von Mölln nach Köln Skandia 9 und 10

Skandia 9 27.11.

Zweites Anlege Bier auf nüchternen Magen….lange Texte gehen nicht mehr, oder nur Unsinn.

Glücklich waren wir dass der Himmel aufriss und es wieder so unglaublich freundlich wurde.

Schleuse Münster lief so glatt, schnell und angenehm das es die Stimmung erhellte, dankend verabschiedet wir uns von dem Schleusenwärter und genossen die Ausfahrt rund um Münster. Überhaupt, nicht nur hier an dem neuen Anleger in Senden, wirken die Anwohner, die Spaziergänger die uns zu winken, die passierende Radfahrer höflich, freundlich und aufgeschlossener als in manch einer anderen Gegend.
( ein Beispiel ist, dass bei dem Anlegemanöver, ein älterer Herr, zum Boot kam und sagte ach wie schön dass endlich mal wieder jemand hier anlegt, und sie haben so ein schönes Boot, das freut uns hier!) das gibt zusätzlich ein schönes und gutes Gefühl willkommen zu sein, dass man mit seinem Gefährt in der Fremde nicht stört.

Morgen gehts weiter.
Der Rhythmus ist angenehm.
Zwei drittel der Strecke sind geschafft.

Stadt Köln bereit einen besonderen Empfang für uns vor. So mit großer Kapelle, eigenen Umzug durch die Stadt, Domglocken schlagen, der Reitercorps Jan von Werth begleitet uns dann zum Rathaus, Eintragung ins goldene Buch, und Überreichung der Ehrenbürgerschaft. Und all das nur weil im Ruhrpott alles gefroren ist.

Schleuse Wanne Eikel ist gesperrt. Müssen 3 km zurück und dann über den Wesel Datteln Kanal zum Rhein.

Skandia 10 28.11

Was für ein Abenteuer, ich muss ein paar Zeilen vorweg schicken. Den nächsten Text hatte ich schon heute Vormittag geschrieben, und dann meldete mein Schiffsnavigator, dass die Schleuse Wanne Eikel geschlossen ist bis circa Mitte Dezember.

2 km zurück, das ist nicht so schlimm, dann in den Wesel Datteln Kanal, ein kleiner Umweg, circa 40 km mehr, eine Schleuse mehr, aber auch einige reinKilometer flussaufwärts mehr. Das könnte uns einen Tag zusätzlich kosten.

Der nächste Schreck, Mach knapp 2 Stunden Fahrt, die Kälte zog wieder durch das Schiff, vor einer Schleuse, drehten wir die Heizung etwas höher. Es rauschte, es wurde laut, das Gebläse dröhnte, und dann wabberte, schwoll starker Rauch aus dem Auspuff, seitlich des Schiffes.
Sofort das Thermostat herunter gedreht, die Klappe geöffnet, alles abgefüllt, weiter nachgeschaut, das Gebläse rauschte weiterhin, die Heizung fühlt sich heiß an, das Herz pochte, ich dachte an die Hauptsicherung, ich dachte an die Stromversorgung, und wo ist der verdammte Feuerlöscher.?

Alles ausgeschaltet, wir mussten weiter fahren, ich hatte noch zwei schleusen vor mir, und bis 4:00 Uhr, bevor es dunkel wird, wollte ich in Ruhe die Haltestelle gegenüber von Haltern am See erreichen.

Jetzt erst einmal zum normalen Text.

Ein wunderschönes Schauspiel, der Blick in den frühen Morgen Stunden aus dem Ruderstand auf den Kanal ganz milchig, der Nebel vor uns, wir haben Steuerbord mit dem Bug in unsere Fahrtrichtung angelegt, an eine neu errichtete Terrasse mitten im Ort, die Anwohner freuen sich nicht nur über die Fertigstellung sondern auch darüber, dass sie angenommen wird, von Reisenden, die so ihre kleinen Boote direkt vor ihren Bungalows zum stehen bringen. Es fehlen ein paar Poller zusätzlich, oder große Klampen, in den Beton eingelassene Ringe, so das wir nur sehr schwer ein paar von den Festmachen, die bei den vorbeifahrenden schweren Frachtschiffen von Nöten sind, weil der Schwell, die Bugwellen und der Sog der 100 m langen Frachter doch erheblich ist, nutzen konnten.

Puderzucker, einzelne dickere Körner feiner und feinster Zucker bedecken den Pier, minus Zwei Grad, die kleine Böschung und die den Bungalows vorliegenden Hecken, glänzend, glitzern angestrahlt von der Laternen auf der Promenade, das Ufer ist wie Stollen gepudert, die ich so gerne backe, die ich mag, mit Rosinen, Orangeat, Zitronat, viel Rum und Vanille, ohne Marzipan, Unverständnis und Verständnis, ganze Familien kann das entzweien, Stollen Ethik, Philosophie, die größte Liebe daran scheitern(?!:-)haha) (Marzipan gehört nur in die billigen schlecht schmeckenden Teige, am besten man nimmt nur Persipan, das ist dann ganz ganz schlecht)

Wach.
Noch nicht gefrühstückt, Paul muss noch raus, die Sonne, der Tag muss erst richtig erwachen bevor wir ablegen können, die Sicht muss gut sein, schlecht beleuchtete Stahlkolosse mit Radar unterwegs, und so sanft abfallende Böschungen verschwimmen die Ränder zur Fahrwassermitte im Nebel, die Umrisse der tiefliegende, von Wellen überspülter Spundwände nicht sichtbar, verhindern eine Abfahrt.

175 Kilometern bis nach Köln liegen noch vor uns, der Ruhrpott, der Rhein Herne Kanal und 6 Schleusen und ein kleines Stück Ruhr.

10:00 mit zwei Stunden Verspätung geht es erst los.

Das Telefon klingelt. Ich bin am Steuer. Mein Freund, mein väterlicher Freund, früher ganz klar mein zu respektierender Ausbilder, fürs Leben und Autoritätspersonen, geachtet, heute geliebt und geschätzter Freund, rief an.

Wie wertvoll dieser Austausch für mich ist, welche Themen wir dafür wählen, über was wir sprechen, heute, die letzten Wochen, die letzten Jahre, zu erkennen war eine große Bereicherung, eine wertvolle Erfahrung und Erkenntnis für mich.
Wir brauchen nicht diskutieren, debattieren, schwierige Themen sind vollkommen uninteressant, es ist die Vermittlung des Gefühls, der Empathie, dazu sein, mit jemandem verbunden zu sein. Das klappt ganz hervorragend und ist gerade in diesen schwierigen Tagen ein Trost.

Wir sind Freunde.

Belanglosigkeiten vorgeschoben, mit Nichten, prägende , haften gebliebene Anekdoten, Geschichten aus dem Leben, aus den Gemeinschaften, mit Werten die wir beide schätzen, Alltagsleben, Essen, was gibt es heute bei dir, wo hast du Hunger, Appetit drauf?
Und dann ist es das Einfache, das schlichte, ohne viel Firlefanz, das Ehrliche, das man wieder entdeckt und zu schätzen erfährt. Am Telefon, in der Beziehung und auf dem Tisch.
Ich weiß noch als ich damals in einer großen Hotel Küche gearbeitet hatte, wunderbare ganz exklusiven Büfetts gerichtet, mit Pasteten, mit Lachs, die man damals noch essen konnte, Rehrücken, dass wir nach getaner Arbeit, abends oder in der Mittagspause eine gute Bratwurst und eine Portion in Butter gebratene Kartoffeln vorzogen, oder dass ich nach fast einjähriger Reise in Mexiko angekommen mir nichts sehnlicher als ein Leberwurstbrot gewünscht hatte. Heute soll es Linsensuppe auf der Skandia geben, zum Mittag.

Er liest das jetzt, sagte es tut nicht Not über ihn zu sprechen und ich weiß es ist ihm unangenehm, aber zu allem was wir schon gesagt haben gehört auch das!
Ich schreibe über die Reise des Skandia , ich schreibe über das was ich sehe und erlebe, und ich schreibe darüber was ich fühle und denke und heute habe ich wieder mit ihm telefonieren können, einen Austausch haben können.
Und das war schön, und es freut mich das ihm es gefällt was ich schreibe und er auf die Art und Weise auch, wie ein gutes Dutzend Andere, damit spreche ich die an, die noch mit lesen und kommentieren, an der Reise teilhaben kann.

Ja so emotional, und schön und auch wichtig zu erzählen war das eine. Wir haben angelegt. Sind im Wesel Datteln Kanal, auf Kilometer 46. Unsere Mitbewohnerin aus unserer Wohngemeinschaft will uns besuchen kommen. Wir sind sehr gespannt. Den Hund habe ich vom Bord gehoben, die Vorschoterrin, Navigatorrin, hundesitterrin, Köchin, Steuer Frau, mit Paul weggeschickt, mir mein Bier aus dem hervorragend funktionierenden Kühlschrank herausgeholt, den Tisch hochgeklappt unter dem die heizung ist, das Bier geöffnet, und ganz langsam die Heizung angestellt. Und jetzt sitze ich hier und warte ab was passiert. Sie lief kurz an, machte keine auffälligen Geräusche, es gab keine neuen Rauchentwicklungen, Nach knapp 5 Minuten schaltet sie sich ab… Und jetzt warte ich da drauf ob sie wieder angeht.

Demnächst mehr auf diesem Kanal. Ich wünsche euch was gute Nacht.
(Die Wassertemperatur ist zwischen neun und 10°, es kann also von unten nicht ganz so kalt werden, wie von oben) Luftzufuhr von der Heizung freigelegt. Danke Christian

Guten Morgen, 6:30 Uhr aufgestanden, der Mond ging gerade unter, voll und dunkel orange, faszinierend. Die Heizung läuft. Beruhigend. Ich habe die Klappe zur Belüftung offen gelassen. Ich glaube das als wir die Heizung etwas höher gedreht hatten, gestern, dass zu wenig zu Luft war, und es darauf hin zu heiß, zu stickig wurde (Zuluft für die Umluft und Zuluft für die Verbrennung des Motors kommen aus dem gleichen Raum, es war zu wenig Sauerstoff für die Verbrennung vorhanden – glaube ich) beste Grüße von der Skandia th

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