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Einigkeit

Einigkeit,
auch aus der Freude heraus, dem guten Gefühl, aus der gleichen Heimat heraus gestartet zu sein, durch erste Gespräche sich gut gewogen, kurz vor der Reise in Köln kennen gelernt und auch sehnlichst ein wenig erwartet.
Ich traf Christoph aus dem Agnesviertel in Tiflis.
Vor drei Tagen ging es dann gemeinsam los, aus Tiflis Richtung Aserbeidschan. Verabredet ist es grob bis nach Baku gemeinsam zu fahren. Wie weit wir zusammen kommen werden weiß ich noch nicht. Er ist sehr gutmütig. Doch auch ihn treibt ein wenig die Zeit. Langfristig gedacht wollen wir sogar den Pamir zusammen fahren. Doch bis dahin ist es noch sehr weit. Sein Weg führt über den Iran, er will auch versuchen in Teheran ein China Visum zu bekommen, mein Weg führt über das kaspische Meer, über Kasachstan nach Usbekistan.
Ja, er ist sehr gutmütig. Er ist trainierter, leichter, schneller, vielleicht auch noch stärker, lass es gute 25 % sein. In seiner Jugend liegt die Kraft, ich stemme meine 30 Kilo mehr, vielleicht auch zehn Kilo Gepäck mehr, in dem ich die Zähne zusammenbeißen, meine Atmung kontrolliere, notwendige Pausen einhalten und hoffe so das unsere Weiterfahrt länger anhält, dass meine Geschwindigkeit ihm reicht.

Nach zwei Tagen sind wir in Lagodechi, im Greenhouse, angekommen.

Das greenhouse, ein Hostel in Karechi, ist noch im Aufbau, das greenhouse in Lagodechi ist perfekt. Ein Idyll. Umgeben von einem Garten, schattenspendenden Obstbäumen, Weinreben, Blumenbeete. Gewachsene Strukturen, gepflegtes Ambiente, liebevolle Details, massives Parkett, aus Esche, Obstbäumen, Kastanie, hohe Türen, großzügige helle Räume, modernisierte Bäder.

Nana, die Dame des Hauses, spricht ein bisschen deutsch, aber alle Wünsche liest sie von den Lippen ab.
Die Fahrräder, wurde des Nachts mit einer Plane abgedeckt.

Heute wollten wir weiterfahren. Ich trinke meine zweite Tasse Kaffee, serviert auf der Terrasse. Frühstück. Es gibt Obst, Pflaumen, Melone, eine selbst gemachte Marmelade aus Himbeeren, Tomaten und Gurken, Käse, Gebackenes Ei und ein Estragon Schnaps.

So viel Ruhe, Wohlgefallen, eine Einladung zum verweilen, strahlt dieses prächtige Haus aus.
Christoph und ich schauen uns an. Nicht alles ist schon vollständig eingespielt, manchmal ist man vorsichtig seine Bedürfnisse zu nennen, ich ordne mich lieber ein wenig unter, es ist auch eine Selbstverständlichkeit des Respekts einem anderen, selbstständigen, Reisenden gegenüber, um die Gemeinsamkeit für weitere Tage unbeschwert zu genießen, ich mache das gerne, nehme mich da ohne Aufwand zurück.
Schon gestern, kurz nach der Ankunft, warf ich, aus kam aus dem Inneren, aus dem Herzen, in den Raum, hier kann man auch 14 Tage bleiben. Es trifft zu. Christof spricht es an, ich stimme zu, hier bleiben wir eine weitere Nacht.

Daher, jetzt, komme ich heute zum Schreiben.

Die beiden letzten Tage davor, die beiden Fahrtage, waren wunderbar. Ja sie waren anstrengend, der erste mehr als der zweite, der erste war stressiger als der zweite, der erste war oft von starkem Verkehr beeinflusst, war heißer, war länger. aber wir kamen voran.
Christoph wäre vielleicht weiter gefahren, mir hatte es gereicht. So ein Team muss sich nicht nur einspielen, harmonisch sein, es muss auch Kräfte mäßig passen. Ich arbeite dran.
14 Tage Schlendrian, abends der Wein und das gute Essen, dann Tiflis, Vorbereitungen zum China Visum, dann die Hochzeit, der Flug nach Köln und zurück, wenig Training, viel Zerstreuung.
Das hat Spuren hinterlassen, bei meiner Kondition, bei meiner Kraft, die Berge rauf, die ich nur schwerlich leugnen konnte.
Ich werde gleich in meinem Buch weiter lesen, Daten sichern und nichts tun.
Aber morgen geht es nach Aserbaidschan. Sicher

Einfinden

3.Juli
4. Juli
Noch eine Tasse Kaffee.

Wo fange ich an?
Am 2 Juli bin ich zurück geflogen. Die Nacht habe ich mich durchgekämpft. Einsam sitze ich vor dem Gate, weiss mit mir nichts anzufangen, Abflug um Null Uhr, das Flugzeug wird vollgestopft, die Sitze eng, unbequem, ein Klatschkonzert für die Landung weckt mich, 2 Stunden Aufenthalt in Istanbul, in der nächsten Maschine das gleiche Prozedere, Ankunft 9:45 Ortszeit in Tiflis.
Ich nehme ein Taxi, lasse mich zur chinesischen Botschaft fahren, zahle 61 Lari, – erhalte eine halbe Stunde vor Schluss mein Visum für China.
Geschafft.
Ich bin geschafft. Und wo bin ich. Es war eine schlauchende Zeitreise. An was erinnere ich mich?
Ankunft vor der Torburg, das Gesicht meines Sohnes, die Gesichter der Familie, der Freunde. Die Hochzeit, ein paar Gespräche, zwei kurze Besuche bei Freunden, Tränen, schemenhaft. Dann sehe ich schon wieder den Rückflug. Zeit im Fluge vergangen.

Zurück in meiner Pension hole ich mein Gepäck aus einer Kammer, begebe mich in mein Zimmer, setze mich auf ein Bett, atme durch.
Es ist keiner mehr da. Ein kleines Loch tat sich auf. Ich packe meine Taschen aus, sortiere etwas hin etwas her. Übersprungshandlungen. Aufgabe. Ich lege mich hin, will einschlafen, eine Stunde ruhen, doch zu viele Bilder kreuzen meine Gedanken, so schnell, so unterschiedlich, so schnell vergänglich, ich kann ihnen nicht folgen, ich kann mich nicht mehr an sie erinnern. Es sind nur Gefühle, Emotionen die blieben, Suche wo bin ich, wo ist gerade mein Herz, meine Seele.
Der Körper raste nach Köln, das Herz und die Seele musste hinterher, musste viel sehen, hören, fühlen, verarbeiten, viel zu tun, zu viel zu tun. Der Kopf arbeitet immer noch. Der Körper ist wieder in Tiflis.

Vor dem Abflug in Köln schlug mein Tinnitus wieder zu, es rauschte, es dröhnte. 3 Monate habe ich ihn runter gefahren, geradelt, runter bekommen…

Mein letzter Tagebucheintrag traf manches Herz.
Ich bekam einige sehr liebe und nette Briefe – danke dafür – Danke für den Anteil den ihr nehmt und mir bestätigt.
Ich brauche jetzt Ablenkung und wieder Einfindung.

Christoph ist nach Tiflis gekommen, ein Radler, auch aus Köln, auf dem Weg nach Australien.
Wir treffen uns, reden, gehen essen, etwas trinken, wir treffen Verabredungen, planen, vergleichen, wollen zusammen morgen starten, es geht nach Aserbaidschan, für mich dann nach Kasachstan über die Caspische See, für ihn in den Iran. Ich begrüße das.

Doch heute muss ich mich erstmal weiter sortieren. Verarbeiten.
Morgen geht’s aufs Rad – Richtung Ost.
– und das ist gut so.

(Ich habe durch Gespräche, durch Mails und aus Rückfragen kann ich auf den einen und anderen schliessen der mein Tagebuch liest – und wer nicht….. Wenn ich gefragt werde: wo bist Du denn gerade? ….dann liest der jenige nicht…Mnh. Nun ich schreibe nicht für die Masse. Ich schreibe für mich und ein paar Freunde, Nachbarn und für die aus der Familie die sich dafür interessieren. Aber ich möchte zugeben oder anführen, dass mir eine kleine Rückmeldung mancher weniger Leute fehlt, die ich vermisse und dass mir aus der Hoffnung heraus dass sie mein Leben (Schreiben) und tun interessiert(en würde) einwenig Zeit wert ist – ist es aber nicht // Ich könnte an diesem Punkt auf den Punkt ZEIT wieder zurückkommen. Zeit zu investieren…für Freunde, Bekanntem Familie, für Themen… es kostet Zeit. Zeit zu investieren kostet. Daher investierte Zeit wertschätzen. Daher bedanke ich mich ausdrücklich bei meinen Lesern)

Unterbrechung, ein notwendiger Einschnitt

Unterbrechung, ein notwendiger Einschnitt

Mein Sohn heiratet(e).
Es war in meine Reiseplanung nicht einplanbar. Ich hatte mich damit abgefunden.

Zwei Jahre Reiseplanung und Vorbereitung, zwei Jahre arbeitete ich auf den Tag zu an dem ich aus dem Alltag in Köln raus fahren wollte. Es sind unzählige Vorbereitungen zu treffen.
Kosten zu reduzieren, Fahrzeuge ab zu melden, Lager zu verkleinern, die noch unfertige Wohnung zu renovieren, der private Kram, Kleider zu verpacken, Platz zu schaffen dass man Fläche vermieten, eine größere Wohngemeinschaft bilden kann, Kosten zu reduzieren.

Dann setzt man sich einen Abfahrtstag, arbeitet darauf zu, hält ihn im Auge, hält an ihm fest. Sonst kommt man nicht weg. Sonst schafft man es nicht aufzubrechen. Es ist ein Muss.

Die Nachricht, dass ich Opa werde, mein Sohn heiraten wolle, Tränen des Glücks, der Freude für ihn, kam so unverhofft und plötzlich.
Es war ein dreiviertel Jahr vor meiner Abreise, vor dem Aufbruch zu meiner Reise Richtung China, die dritte Episode.
Nach der ersten, dem Ausbruch aus dem Alltag, des Stumpfsinns, des Lösens aus dem Schmerz, kam die Fahrt der Suche, der Erkenntnis, sollte nun die Fahrt des Findens, des Ankommens und des Friedens folgen. Man lernt, erfährt in Stufen.
Das mag nicht leicht zu verstehen sein. Was für manche eine Flucht zu sein scheint, ist die Suche nach dem Ich, der Seele. Eine Reise alleine ist ein Weg der Klausur, der Konzentration, ohne Ablenkung. Man stellt sich seiner.
Aus den ersten beiden Fahrten gewann ich viele Erkenntnisse, aus dem Wissen heraus kamen Fragen.
Jetzt wollte ich ohne Panzer und ohne Scheuklappen, ohne Motorradrüstung, ohne Ablenkung auf den Punkt zu fahren an dem ich damals eine der wichtigsten Erkenntnisse meiner ersten Reise gewonnen hatte.
Auf einem der höchsten Punkte des Pamirs.
Es sollte und durfte ein weiter Weg sein, ich wollte mir die Zeit nehmen, mich auf diesen Punkt zuarbeiten.
Darauf habe ich bald zwei Jahre hingearbeitet.

Es gibt einen festen Zeitplan…leider, leider unumgänglich. Die hohen Berge, Pässe Tadschikistans, Kirgistans, China und Pakistans, sind nach September, Oktober nicht mehr fahrbar. Die Distanzen bis dahin gewaltig.
Für Tadschikistan und den Pamir mit 1800 Kilometer habe ich 30 Tage eingeplant, den August, für China und den Karakorum weitere 30 Tage, den September.
Bleiben mir jetzt nur noch 4 Wochen für Aserbaidschan, Kasachstan, Usbekistan, eine Schiffspassage, ungewisse Abfahrtszeiten, gewaltige Distanzen und wunderbare Städte wie Khiva, Bukhahra und Samarkand.

Am Samstag den 29.Juni heiratete nun mein Sohn. Eine Reiseunterbrechung war nicht eingeplant, war nicht möglich. Ich saß in T`blissi, Tiflis, vor meinen Karten, Visumanträgen, schrieb Tagebuch.

Dazu nun eine kleine Geschichte die mir seit dem Geschehen auf dem Herzen liegen. Nie verarbeitet werden konnten, da ich nie die Möglichkeit hatte sie mit meinem Vater zu klären, erst war ich zu jung, dann zu stolz, es tut mir ja gar nicht weh, ich bin ja schon groß, Indianer weinen nicht, dann keine Zeit, war zu dumm, zu beschäftigt, zu wichtig war dann die Teenagerzeit, ich war noch zu unerfahren die Wichtigkeit zu erkennen, dann war er tot.

Mein Vater am Zoo.
Ich bin einen Scheidungskind, vermisste meinen Vater, sah ihn alle zwei Wochenenden, er war gefühlt immer weit weg, zu weit, zeitlich, räumlich.
Ich ging in die vierte Klasse, erfuhr dass wir den Kölner Zoo besuchen würden. Köln, Wohnort meines Vaters, ich teilte es ihm an dem Besuchswochenende mit. Wir könnten uns außerhalb der gerichtlich angeordneten Zeit sehen. Teile ihm den Tag mit.
Der Bus fuhr vor, wir, die Klasse rannte durch den Eingang ins Gelände, entlang des Zauns.
Ich sah meinen Vater hinter dem Zaun stehen, er winkte. Er musste Stunden gewartet haben, da er nicht wissen konnte wann wir ankommen würden, wo wir parken, aussteigen, in welchem Bus wir, ich sein würde.
Ich sah ihn. Winkte zurück und rannte mit den anderen weiter.
Ich sah ihn und war mit dem Glück, mit dem plötzlich Möglichen überfordert, ungeübt, unfähig den echten Gefühlen, den wahren, ehrlichen in meiner Brust, der Sehnsucht, dem Herzen folgend, nach zu geben, zu handeln.
Ich ging cool mit der Gruppe weiter.
Ich brauchte 5 Minuten. 5 Minuten waren es vielleicht, vielleicht etwas mehr, bis ich regieren konnte und meinem Herzen folgend handeln.
Ich lief zurück zu dem Zaun. Ich wollte ihn sehen, sprechen, ihn berühren, ihm sagen dass ich ihn liebe, vermisse und dass ich stolz auf ihn bin dass er, mein Vater da ist.
Zu spät – er war gegangen.

Verpasst.
Eine verpasste Gelegenheit. Nichts läuft einem länger nach, als eine verpasste Gelegenheit. Eine Gelegenheit einem zusagen; Entschuldigung, ich liebe Dich, ich vermisse Dich, ich bin für Dich da. Eine verpasste Gelegenheit jemanden an zu lächeln, sich zu bedanken, jemanden an zu sprechen, ein Hallo zu sagen, wird belasten, man wird sich dran erinnern.
Verpasst zu spät.
Man kann einen Moment verpassen, ein Photo das nicht gemacht wurde, ist nicht nachhohl bar. Der Moment, die Gelegenheit verpasst dabei zu sein ist nicht nach holbar.

Gerorgien Tiflis.
Geraldine war zu Besuch.
Es ergab sich ein anderer Reiserhythmus, geschuldet an der Fortbewegung,
Geraldine mit den öffentlichen, ich mit dem Fahrrad.
Wir mussten die nächsten Ziele fest anvisieren, es gab für mich kein weiterfahren, kein vorher aufhören oder länger bleiben. Abflugstermin, der Rückflug Geraldines wurde festgelegt.
Mein Visum für China war in Arbeit. Eine Bestätigung, das Visum sagte man mir könnte ich erst nächste Woche, am Montag abholen.
Christoph, ein Radler auf dem Weg nach Asien, auf dessen Gemeinschaft ich mich freue, ist noch in den Bergen. Wir sind verabredet. Ich möchte mit ihm gerne Richtung Aserbaidschan weiterfahren.
Ich hatte plötzlich 4 Tage Stillstand, Zeit.
Ein ungeahntes, unerwartetes Zeitfenster öffnete sich für dieses eine Wochenende, ein Wink, ein Zeichen, ein Tritt.
Ich buchte mir einen Flug. Griff zu. Freitagabend war Platz in einer Maschine, Ankunft Köln 2:00 Uhr am Samstagmorgen, Trauung 13:45.
Die Hochzeitsgesellschaft steht vor der Severinstorburg, das Standesamt Köln traut in der Mittelalterlichen Torburg, ich sehe die ersten aus der Ferne, man lacht, begrüßt, freut sich, die Stimmung ist freudig, erwartungsvoll, sehe Blumensträusse, Luftballone, es ist sommerlich warm, heiss, ein stahl blauer Himmel.
Herzschlagen. Der Puls spürbar am Hals, der Mund trocken, die Augen feucht, die Hände nass.
Zwischen all den Gesichtern, Menschen, Freunden, Bekannte, Unbekannte, erkannte ich zuerst meinen Sohn, schneidig, stolz, groß, er sprühte sein Glück heraus, erblickte ihn, er mich.
Noch 5 Schritte, drei, zwei, einen, eine Umarmung, fest, haltend, wollte ihn spüren, halten, küssen, anschauen, sehen wie seine Augen glänzten, sein Anlitz, seine Augen die mir alles sagten, seine Hoffnung, sein Dank, sein Glück, sein Lächeln, ein Seufzen.
Ich war da. Ich war pünktlich, auf die letzte Minute, ich war pünktlich und wir hielten uns fest. Ich war glücklich. Ich war da. Er war glücklich. Ich war zu seiner Hochzeit gekommen.

Dankbar, glücklich darüber da zu sein, dabei zu sein, mitzuerleben, zu begleiten.

Die Trauung bewegend. Die Gesellschaft, Freunde und Verwandte harmonisch, liebevoll, brüderlich, einmütig. Freunde, Schulfreunde seit Jahren, feste alte Bindungen.
Jede Regung, Redewendung, Begegnung der Gäste spiegelte die Atmosphäre, die Gefühle, das Glück, den Dank, die Ausstrahlung Braut und des Bräutigams, Hochzeitsgesellschaft, an diesem Glanztag wieder.

Es war ein Fest.

Drei Tage bin, war ich insgesamt in Köln.
Dann wird der Flieger mich zurückbringen auf meine Tour, meine Reise Richtung China.
Der Einschnitt in die Fahrt, herausgerissen aus der Etappe, war notwendig, war heilsam, gut tuend, notwendig.

der Weg nach T´blissi

Lange nichts von mir gehört? Ich habe lange kein Tagebuch mehr geschrieben.
Die Zeit ist wie im Fluge vergangen.
Täglich eine Etappe, täglich kleine Schritte, täglich der Wechsel der Landschaft, der Orte.
Aufregend, spannend, bindend, ermüdend…..und auch erfüllend.

Am 20.6 fuhr ich 70 Kilometer von Sestafoni nach Kashuri – durch Imeretien, verlies mein kleines Weingut, hohe Räume wie in einem Herrenhaus, eine gewaltig große, breite Terrasse umschloss die erste Etage, die Hauptwohnfläche des rechteckigen Hauses.
Die Familie baut Weissweine und Rotweine, organische Weine, mit erdigen Tönen, ausgegoren, tiefe Farben,
nach der klassischen imertischen Art, im Qverni, in großen Tonamphoren, die im Boden eingelassen, eingemauert sind, aus.
Ich habe mich dort recht wohl gefühlt.
Ich fuhr über den Rekoti Pass, der mich seit mehreren Tagen beängstigte, vor dem ich mich etwas fürchtete.
Gute 50 Kilometer Anstieg, Prozentzahlen zwischen 3 bis 6 % Steigung im Schnitt, spitze Rampen von 8 Prozent. Es war meine Leistungsgrenze. Vorsorglich habe ich mein Gepäck für diese Etappe einem Auto mitgegeben. Eine Erleichterung, die mir die Aussicht auf eine gut zu fahrende Etappe, dann, versüßte.

Am nächsten Tag ging es nach Gori, 58 Kilometer in den Geburtsort Stalins.
Unspektakulär, aber doch wieder einzigartig. Die Landschaft wurde etwas trockener, leicht hügelig, der Baumbestand ging zurück, für Landwirtschaft gab es aufwendige Bewässerungssysteme. Ich war froh dass es nicht mehr so bergig war.
Stalin wird hier immer noch geehrt. Vor dem überdachten „Elternhaus“, ein riesiges Museum und sein privater Waggon, machte ich, bevor ich meine Pension aufsuchte, noch ein paar Bilder und dachte an das was in diesem Land geschieht.

Stalin, Russland, die CCCP, Unabhängigkeitskriege, Apchasien und Ossetien, abgespalten, autonom, Einflüsse europäischer Erweitungsphantasien, amerikanische Bastion, Klammern an alte Bindungen, Unabhängigkeitswünsche setzen diesem Land, Bindeglied zwischen dem Okzident und dem Orient, Handelsweg, Teil der alten und neuen Seidenstrasse, zu.
Die Massen die täglich hier in Tiflis auf die Straße gehen sind nicht tausende, nur hunderte, es gibt bald mehr Polizei, duzende Fernsehsender, Plakate werden von Schreiberlingen in Serie gefertigt, mit Musik und Popkorn werden die jungen Engagierten, von der Geschichte und Historie Nichtswissenden, von den Hintergründen und Absichten voller Unkenntnis, bei Laune gehalten, geblendet mit Propaganda beschallt, fehlgeleitet. Weltweiter Alltag, heuchlerische diplomatischer Strategie, gefährlicher, völlig unterschätzter, hegemonialer Machtsphantasien. Kleine Wimpel der Nato flattern auf den Zelten einer Handvoll Demonstranten, die vor dem Regierungsgebäude campieren.

Ein weiterer zu beachtender, unumkehrbarer, nachhaltige Akt. Der Bau der neuen Autobahn, Abschnitte zwischen Batumi, Poti und Tiflis, vierspurig, breit, gerade, schnell. Gesehen habe ich ein Teilstück, Vorbereitungen für unzählige Baustellen, neuerrichtete Häuser für Bauarbeiter, die in Kürze kommen werden und in Windeseile eine Straße durch das gewunden Tal, über und durch die Berge, über die Flussläufe, über und durch die Dörfer treiben werden. Chinesen.
Die neue Seidenstraße, Ader der Wirtschaft, ein weiterer Arm, eine weitere Hand die zugreift, sich hineinkrallt, die mit, durch den Bau, das Land zu Verpflichtungen ihnen gegenüber, zwingen wird.

Das am Rande

Mzchtecka am 22.6.2019

Dann am nächsten Tag schon, 62 Kilometer von Gori nach Mzcheta, ein Ort mit einer über 3000 jährigen Geschichte, Zentrum wichtiger Handelsstrassen, der Seidenstrasse, alten Festungen, Religiöses Zentrum, Begräbnisstätte georgischer Könige.
Das war ein toller Tag. Er war anstrengend. Aber wunderbar. Ich glaube es liegt viel daran mit welcher Intention man in den Tag geht. Ruhig, gelassen, entspannt und freudigst gespannt auf das, was auf einen zu kommt, voller Vorfreude und guter Laune. 32° C, fast beständig einen 24 km/h starker Gegenwind und aufkommenden Böen mit 54 km/h, dazu Berge und knochentrockene Steppe, aber alles in allem war es in meinen Augen wunderschön, einsam, verlassen, karg.
Es ging an Steinzeitsiedlungen, Höhlen, Besiedlungen aus grauer, früher Vorzeit, vorbei. Wieder blickte ich auf Spuren frühester, menschlicher Geschichten, Menschheitsgeschichte, Orte, erste Zufluchtsstätten unserer Vorfahren, Geburtsorte, Plätze der Entwicklung. Ex oriente lux.

Es war ein tolles Gefühl durch die golden wirkende Steppe zufahren. Seit über 8000 Jahren streifen schon Menschen über dieses Plateau. Den Platz den sie sich ausgesucht hatten, sicher, erhaben und mit einem Blick über das ganze Tal, war mit bedacht gewählt. Er war sicher, er hatte Weitblick, einen Ausblick auf alles, was auf die frühen Bewohner, zu kam. Ja, heute war ein besonderer Tag.
Ich habe geschwitzt, gelitten und es genossen!
Es war auch einer weiteren Hinsicht ein besonderer Tag- an keinem anderen Tag habe ich so viele andere Fahrradfahrer getroffen wie heute. Es war wunderschön.
https://www.komoot.de/tour/74585888?ref=itd

In Mzcheta, nur 26 Kilometer von T´blissi, Tiflis entfernt, fand ich ein kleines Zimmer, direkt an einer erhöhten, großen Terrasse gelegen, mit freien, imposanten Blick auf die in Ruhe verharrende Kirche, die in warmem Licht eingetauchte Swetizchoweli-Kathedrale. Der Trubel der vielen Touristen verhallte zunehmend, es wurde leiser, Katzen schlichen umher, die gechipten, kastrierten, wilden Hunde legten sich zur Ruhe und ich genoss, an den Tag denkend, eine gute Karaffe, kühlen, trockenen Weisswein.

Seit Sonntag den 23.6 bin ich nun in Tiflis.
Die Einfahrt in die Hauptstadt ging über eine breite, autobahnartige, viel befahrene, schnelle Straße. Unkompliziert und unproblematisch. Überhaupt nehmen die Autofahrer, erstaunlicherweise, ganz anders als meine Erfahrung aus Motorrad-Zeiten, Rücksicht, halten genügend Abstand.

Die erste Pension, eine Empfehlung, stellte sich als unannehmbar, mit einer eine schmutzigen Küche, keinem Service, heraus. Ich fühlte mich dort nicht wohl. Es lohnte sich dann durch die Strasse, Gassen, steil auf und abfallende Wege zu streifen, an den unterschiedlichsten Türen zu klopfen, weitere Angebote in Augenschein zu nehmen und schlussendlich, befriedigt, glücklich das Etablissement zu wechseln.

Mein Visum für China,
was habe ich da alles schon gehört. Was wird alles benötigt, wer hat eines bekommen und wer alles nicht. Drei Tage habe ich an den notwendigen Formalitäten, Unterlagen und Nachweise die von der chinesischen Botschaft, für die Berechtigung und Erlangen eines Visums, verlangt werden, gefeilt.

Aufwendig. Sehr aufwendig.
Viele fragen sich ob sie sich das überhaupt antun wollen. In einen Staat zu fahren der die absolute Kontrolle haben will, hat.
Duzende Unterlagen, Namen von Mutter und Vater, Geburtstag, Namen und Adressen von Verwandten, Arbeitgebern, Nachweise über Einkünfte, Nachweise von Hotel und Flugbuchungen, Nachweis einer georgischen Adresse, Telefon und Arbeits- und Aufenthaltsnachweis.
Dazu Passbilder, eine Auflistung der aller besuchten Länder der letzten 5 Jahre.

Montag war ich zu spät- heute am Mittwoch fehlten noch weitere Unterlagen – dank meines super schnell arbeitenden Bankers (Kreissparkasse Köln – es sei ein herzlicher Dank gesagt ) – schaffte ich die notwendige Bestätigung noch kurz vor Toresschluss ran – es folgten Gespräche, Rückfragen und Versicherungen. Entlassen wurde ich mit dem Versprechen, dass ich am kommenden Montag mein Visum, 30 Tage Aufenthalt, einmalige Einreise, abholen kann.
Geschafft.
Auch ein Dank an das spitzen Weingut Van Volxem und Winery Zedafoni in Zestafoni für ihre hilfreiche Unterstützung

Tiflis T`blissi
Die Hauptstadt, wächst, der Tourismus boomt.
Es wird überall gelebt, in kleinen, hölzernen Verschlägen, in alten gebrechlichen Häusern, mit geflickten, gestützten Fassaden, in renovierten Altbauten, herrschaftlich, fein und in Neubauten.
Es hat unterschiedlichste Zentren, alte, moderne und neue. Eine vollkommen auf den Tourismus ausgelegte Restaurant, Bar und Cafeszene.

Es ist ganz schwierig etwas zu finden, vielleicht auch gar nicht, das überwiegend von den Einheimischen genutzt werden würde, das günstig ist, das ursprünglich ist. Tiflis ist teuer. Tiflis ist für georgische Verhältnisse teuer.
Tiflis ist auch für mich teuer. Denn ich will noch reisen, weiter reisen, muss sparen, mein Geld zusammenhalten, ich habe kein Einkommen mehr.
Man kann sehr günstig leben, selber kochen, in einem der unzähligen kleinen Märkte einkaufen, sich selber versorgen, Geld sparen.

Doch das eine oder andere gönne ich mir doch.

Der Wein hat es mir angetan.
Das eine und das andere Restaurant, Kaffee habe ich gesehen, besucht. Naja, mal war es ok, mal habe ich mich über die ignoranten Kellner geärgert, unfreundlich und unaufmerksam, mal über die durchgedrehte Besitzerin von einem Schuppen, hager, angesoffen, durchgeknallt, mal über die Preise, mal über den traurigen, weitverbreiteten Küchen-Standard mit seinen Convenient -Produkten, industrialisiert, vereinfacht, verbilligt, ein Horror, Geschmacklos, gleich.
Nach ein paar Bier, nach ein paar überteuerten Möchte-mal-gerne-auch-ein-guter-Wein-gewesen-sein, nicht nur auf der Rechnung, ein paar der überall gleichen Chinkalis, georgische Teigtaschen, die so schön exakt gleich gefertigt sind das nur eine Maschine das könnte, verließ ich den Hauptstrom der Touristen, stolperte durch eine Seitengasse, ein immer enger werdender Wege, dumpfes, schummriges gelbes Licht umgab mich.

Drei kleine Stühlchen auf einer Ecke, zwei kleine Tischchen die vor einem Lichtschacht zu einem ausgebauten Keller standen, ein Junge mit einer Kochjacke, eine Zigarette rauchend, neben einem Treppenabgang, steil, wiesen einzig auf ein kleines Lokal hin.
Ich hörte die leise Musik, ein schlanker Kerl kam heraus, lächelte, etwas nervös, zurückhaltend, wies einladend mit seiner Hand auf den Eingang, auf sein kleines Reich hin.
Ich folgte der Einladung, wollte sehen was sich so abgelegen dort im Untergrund verbarg.

Die Klänge der Musik füllten den Raum, umschlossen Herz, wärmte die Atmosphäre, waren ausgewogen, satt, nicht aufdringlich aber präsent, gaben Rhythmus, boten Raum sich zu unterhalten, untermalten die vom Hausherrn gewollte, erhoffte, ersehnte Stimmung.
Das Ambiente ästhetisch, schlicht, ursprünglich, vieles stark reduziert, Wände unverputzt, gebrannte Ziegel, schlichtes Holz ein paar Accessoires, ein altes Radio, ein alter Fernseher, schlichte, gedämpfte Beleuchtung.
Behaglich, aber nichts aufdringliches, nichts von dem um was es in diesem Laden geht ablenkend.
Alles auf den Genuss auf Küche, der Weine und Biere konzentriert.

Ich liess mich beraten.
Einen Weisswein, natürlich, organisch, ausgebaut, in einem Qverny, aus einer Tonamphore wollte ich probieren, einen guten, echten Tropfen erfahren.
Und er kam.
Und es ging weiter. Eingehüllt in die Klänge, den trockenen, erdigen Saft auf dem Gaumen, der Geschmack anhaltend, eine spontane Vergärung, eine lange Maischezeit der Weissweine, ausgereift, ausgegoren, versetzte mich dieses Lokal, dieser Wein in eine andere Zeit, an einen anderen Ort. Ich war raus aus dem Tiflis, dass ich letzten Tage gesehen hatte, raus aus der Hektik, dem billigen, dem touristischen, war angekommen in einem mit so viel Liebe und Hoffnung gebauten kleinen Tempel. Einen Refugium.
Ich nahm ein weiteres Glas, empfing eine weitere Region, erfuhr ein weiterer Winzer.
Eingelullt saß ich da, träumte, sah Anthony Bourdain an der Bar, fühlte wie er, wollte nun auch ein bisschen aus der Küche, bestellte mir ein Bruscetta, zarte, krosse Streifen, hart geröstet Weißbrot, eine feine Paste aus Forelle und Pilzen, überbacken mit einem würzigen aber nicht salzigen Käse, ein kleiner Salat, als Beilage, Walnuss Öl, keine überdeckende Marinade,
eine Trompete erklingt im Hintergrund, ein Klavier, Soul, Groove, leichte Takte, moderne Musik, zum dahin schmelzen. Warum spiele ich kein Bass Kontrabass?
Zupfen, nicken, trinken, kosten, genießen, Tack, atmen, Tack, atmen, Tack, bumm bumm.
Gut ausgewogen, auf dem Arm einer großen Amme, eingelullt und lallend.
Der Wirt kredenzend die Weine höflich, hoffungssuchend, den Wartenden, etwas Melancholie liegt in diesem Raum.

Ich muss einen Abschluss finden.
Seine Empfehlung, selbst gemachtes Bier, auch aus einem Tonkrug, ist dunkel, kaum herb, mit einer leichten Süße, malzig frisch.
Es ist überzeugend. Vielleicht das Beste dass ich je getrunken habe. Lecker.

Hier will ich noch mal hin

Der Wein kommt mir entgegen

Am Sonntag den 16. Juni machte ich mich auf und fuhr ins Landesinnere nach Khutassi, machte nach dem Küstenstreifen, von Batumi nach Ureki, neue Erfahrungen.

Georgien in Eurasien ein Staat zwischen Europa und Asien, in Transkaukasien. Ein Land auf der Grenze vieler alter Kulturen. Umgeben von Russen, Georgiern, Armeniern, Abchasen Aserbadjschaner, Lasen, Juden, Kurden, Deutschen, Kaukasiendeutsche, Schwaben die Anfang des 19 Jahrhunderts sich ansiedelten, und vielen mehr.

Zar Alexander 1 aus dem Hause Romanow-Holstein- Gottorp verheiratet mit einer Sophie von Württemberg, alle mit deutschen Wurzeln, erlaubte ihnen überzusiedeln, wies ihnen Flächen zu, mehrere deutsche Städte, Siedlungen entstanden.

Es ist wirklich spannend hier. Es ist ungemein vielseitig, kulturell, geschichtlich, Menschheitsgeschichte, Spuren frühester Menschheitsgeschichte, Eisen und Steinzeit, die mich fasziniert, über 10000 Jahre alte Funde, geographisch, von einem subtropischen feuchten Klima im Westen, fruchtbare Böden, dichter Wälder, zugewachsenen Urwald gleich, durchziehen steile Berge das Land, einsame Höhen mit abgelegenen, tiefen Täler, unwegsam, schließen im Osten trockene großen Steppen an.
Tiere, Nutztiere, Schweine, Ziegen laufen frei umher, Kühe stehen auf den Straßen, mitten im Verkehr in einer stoischen Ruhe, grasen am Wegesrand, in den Wäldern, zwischen den knochigen Eichen und dünnen Buchenstämmen, verweilen im Schatten, legen sich in den kühleren, verkehrsreichen Tunneln, der Sommerhitze entfliehend, mitten auf die Fahrspur.
Im Westen das Reich der Früchte, reife, vollfruchtige, frische und Gemüse, organisch, in kleinen Mengen, immer und überall an Straßenständen, Märkten ein unglaublicher Geschmack, ein Genuss, Sonnenverwöhnt, festes Fruchtfleisch, vollreif.
Tomaten die ihren Namen verdienen, Salatgurken, Melonen und derzeit Kirschen, Kirschen, Kirschen, gelbe, gelb rote und tief rote Kirschen. Kein Kribbeln auf der Zunge, keine Allergien erfahre ich hier, die Aprikosen, Pfirsiche hinterlassen nur Freude, Genuss und zärtliche Erinnerungen an die abgerundete Süße, der Saft der nach einem freudigen herzhaften Biss mir am Kinn herunter rinnt.
Hier startete ich meine neue Etappe.
Dazwischen Weinbau.
Sie lieben den Wein. Seit 7000 Jahren. Kachetien, Kartlien, Imereitien, Ratscha Letschchumi Namen der Weinbaugebiete die ich mir nicht merken kann. Aber an die Trauben, der Traubensaft, der Wein der auf der Zunge und Gaumen lange in Erinnerung bleibt.
Es herrschen perfekte klimatische Bedingungen.

Das war nicht leicht heute. Manchmal, das möchte ich gerne eingestehen, habe ich ein mentales Problem vor größeren Etappen. Anders ausgedrückt- ich mache mich selber jeck.
Die Bedingungen waren gegeben. Eine Strecke von ca. 100 Kilometern lagen vor mir, 350 Meter bergauf, trocken, alles Asphalt, 30 Grad Celsius.
Genuss kostet und hinterlässt Spuren. Der Genuss kostet Kraft. Ich liege bei knappen 110 Kilogramm, gut verteilt, fette Waden, nett von den 3000 Kilometern definiert, nicht allzu dicken Oberschenkeln, das war vor 25 Jahren mal anders, einem zarten Bauch, und einem sehr schönen Rücken. Mein Gepäck schätze ich auf ca. 38 Kilogramm, das Rad 17 Kilo, plus Getränke ( davon habe ich reichlich gebraucht- gute 7 Liter) und etwas Essen nehme ich meist mit.

Eigentlich lief es. Ich machte mir nur gestern zu viel Gedanken, schlief schlecht und die Stimmung war heute morgen mies – ich hatte keinen Bock.
Und dann setzt du dich trotzdem drauf (ich) und rollst los- nach 5 Kilometern war alles im Tritt.
Zum Schluss war der einzige Fehler nur- im Schnitt war ich für den Tag zu schnell.
Die Sonne, die Hitze, man schwitzt, man laugt aus.
Zwei Pausen gab ich mir, die ich dringend brauchte, etwas aß, viel trank, Luft schnappte, durch atmete.

In Khutaissi angekommen, platt, aber mit der Leistung sehr zufrieden, schmiss ich mein Gepäck in ein Zimmer, buchte es für 2 Nächte, ging duschen und dann raus an den Rioni. Ein wilder Fluss, grau von den Sedimenten, rauscht er kräftig und ungestüm durch den Ort, ich betrachtete ihn, etwas ehrfürchtig, beeindruckt von der Geschwindigkeit, strahlt er mit seiner Kraft und beständigen Drang vorwärts zu kommen eine Ruhe, die ich spürte, mich durchdrang, aus.
Ein Tag Pause in Khutaissi
Die Weiterfahrt, sollte kurz sein, sollte mich nur an den von mir gefürchteten Rikoti Pass mit 960 Höhenmeter, extremen Steigungen heranführen, 45 Kilometer kurzer entspannter Anfahrt bis nach Sestafoni bringen.

Was man auf 45 Kilometer alles erleben kann, ist kaum zu beschreiben.
Es wurde in den letzten Jahren eine Autobahn zwischen der Küste und Tiflis gebaut. Wie weit sie gediehen ist, ob vollständig oder nur Teilstücke fertig sind weiß ich nicht. Auf meiner Route, mit meiner Navigations app errechnet, endete meine Straße vor der Autobahn in einem Feldweg. Es begann eine fast dreistündige Fahrt über Feldwege, Flussbetten und Geröllpisten. 32°C, staubtrockene Pisten.
Und dann bemerkst Du irgendwann dass die Navigation Dich Umwege, zusätzliche Rampen, und extra fette Gerölltrassen fahren lässt.
Eine feine, glatte Betonstraße querte meinen Weg. Ich wurde aufmüpfig. Es war eine Rebellion gegen die Maschinen, gegen die Computer, das Gefühl einer wieder erwachten Macht bestärkte mich. Mutig bog ich ab. Ignorierte jedes Gemeckere, – sie haben die Tour verlassen – orientierte mich nur nach der Himmelsrichtung, den parallel laufenden Bergrücken, und Eisenbahnlinie, fand instinktiv auf die alte Bundesstraße und fuhr stolz und beruhigt auf mein angestrebtes Ziel Sedafoni, ohne Schlaglöscher und Flussbetten zu, ersparte mir so einen kleinen unbedeutenden Schreikrampf.

Der Wein kommt mir entgegen.

Die Pension, hoch am Hang gelegen, eine letzte Rampe über 12%, ich steige ab, schnaufe, schiebe das Rad entpuppt sich als kleines herrschaftliches Haus, einem kleinen Weingut, es sind Weinliebhaber, Winzer.
Übernachtung für 2 Personen, 16,-€, Abendessen 14,-Lari, Frühstück 8,-Lari, Glas Wein 2,- Lari der halbe Liter 4,-Lari ( wir erinnern uns…3 Lari sind 1,-€)

Hier bleibe ich.
Werde schreiben, lesen und mich weiter um mein China Visum, einer Aufenthaltsbegründung in Georgien für die chinesische Botschaft arbeiten.
Mir den Weinkeller anschauen, die Weinberge, etwas über die Trauben, den Ausbau, die Vinifizierung erfahren und hoffentlich nachher auch im Fluss schwimmen gehen.

Kette wechseln

Kette spannen

Kette spannen war nicht mehr – Kette war durch.. ich brauchte eine neue.
Nach 3000 Kilometer.

Es wurde ja langsam mal wieder Zeit aufs Fahrrad zu kommen. Erst 3 oder 4 Tage in Odessa, dann zwei Tage auf dem Schiff und dann Batumi. Man kann sich dran gewöhnen. Nachdem ich eine neue Kette gebraucht habe, ich habe tatsächlich nach 3000 km eine Kette so verschlissen dass ein Austausch dringend empfohlen worden ist, sie war in alle Richtungen komplett ausgeleiert. Ein voll beladenes Fahrrad und ein leichter Junge obendrauf der das Stahlross über die Berge getreten hatte waren auch für eine Qualitätskette genug.
Habe ich mich dann heute wieder aufs Rad gesetzt. Es waren nur 50 km. Das ist wirklich nicht viel. Aber verdammt noch mal, diese zwei kleinen Spitzen auf der Strecke haben mir ganz schön die Luft weg genommen. Zwischen 6-8 % bei 30°C und unglaublich schwüle Luft lief mir der Schweiß in Bächen herunter. Wäre da ein Dritter von dieser Kategorie gekommen hätte ich den Glauben verloren. (Ich hätte es geschafft aber ..,,)

Einwenig ist die Küstenstraße, die sich durch ein dichtes Grün, stark welligen Bergen, tief einschneidenden Täler, Tropen artig bewachsen, Palmen und dichten Bambushainen, windet, schon durch einen Tunnel entschärft worden. Doch ansonsten läuft sie weiterhin schwungvoll die Hügel rauf, steil in den Gräben folgend, die Berge runter, folgt Eisenbahnlinien und alten Küstenpfade, vorbei an verrottenden Hotelruinen und direkt danach gefolgt von modernen florierenden Neubauten. Was das einem Ende, des anderen Erfolg zu sein scheint kann ich nicht erkennen.
Ureki, mein Tagesziel.
Ich habe hier einen Tag dran gehängt: Schwarzes Meer, heißer schwarzer Sand, ein milder Wind, warmes wenig salziges Wasser, Musik bis spät in die Nacht, geplärre aus allen Boxen, Grill-, Bier und Schiessbuden auf der Landstraßen Promenade, Ballerman und Mallorcafeeling, für Russland, Georgien, Aserbaidschan. Noch ist es recht ruhig hier, die Ferien, die Haupturlaubszeit, die Saison hat noch nicht eingesetzt. Was hier los ist wenn erstmall alles aufgefahren wird, wäre spannend mal zu er fahren. Georgien ist immer noch, auch wenn hier für die Touristen die Preise stark angezogen worden sind, für uns, ein günstiges Reiseland. Darf aber nicht darüber außer acht lassen , dass sich diesen Strand viel andere hier nicht leisten können.
Aber ich habe nicht nur einen Bade und Strandtag eingelegt. Es ging auch um Routenplanung, Reiseterminplanung und die Frage: wann werde ich wie und wo mein China Visum beantragen.

Morgen, am Sonntag den 16.Juni, geht es langsam in die Berge. Ich will nach Khutaissi.
Ich komme dann dem Georgien näher. Vorder-Asien, dem Asiatischen Kontinent