es dafür nicht ein gescheites deutsches Wort?) noch nicht mal öffnen konnte.