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Gegen den Wind

Gegen den Wind
22.4.2019
Es war ein brutal harter Rad Tag. 40 km gemütlich warm gefahren, entlang der Donau, Kurbad Deutsch Altenburg, Hainburg bis nach Bratislava (Pressburg).
Ich versüßte mir den Tagesbeginn nach guten 10 Kilometern, an diesem frühen Morgen, in dem Kurort, noch mit einem Kaffee. (2,80€ ) Brachte nach der Bestellung im Hause, dem freundlich guckenden, offen wirkendem Herrn auf der Terrasse auch ein Sitzkissen mit heraus. Eine wunderbare Plauderei begann.
Ein Unterschied zwischen Mensch und Tier, die Phantasie, das eigene Denken und kombinieren. Das die Schule das tötet. Den offenen, jungen, unverdorbenen Geistern nicht die Selbstständigkeit fördert, sondern dass Unterordnen und Auswendig lernen.
Du bist hier im Land der Römer, sagte er- zeigte auf alle Himmelsrichtungen, erwähnte Orte, Zeiten, Hinterlassenschaften, du fährst hinein in die Gebiete des römischen Reiches. Ich sagte, dass ich der Sonne entgegen fahre, das neben den Spuren der Römer schon so viele Stämme, Generationen, Völker Ihre Spuren hinter lassen haben.
Wanderungen sind Begegnungen. Austausch von Wissen, Einfluss auf Kulturen, der Weinbau, Entwicklungen. Menschen sind gewandert, haben gelernt und gelehrt.
Er sagte, dass er glücklich sei. Glück und Zufriedenheit. Dass er verstanden hat was Glück, glücklich und Zufriedenheit bedeutet, wie er es annimmt und mit dem was er hat, zufrieden ist.
Morgens, sagt er, sieht er aus seiner Wohnung die Sonne im Osten aufgehen und Abends aus dem anderen Fenster die Sonne untergehen. Die Welt dreht sich, es geht weiter. Er braucht nicht viel und es reicht ihm was er hat.
Zum Abschied schenkte er mir eine römische Münze.

Pressburg. Slowakei
Ich schlendere durch die Stadt, gönne mir keine Touristensnacks, eine Touristenrestaurants, fahre raus aus der Stadt, auf der Suche nach einem schönen Rastplatzes, frage mich ob ich mir noch Brote schmiere, oder etwas dazu kaufe, werde von der Navigation geschickt durch Wohnviertel, Industrievororte und Baustellen gelotst.
Ende des Stadtgebietes, Ende eines Hafenseitenarms, Beginn einer unglaubliche weiten Donaudamm Radweges, Ort eines Imbisses, eines Biergarten, eines verlockenden Rastplatzes.
Ein Ort mit Küche, Sonnenschirmen und sauberen Toiletten. Ich ordere ein Fischsuppe, etwas Huhn, Brot, Krautsalat, spüre die wohltuende Kraft der heißen Suppe.
Ich schaue mich um, sehe die Radler die Ausflügler, die Spaziergänger, die Aushilfe die Bedienung.
Ich muss leider weiter.

Tour des Leidens und der geforderten Diziplin.
Ich komme auf den Damm. Die Navigation App, sagt, sie sind zurück auf ihrer Tour, die Navigation wird fortgesetzt, folgen sie diesem Weg 46 Kilometer.
Whow das ist mal eine Ansage.
Dann schlug das Schicksal, meiner begehrlichen Blicke auf die Kellnerin vielleicht, unerbittlich bestrafend zurück.
Über 40 km nur noch ein erbarmungsloser Gegenwind, Böen über 40 Stunden Kilometer, unablässig von vorne. Keine Deckung, kein Schatten. Diesmal nicht kalt, dafür aber beständig hart. Ich habe teilweise nur mit Mühe, im fünften Gang, (von 14) eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 9-12 Stunden Kilometer, aufrecht erhalten können.
Monotones drücken, treten, mal geduckt, mal gestreckt, denn Atem kontrollierend, den Blick nach vorne, stumm, nicht denkend.
Ein bis in den Horizont sich nicht endendes graues Band. Flankiert von einem betonierten Uferrand, einem Damm, in einer langen, unendlich gerade gezogenen Linie zu einen, einer ländlichen, einfachen Landschaft, mit großen Feldern, ohne Auflockerungen zu anderen.
Gute 4 Stunden zog es sich dahin bis mein Navi sagte, in 4,8 Kilometer links halten. Dann waren es nur noch eine halbe Stunde, und eine weitere halbe Stunde bis zur Pension, einem Bier, einer heißen Dusche und schmerzlindernder Salbe für mein Knie.
Morgen soll zu dem ein Regenschauer auf uns zukommen.
Ich werde morgen einen Ruhetag einlegen, koste es was es wolle.
Dazu dieses Lied

Budget…Kosten und koste es was es wolle

Wegbeschreibungen

Wegbeschreibungen.
22.4.2019
Sachliche Wegbeschreibungen liegen mir nicht. Ich vergesse Fakten. Der Grad der Vergesslichkeit bezeugt für mich dann auch eher die Wichtigkeit oder Unwichtigkeit.

Durch ein Unglück, eine kleine Misslichkeit, oder war es zuletzt dann doch ein Missgeschick, war ich ungeschickt, habe ich mein Taschenmesser verloren, liegen gelassen. In Neuklosterburg, ich nutze eine hölzerne Tischgarnitur mit beidseitigen fest montierten Bänken, es war so praktisch und angenehm, die Sonne brach die Bäume, fand ihren Weg durch die jungen Triebe und Knospen, erwärmte den Platz zum Frühstück, Taschen sortieren und packen.
Der runde Griff, er liegt angenehm in der Hand, er birgt eine genügend lange Klinge, ist scharf, es ist leicht, war das Verhängnis. Es rollte vom Tisch. Es war aus den Augen, der Tisch war nach dem packen leer, ich hatte alles eingepackt. Das Messer ist weg. Schade. Es hatte mich auf schon so vielen Reisen begleitet.
Das Messer ist für mich wichtig. An Lage, Situation kann ich mich genau erinnern.

Unwissend, den Verlust noch nicht bemerkt, startete ich in den Tag.
Das war ein komischer Tag. Wien hatte ich gestern noch zu Fuss erkundet, soweit es ging, soweit ich gehen konnte. Mehr ging nicht. Nur einen kleinen Teil hatte ich gesehen, einen kleinen weiteren Teil wollte ich heute, vom Fahrrad aus, umherblickend, erfahren.
Der Start war noch verheißungsvoll, an der Donau entlang, den Donaukanal, dicht an Wien.
Doch der Weg war wie im Untergrund, dicht gedrückt an hohen Wänden, unter Strassen, über verlassene Uferpromenaden, Randgebiete, Nachts belebt, durch Bars, Graffitykünstler, Mondsüchtige.
Es war Ostern, es war ein Sonntag, stille auf den Straßen, ein paar Jogger husteten, keuchten. Am Ortsenden dann sammelten sich wieder viele Rennradfahrer. Wien, Österreich scheint ein sehr Rennrad affines Völkchen zu haben.
Und dann habe ich mich zu sehr auf die Planung meines Fahrrad Navigator verlassen, der Weg Richtung Slowakei, nach Bratislava. Pressburg.
Er führte mich durch Einöden, langweilige Straßen und immer wieder über die B9. Zum Glück ist heute am Sonntag nicht zu viel Verkehr gewesen da.
In Petronell Carnuntum beendete ich meine Tagestour, was für eine Name. Carnutum. Carnutum eine Legionsstadt der Römer. Wieder, und jetzt so deutlich, bin ich in das Reich der Römer eingedrungen. Ihre Spuren, werden mich ab jetzt noch, öfter, begleiten.
Ich nehme eine Zwangspause, der Sehnenansatz linkes Knie schmerzt,
Ich zog einen kleinen, noch nicht geöffneten, Campingplatz, mit Dusche, richtiger Toilette, und Strom der Wildnis heute vor. Man übergab mir den Zahlencode für die Türen und überlies mich dann alleine dem Schicksal.

(Es gab Nudeln zum Abendessen )

stehe vor Wien

20.4.2019
Vier Tage sind seit meinem letzten Eintrag vergangen. Es gab ein rauf und ein runter.
Mutig wollte ich weiter, meist gut gelaunt, erwartungsvoll, manchmal skeptisch, aber vorwärtskommen.
Von der Schlögener Schlinge, ehemals ein Bastionsort und Badeplatz der Römer, an ihrem nördlichen Verteidigungslinie, den Limes ging es nach Linz, zu Karl.
Ich schätze Karl, auch seine beim Lachen fast zugekniffenen freundlichen Augen, sein breites Lachen lässt ihn strahlen, für seine Bildung, sein Interesse und seinen Biss und Durchhaltevermögen.
Am meisten schätze ich aber seinen Blick auf die Welt.
Ich fahre der Sonne entgegen, sagte er, der aufgehenden Sonne, ich folge den Spuren der ersten Wanderungen. Die Sonne weckt, wärmt und strahlt Gutes aus. Ich spüre beim Aufbrechen die Kraft.
Und dann knallt dir unerbittlich durch das breite Tal der Nordwind entgegen. Nach kalten Nächten, die Muskeln steif von der letzten Anstrengung, die Sehnen gereizt, die Gelenke und meine Füße schmerzen, stemme ich mich gegen den Wind. Er will mir nur zeigen, dass er es mir nicht zu leicht machen will, auf den glatten Strecken, er weiss Mittags kommt noch die Sonne, genug sich zu erholen, er will mich zu Rast zu zwingen. Beharrlich trete ich weiter. Zähle Kilometer, Minuten, Abschnitte, will denken, mich ablenken.
Ein Fehler. Es ist ein Fehler auf die Uhr zu schauen. Die Zeit vergeht nicht, nicht schneller wenn man auf sie achtet. Alles kommt einem länger, schwerer, kälter vor.
Ich wusste es wird Phasen mit schwerem Gemüt, mit Einsamkeit, mit Zweifeln kommen. Ich wusste aus meinen Reiseerfahrungen, dass sie recht früh, das erste mal, kommen.
In Erinnerungen an die gerade fast fertig renovierte Wohnung, an mein Enkelkind – warum fährt man dann weg?
Aber das ist es nicht. Die Zeit vergeht. Vergeht und man muss sie nutzen, darf seine Zeit nicht verschwenden, sollte achtsam, behutsam sie einteilen…und sich bewusst sein dass man sie und nichts zurückholen kann. Respekt vor der Zeit, deiner Zeit die dir gegeben ist.

Und so trete ich weiter. Ich baue darauf, dass sich mein Körper mit den Tagen, mit den Anstrengungen, mit der Aufgabe wächst, sich regeneriert. Noch habe ich mich nicht ganz eingefunden. Suche in meinem Zeltlager den besten Ablauf für Aufbau und Abbau, für Platz und Zeit. Ordnung in 5 Taschen ist das eine, Gewicht, Nützlichkeit und Bedarf das nächste.

Ich hatte 2 Pakete Nudeln. Das ist ein Fehler wenn man nur eines kochen will, irgendwann, und ein weiteres noch überall und jederzeit nachbekommt. Ich habe immer noch 2 Pakete Nudeln, traue mich aber nicht eines weg zu schmeißen, vielleicht koche ich ja morgen ein Paket in Hainburg, mein nächstes Ziel, vielleicht ja. Gedanken am Rande, Gedanken auf dem Rad.

Was mich auch ein wenig belastet ist die nicht zu begreifende Dimension, die Entfernung, die Strecke. Ich staune wie Menschen reagieren, bin irritiert welche Fragen sie stellen, was ihnen zuerst einfällt, wenn ich ihnen sage, ich möchte mit dem Rad nach China fahren.
Sie machen sich Sorgen und Gedanken über Emotionen, fragen nach meiner Familie, nach meinen Freunden. Es ist schwer. Schwer zu verstehen, zu erklären.
Was sind schon die paar Kilometer, die paar Stunden.
Ich höre auf dem Campingplatz die Geschichte der Anreise meiner Platznachbarn. 6 Stunden im Stau, Stau vor Würzburg, vor Regensburg, vor Wien. Verdammt, was für ein Horror, was für ein Scheiss in der stinkenden Kiste, Stundenlang – und ich beschwere mich über Gegenwind, schmerzenden Beinen.
Ich möchte (muss) noch lernen mit der Zeit besser umzugehen. Meine Zeit fürs Rad fahren, für Pausen, für Besichtigungen, Zeit zum lesen, Zeit zum plaudern ungezwungener , freier, entspannter einzuteilen.
Ich weiss für mich, dass ich für mich auf einer Suche bin, einen eigenen, einen steinigen Weg gehe, dass er nicht bequem ist, aber dass er viele Sträuße freundlicher Begegnungen, Blumen am Wegesrand, ein Lachen, Umarmungen, Segen und vielleicht auch leid geben wird. Aber es wird sich lohnen.

Ich möchte in einem Jahr in Vietnam sein. Na gut. War halt so eine Idee. Wollte Zeit für mich haben, Zeit für meine Reise, Zeit für meine Suche und Zeit Fragen zu beantworten.
Jetzt habe ich ein Jahr Zeit, soviel Zeit. Sie ist nicht zu fassen diese Dimension und die Strecke, die Entfernung, die Größe dieses Unterfangen ist für mich nicht zu erfassen, zu begreifen.
Ich dachte ich rechne, errechne mir einen Schnitt, einen Durchschnitt und dann brauche ich mich nur noch daran halten.
Und dann ist es wieder da, das Zeit Problem. Fahre ich morgen nicht weiter, muss ich tags darauf mehr fahren.
Vielleicht hat mich dieser Druck, ein selbstgemachter, selbst gewählter Druck vor ein paar Tagen bedrückt, hatte mir den Spaß, den Genuss an eine schöne Landschaft, an ein tolles Radfahrwetter genommen.

Fakt:
370 Kilometer, 5 Fahrtage, 1 Freiertag seit dem 15.4.2019 (508 km seit dem 11.4)
sind 61 Schnitt am Tag. Ok – sagt auch noch nichts über die nächste Zeit aus.
Aber 360 sind 2/100 der gesamten Strecke. Ich habe 2 Hunderstel.

Ich fahre der Sonne entgegen.
Ich stehe vor den Toren Wiens.
Wollte sie heute erobern, aber sie hat mich erschlagen. An meinem freien Tag habe ich versucht Wien zu Fuss zu erkundet. So gut es ging. Für meine Füße war das nichts. Aber für mein Augen.
Wien ist groß, großzügig, breit, gepflegt und beeindruckend. Wien hat Bauwerke, Geschichte, Lebensstil, Wien ist teuer, ist angenehm, ist fein, ist sich dessen bewusst. Wien ist, alt, liegt da fett seit Jahrtausenden an der Donau, Sonnt sich selbstbewusst, lässt Kritik an sich abprallen, geniest selbst ihre eigene Ausstrahlung. arrogant. Und doch hat es Charme, hat es Ecken und Kanten. Gesehen habe ich nur einen Teil der Innenstadt, nur einen kleinen Teil. Köln ist dagegen Schrott, verbaut, untauglich. Wien leitet den Verkehr, gibt den Menschen Platz, Raum zum Leben, atmen, ist ästhetischer. Breite Straßen, Platz für Fahrradstraßen, breite Wege.
Aber teuer. Die Wachau, Wien ist teuer. Für uns nicht verständlich. Für mich zu teuer.
Ich fahre weiter, trotz Muskelkater, der Sonne entgegen, auf den Spuren der ersten Menschenzüge, der ersten Wanderungen, der vielversprechenden Sonne entgegen.

bon route

16.April 2019-04-16

Zeltplatz Schlögen, Österreich, an der Donau.
Sitze an einem Tisch des an den Campingplatz angeschlossenen Hotels.
Das Frühstückbuffet ist hier gar nicht so teuer, wenn man 3 bis 4 Säfte, 2 Kannen Kaffee trinkt, 3 Eier und gut 4 dick beladene Brötchen isst.

Der Nachtfrost der meine Lebensmittel, mein Frühstück, in den Packtaschen erstarren lies, trieb mich ins Warme und zum Wlan.

Die Nacht habe ich gut überstanden….
Ich gewöhne mich an die Größe des Zeltes, es ist viel kleiner als mein früheres Tunnelzelt, bietet keine nennenswerte Absiede, bietet aber selbst bei meiner Länge, und 4 Taschen im Innenraum genügend Platz.
Das Schwitzwasser und der satt durch feuchtete Zeltplatz lies Bäche kondensierten Wassers von der Innenseite der Zeltwand beim Aufstehen rinnen.

So fiel mir die Entscheidung leicht mich an dem Buffet gütlich zu tun und im Warmen abzuwarten bis die Sonne durchbricht und ich halbwegs angenehm mein Lager, später zusammen zu packen kann.

2 Tage hatte frei gemacht, das Wochenende über, war in Parschalling bei Rudi.
Ein angenehmer Einstieg in den 15 ten. Der 15 te der schon vor Monaten angesetzte Tag, Reisestart und Beginn der Auslandskrankenversicherung. Jetzt musste ich los, jetzt ging es los, jetzt musste ich raus aus Deutschland.

Und es war ein Sonnentag. Der Start noch bei wenigen Grad, ich rollte ohne viel Kraft, die Reifen knirschten bei den wenigen kleinen Steinchen die mal die Stille unterbrachen, eine schmale Landstraße, gesäumt mit lose stehenden Bäumen, heraus aus dem Dorf.
Der Nebel stand in den Tälern, die Wiesen waren in dem gedämpften Licht, die Sonne hatte noch keine Kraft durchzubrechen, grau, milchig, sanft. Die Farben und Konturen verschwammen, einzelne knorrige Äste der noch nicht belaubten Bäume ragten aus dem Dunst, die still in der Kälte verharrenden Halme des neben den Teichen stehend Schilfs am Wegesrand sehnten sich genauso wie ich nach den wärmenden Strahlen der Sonne.

Aber es lief.
Ich genoss ein zweites Frühstück mit Peter in Vilshofen, dann ein Eiskaffee in Passau, lernte ein junges französisches Pärchen mit Kind, Rad Artisten, auf dem Weg über den Eurovelo 6 nach Bulgarien, kennen.
Langsam kommt ein bisschen meiner Kraft und Kondition wieder. Stückchenweise wird es besser. Die Durchschnittsgeschwindigkeit stieg langsam, die Rampen taten nicht mehr ganz so weh. Und am späten Nachmittag, nachdem mich die Fähre auf das andere Donauufer rübergeholt hatte, mein Zelt auf dem Platz aufgestellt, eine heiße Dusche genommen hatte, konnte ich immer noch mit relativ aufrechtem Gang zum Restaurant gehen und mir zum Abschluss des Tages 1, ein dunkles Weizen gönnen.
87 Kilometer geschafft

Aller Anfang ist schwer

Aller Anfang ist schwer…..

Startpunkt sollte Regensburg sein, da ich im letzten Sommer auf meiner ersten Etappe Richtung China, die Strecke Regensburg Passau etwas geschludert hatte. Auf der gut sechsstündigen Autobahnfahrt, Geraldine brachte mich, gab es keine Insekteneinschläge auf der Frontscheibe.
Ein letztes Abendessen in Regensburg beim „dicken Mann“ wie treffend, eine Nacht im Zelt auf dem Campingplatz ohne Rezeptionist und ein letztes Frühstück am Mittwochmorgen im Café Lila.

Ich wollte mich gar nicht so wirklich richtig loseisen, trank einen weiteren Kaffee, ließ in Gedanken die letzten Tage Revue passieren.
Jetzt soll es also losgehen. Diesen Tag hatte ich mir schon vor über einem Jahr als Starttag gewählt…. Jetzt saß ich da auf der Bank im Café, fühlte mich wie ein kleiner Schuljunge der zurück in eine ungeliebte Klasse oder zum Sportunterricht, den er hasste, geschickt wurde.
Gezwungen. Aber ich habe mich gezwungen, letztendlich habe ich mich dazu gezwungen durchzuhalten, weiterzumachen.
Vor Monaten vielleicht sogar vor Wochen konnte ich die Frage; ja warum machst du das? sehr gut beantworten. Meine Suche, ein Weg der Selbstfindung, Ein Weg zur Erkenntnis, etwas für mich zu tun, Sich zu besinnen, in Klausur gehen, – einzigartige Reise Erfahrungen zu machen…. Sich vom Alten, vom Erzwungenen.. dem einengenden Alltag zu befreien… Und vieles mehr.
Jetzt sitze ich da und kann die Frage nicht beantworten.

Wenn meine zweite Etappe, dann am 15. April in Österreich beginnt, dann hatte ich mit bedacht richtig meinen Startpunkt, wie ich es deutlich in den letzten zwei Tagen zu spüren bekommen habe, zwei Etappen vor der österreichischen Grenze, von Regensburg nach Straubing, von Straubing nach Parschalling, gewählt.
Vier Monate ohne Training, eine satte Erkältung mit Kopfschmerzen und Husten die sich ein paar Wochen da hinzog, von Medikamenten gegen meinen Heuschnupfen geschwächt startete ich dann am 11. April von Regensburg die Donau runter.
In der Nacht fiel die Temperatur auf 4°C…der Morgen noch frostig, dick eingepackt, mit sorgsamen Blick, Taschen und Ausrüstung prüfend, ging es dann los.

Mit dem Rad reisen ist es ganz anders als mit dem Motorrad. Man reist langsamer, man muss genügsamer sein in den Erwartungen der Tagesziele und Etappen. Sich mehr vorbereiten, bedächtiger die Ernährung planen, auf genügend Wasser zu trinken achtend, und bei Pausen, abends am Zelt und Morgens beim Aufbruch wesentlich konzentrierter darauf achtend, der Müdigkeit geschuldet, nichts zu vergessen.
So vergaß ich meine Stirnlampe in Geraldiné´s Zelt.
Nach 40 km, am ersten Tag, mit nun vollem Gepäck, waren meine Oberschenkel dick, Energie los, und ich quälte mich nur noch bis nach Straubing, somit auf 55 Tageskilometer.

Ich war der einzige auf der Zeltfläche des ruhigen, noch halb im Winterschlaf liegenden, fast servicelosen Campingplatzes.
Ich baute mein Zelt das alle erste Mal auf, legte mich schon gegen Acht hin, schlief das erste Mal in meinem neuen Schlafsack, die Temperatur fiel in der Nacht auf 1° C ab, träumte viel und durch einander und wurde von einem Konzert duzender unterschiedlichsten mir vollkommen unbekannten Vogelgezwitscher geweckt.
Ich lauschte Minuten lang – wie schön das war – mir so unbekannt – Köln ist tot dachte ich mir…hier waren noch Insekten, Vögel die nicht von zu vielem künstlichen Licht, Industrielärm und Futtermangel verzogen, verstorben waren. Sie lebten, lachten, kündigten aus voller Kehle froh den Morgengrauen, den neuen Tag an.

Ein neuer Tag. Freitag der12. April 2019.
Heute musste ich weiterkommen. Geplant war es bis nach Parschalling zu meinem alten Reisegefährte Rudi. Und vorher ein kleiner Stopp bei Peter, ein zur Zeit ausgebremster Reiseenthusiast, an den Ort gebundenen, aber mit seinem Herzen und seiner Seele reisst er allen Reisenden und ihren Geschichten mit und nach.
Nach 76 km erreichte ich Ihn, müde, an seinem Häuschen in Vilshofen. Wiedersehensfreude und eine Überraschung, Peter hat auf der Suche nach mir, einen weiteren Radfahrer aufgegabelt, Jan aus Bonn. Jan fährt auch mit dem Rad Richtung China. Seine angedachte und angekündigte Durchschnittsgeschwindigkeit, von circa 100 km am Tag, das ist nicht meine. Ich werde ihn fahren lassen müssen, auch wenn ich den einen oder anderen Tag etwas Gesellschaft ganz nett gefunden hätte.
Dazu kommt dass ich die nächsten zwei Tage hier bei Rudi bleiben möchte, und meine gerade frisch aufgeweckten Muskeln und Knochen noch einmal etwas Zeit geben möchte sich zu sortieren.
Wohl denn, wohl an. Der Hintern braucht auch eine Pause.

Ach ja noch eine Anmerkung:
Tagebuch schreiben, Berichte verfassen, dafür brauche ich Kaffee, ein Tisch, Strom, genügend Zeit und Ruhe zum Gedanken sortieren und Wörter finden, Schachtelsätze knoten.
Das schaffe ich, nach einem anstrengenden Fahrradtag, nicht. Dann bin ich müde, habe Hunger, will duschen, und mich hinlegen.
Wie das schreiben in der kommenden Zeit wird, kann ich nicht abschätzen.

Ich möchte mehr von diesem fröhlichen Vogelgezwitscher hören.

Letztes Frühstück in Köln

Nochmals gute Reise…
Ich wünsche Dir viel Glück
Dass Du heil wieder nach Hause kommst..

Machs gut.. höre ich seit 2 Tagen

Heute ist Abfahrt nach Regensburg. Ich hole da noch zwei kleine Teilstücke meiner letzten Etappe der Reise Richtung China (III), die ich etwas geschludert hatte, nach.

Ich möchte gerne zum Reisestart etwas sagen, schreiben, aber es fällt mir sehr schwer diesen Moment und die letzte Zeit in Worte zu fassen.
Es war nicht zu fassen.
Es ist 7:00 am 10.April 2019, ich sitze mit meinem ersten Kaffee auf dem Sofa, überlege wie es denn jetzt losgeht.
Die letzten Wochen war ich täglich mit Vorbereitungen beschäftigt, abgelenkt und eine echte Abfahrt, ein loslassen der Heimat war in so weiter Ferne, es war vollkommen unreal…es war weder emotional, noch rational zu fassen… es war weit weg.
Dann plötzlich waren es nur noch 3 Tage, 2 Tage, 1 Tag.
Das Fahrrad ist gepackt, ich muss noch meinen Pass einscannen, ein paar Farbphotocopien anfertigen….muss noch dies und noch das… Das GPS hat noch keine Karten, Lebensmittel keine gekauft. Naja- ich habe ja noch Zeit.

Ich wollte mir keine Gedanken über etwaige Unwägbarkeiten machen, ich wollte nur, dass ich diese Reise machen kann.
Ich hatte mehr Stress, und ich bin da auch noch nicht fertig geworden, Arbeiten am Haus, an der Wohnung, dem Reduzieren des Lagers etc..vor Reisebeginn zu schaffen, als an den Reisevorbereitungen.
Ich habe noch kein Visa, keine genaue Strecke im Detail geplant, ich hatte keine Zeit dafür.

Ich hatte leider auch keine Zeit alle Freunde, mir liebe Bekannte, mir wichtige Menschen noch zu treffen. Zuwenig Zeit für Gespräche.
7:30
Ich koche mir noch einen Kaffee.
Unterwegs werde ich keine Espressokanne haben – eher wird es Tee geben.
Heute Regensburg…morgen geht es dann langsam los.
Jeden Tag wird es Neues geben. Ich werde jeden Tag neue Landschaften, Menschen, Kulturen erfahren.
Jeden Tag werde ich mir Wasser, etwas zu Essen, einen Schlafplatz suchen. Morgens und während des Tages werde ich schauen wie ich fahre, wie weit ich noch will und werde sehen wie weit ich komme.
Nach meiner grob erstellten Übersicht habe ich für die nächsten 360 Tage 18000 Fahrkilometer vor mir. Täglich 50.. Das wird schon klappen.
Jetzt koche ich mir erstmal einen Kaffee, gehe hier noch mal duschen..dann ein gemütliches Frühstück und dann packe ich den Wagen mit meinen 5 Taschen und mein Rad.. das mich nun begleiten, tragen und ertragen soll.