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Kalai Chumb · Hostel Roma

21.Aug.2019 6/29 Pamir

Kalai Chumb

Hostel Roma

 

Ich habe den Tag Ruhe gebraucht.  Auch ein Fahrtag ohne zu denken, nur fahren, nur raus, nur einfach weiter wäre gut gewesen.

In 3 Tagen könnte ich in Chorug sein. 240 Kilometer

 

Aber hier blieb ich, bin ich, einen Tag. Saß am Fluss, trank Tee….und schrieb die letzten 5 Tage auf.

Die Zeit dafür habe ich gebraucht.

 

Morgens, nach dem Frühstück, verlassen fast immer alle Reisenden das Hostel. Motorradfahrer, Fahrradfahrer, Tramper, kleine individuelle Reise Gruppen mit Fahrern, brechen auf, haben wenig Zeit, lassen sich wenig Zeit.

Dann wird es ruhig hier. Die über den Fluss gebaute hölzerne Terrasse liegt erwartungsvoll da, wer kommt.

 

Nachmittag

Ein „Bus voller neuer“ Touristen kommt ins Hostel. Mehrere kleine Gruppen. Ältere.

Alle nehmen ihr Mobil raus, schreiben, lesen, surfen wie die unvernünftigen Jungen. Sehen nicht den Fluss, sehen nicht die Berge. Reden nicht miteinander…schreiben irgendjemanden, irgendwas.

 

 

 

 

Von Jag (Asim Haus) nach Kalei Khumb /Qalai Khumb (Kalai Chumb)

20.Aug. 2019  6/29 Pamir

Von Jag (Asim Haus) nach Kalei Khumb /Qalai Khumb (Kalai Chumb)

45,67 km 3:33 Std. 12,85 Schnitt  478 hm

 

Ich habe es einfach so laufen lassen wie es kam.

Nach 20 Kilometer brach der Asphalt ab. Wellblechpiste der derbsten Art, geschobene Schotterstraße, Bodenwellen, grobe Steine, Brocken die Faust und Kopf dick aus dem hart verdichteten Weg ragten. Holprig, harte Schläge. Meine Geschwindigkeit ging erheblich runter. Es hat mich nicht gestört.

 

Ich wollte auch nur bis Kalai Chumb, Zeit war egal, ich würde früh genug ankommen.

 

Geblieben sind von der Fahrt die Blicke in die Dörfer, die weiterhin imposante Bergwelt, die schreienden und nachlaufenden Kinder. „Hello, Hello, Hello, Where are you from?, whats your name?…..“

 

In Kalai Chumb trifft die „andere“ Straße, die Nordroute von Dushanbe auf den Grenzfluss. Ein kleiner Knotenpunkt. Einstieg auf den Weg nach Khorug, ins Gebiet Berg Badachsan, Einstieg zum eigentlichen Pamir, das höher liegende, noch weit entfernte Plateau. Geschäfte prosperieren, Homestay schmiegen sich eines neidisch auf das nächste an einem Gebirgsbach aneinander.

Es gibt richtige Hotels, ein Theater und auch Restaurants.

Ich gehe ins Roma Hostel. Letztendlich ist es egal in welches ich gegangen wäre. Hier traf ich auf ein paar mir schon bekannte Radfahrer, aus Dushanbe, auf Stefano den ich auch schon in Georgien getroffen hatte und auf viele andere Reisende.

 

Verlockend war dass es Wifi geben sollte. Es gab es. Aber so langsam, dass ich meinen Email Acount ( gibt es dafür nicht ein gescheites deutsches Wort?) noch nicht mal öffnen konnte.

 

 

 

 

 

 

Von Schuro Obod nach Jag

19. Aug. 2019  4/29 Pamir

Von Schuro Obod nach Jag

97,44 km 5:52 Std. 16,61 Schnitt  1111 hm

 

Ein genussvoller Fahrttag. Fast 100 Kilometer, ein spannendes Auf und Ab. Nach einer langen schnellen Abfahrt, weit über 1200 Höhenmeter herunter in das Tal des Pansch, ergaben sich immer wieder neue faszinierende Blicke auf eine phantastische Bergwelt, auf kleine Bergdörfer. Sie wirkten in meinen Augen malerisch, pittoresk, doch selbst romantisch verklärt kommt man nicht umhin zu sehen wie archaisch, es trotz der seit drei Jahren verbreiterten Weges, wie einfach und wie beschwerlich das Leben auf der afghanischen Seite noch sein dürfte.

Insgesamt war ich über 10 Stunden unterwegs. (7:50 – 18:00 Uhr)

Bei der Nachmittagspause bekam ich eine Nachricht von einem Freund. War es Eingebung, dass ich mein Telfon anschaltete? Zufall dass ich im richtigen Moment keine Kosten gescheut habe und eine Nachricht ahnte. Nur eine selektive Wahrnehmung, emotional überbewertet?

Sie kam von einem langen Wegbegleiter, eine Seelenverbindung, einem, meinem Lehrmeister, mein väterlicher Freund.

 

Inmitten der angestrebten „Einsamkeit“, (wollte ich das so? will ich das wirklich?)

Mal wieder so weit von zu Hause entfernt, dann den Herzen, den Lieben emotional so nah, so schmerzlich plötzlich das Gefühl zu haben, so hilflos auf den Wandel zu Hause blicken zu müssen.

 

Wie will ich einen solchen Tag im Nachhinein beschreiben? Wie ich startete, wie ich auf die lange Abfahrt, heutzutage alles neugebaut, breit, zu fuhr, erwartungsvoll, neugierig, mit offenem Herzen, freudiger Erwartungen, wie werde ich den Blick auf dieses sagenhafte Tal erfahren, wie würde ich mich fühlen?

Erinnerungen an meine erste Berührung mit dem Pansch, mit der beeindruckenden Bergwelt, den schroffen Felsen, den Furcht einflössenden gewaltigen, unberechenbaren Steinmassen, Erosionen, Geröllhalten, Steinschlag, Abgänge ganzer Hänge, von brachialen Brocken zerschlagene Straßen, Betonmauern, Leitplanken zerrissen, werden wach. Die Straße ist auf diesen ersten 100 Kilometer enorm verbessert worden. Es tut dem Land gut. Die Infrastruktur wächst, es gibt ein paar mehr Geschäfte, es kommt der Ökonomie zu gute, dem Transport von Lebensmitteln und Gütern, die kleinen Ortschaften wachsen. Auf der tadschikischen Seite und nun seit knapp 3 Jahren erfahren die Menschen auf der afghanischen Seite, mit der Verbreiterung des schmalen, ehemals extrem gefährlichen Trampel- und Gebirgspfades, etwas mehr Wohlstand und Komfort.

 

Das ungestüme Wasser mit welcher Kraft es abwärts fließt, alles aufwühlt, mit reißt, die Landschaft prägt, sich ins Tal tiefer und tiefer frisst,  ohne Pause, es fliesst, es ist heute und jetzt, es schenkt Leben, nimmt Leben, gibt dem Land Leben, es ist da.

Daneben fühlt man sich unbedeutend.

 

Ich wollte in mitten dieser Landschaft, am Nachmittag meinen Tee trinken, eine warme Suppe zur Stärkung, und in einem kleinen Film meine Gefühle einfangen, die Bilder die ich sah, die Gedanken an die ich hing, festhalten.

Ich öffnete die Nachrichten App und las, dass mein Freund sich entschlossen hatte keine weiteren chemischen Behandlungen, schmerzvolle, über sich ergehen zu lassen, dass er hofft, sich wünscht, dass er bis zu meiner Rückkehr versucht, durchzuhalten, aber nicht weiß ob er es noch schafft.

 

Wie will ich diesen Tag beschreiben? Im Herzen zerrissen, geehrt für seine offenen, aufrichtigen Gefühle, geehrt für sein Vertrauen, seinem zu mir Hingezogen sein. So ehrlich, so hilflos und so stark.

Ich bin so weit weg und doch dann den Herzen so nah.

 

Alt werden ist nichts für Feiglinge.

 

Meine Nachricht die ich, für die Allgemeinheit, für euch, für meine Freunde, aufnehmen wollte, lief aus dem Ruder, ich sprach aus was ich nur ihm sagen wollte, werde.

Haltgeben, Hand geben.

 

Mit den Gedanken wer man ist, was man will, rollte ich, noch ein duzend Kilometer, weiter, ich war im Geiste nicht auf der Straße.

Die körperliche Auseinandersetzung, die Strapazen, die Berge, die Hügel und Rampen rauf nahm ich wie ich es eben konnte, aber es war ein anderer Kampf als die Tage, Wochen vorher, es ging an mir vorbei. Der Körper quälte sich die Höhen rauf, der Geist war mit anderweitig beschäftig.

In Zigar, einer kleinen Ortschaft, pausierte ich, setze mich zu ein paar Alten, die Verständigung lief über Augenkontakt, Handzeichen, Fingerzeige auf Herz, aufs Rad, auf den ausströmenden Atem, Sätze wurden gesprochen und nur am Klang, an der Färbung eingeordnet.

Ich trank ein kalte Limonade, saß da und lies Zeit verrinnen. Nein ich lies die Zeit zu. Das Bewusste erfahren. Das Sein.

Aus diesem Sein, aus diesem Moment, aus diesem Ausstrahlen und Empfinden heraus, kam ein Tadschike auf mich zu, und bot mir sein Haus zu Übernachtung an. Komm und sei mein Gast.

Asim.

Ich musste noch weitere 20 Kilometer fahren um nach Jag, zu Asims Haus zu gelangen.

Ich wurde warm und herzlich von der ganzen Familie, den Eltern, einem Bruder, der Schwägerin, der ganzen Familie, 5 Kindern aufgenommen, umsorgt.

Es hat mir gut getan in einer Familie, in Gesellschaft das Abendbrot zu nehmen, den Tag ausklingen zu lassen, gut behütet zu übernachten.

 

 

Ich habe meinem Freund geantwortet: dass ich ihn verstehe, dass ich ihn unterstütze, dass ich ihm die Hand reichen will und dass ich für da sein werde, wenn er nach mir verlangt.

 

 

 

 

 

von Khulob – nach SchuroObod

18. August.2019 3/29 Pamir

von Khulob – nach SchuroObod

nur 34 Km und 4:52 Std. unterwegs. eine Durchschnittsgeschwindigkeit von unter 7 km/h

1321 Höhenmeter.

 

Ich wusste es würde bergauf gehen.

Ich wusste es würde anstrengend werden.

Ich dachte nicht, dass ich es durchhielt.

 

Am späten Nachmittag erreichte ich den Ort auf einem kleinen Plateau, bevor es zu der steilen Gebirgsabfahrt runter zum Pasch gehen würde.

 

Ich wollte nicht mehr weiter.

Ich nahm mir ein Zimmer, obwohl ich zu einem empfohlenem Zeltplatz, mit einer bemerkenswerten Fernsicht, wollte.

 

Den Berg rauf, es war eine Qual.

Stunden vergingen, die Straße wirkte unendlich, nahm kein Ende. Kurven folgten auf ewig lange Geraden, folgten Steigungen.

Atempausen, Motivationspausen, Essen und immer wieder trinken.

4,5 Liter Wasser den Berg rauf zu schleppen, nicht zu wissen ob es reicht, jedes Kilo gerne weniger zu haben, dann nach Stunden zu fürchten nicht mit dem Wasser aus zukommen.

 

 

Ich wusste es würde heute Berg auf gehen. Ich wusste, dass ich die Gebirgskette erst überwinden muss um den ersten freien Blick auf den Pansch, das breite Tal und auf die ersten Anhöhen Afghanistans zu bekommen.

Meinen Tag, die Fahrt habe ich nach 34 Kilometer, in der kleinen Ortschaft, auf dem Plateau beendet.

Was war das für eine geile Quälerei.

Nein, es war nur anstrengend. Nach den ersten 500 Höhenmetern wollte ich das erste Mal schon abbrechen. Der Gedanke noch weitere 1000 Höhenmeter zu fahren war bald unvorstellbar. Die ersten 10 Kilometer gingen noch sanft, Steigungen um die 3 vielleicht auch mal 4 % war der Durchschnitt.

Das Land kam mir so öde vor, es gab kaum etwas zusehen, kaum Abwechslung. Der Asphalt grob, rissig, lag, widerborstig, stoisch auf dem ausgetrocknetem Land.

 

Man versucht sich ein Ziel zu setzen, ich versuchte mir ein Ziel zusetzen. Kleine Schritte, kleinere erreichbare Ziele. Die Biegung, danach glaubte ich ein flacheres Stück, dort könnte ich mal halten und verschnaufen, dort könnte ich wieder gut neu anfahren. Oder ich wählte einen Steinhaufen, noch war er weit entfernt, visierte in als nächstes Ziel an, bis zu ihm wollte ich wieder durchhalten.

 

Wie sollte ich das schaffen? Wie viel Zeit wollte ich investieren, wie viele Pausen notfalls machen, mich erholen, atmen, etwas essen, genügend trinken, wird mein Wasservorrat bei dieser Fahrt, Verbrauch, überhaupt reichen?

Eine Bäuerin schenkte mir eine Melone, sollte ich sie annehmen, war das richtig, das Gewicht bedenkend? Ich nahm sie. Ich wollte sie zum Mittag, zur Belohnung, bei einer längeren Pause mir gönnen.

Kurze Zeit später saßen 2 Knaben unter einem Baum, im Schatten, boten auch Melonen an. Ich wollte nur etwas trinken, vielleicht auch ein Photo mit ihnen erbitten. Einer kam rüber, schnitt sofort eine Melone auf und reichte mir ein Stück.

Pause, vor allem mental, ich setze mich zu ihnen. Nahm dankend Stück für Stück, er schnitt weiter auf, die Melone an. Ich ass sie ganz auf. Eine Entlohnung lehnten sie Jungs ab.

Verdammt ich werde doch wohl durchhalten.

Nur noch 900 Höhenmeter. Auf 2 Kilometer bei durchschnittlich 5 % bis 8 % Steigung sind es meistens gute 100 Höhenmeter. Jetzt hatte ich meine Durchhaltetaktik. Ich muss nur noch 9 x in den Sattel, nur noch 9 x 2 Kilometer durchhalten. Das war eine für mich greifbare Größe. Ich konnte rückwärts zählen. Nur noch 8 x, nur noch 7 x.

Je höher ich kam desto schlechter wurde die Straße. Asphalt gab es nur noch stellenweise.

Danach hauptsächlich festgefahrener Schotter, grobe Steine, Schlaglöcher ab und an.

Auf 1700, 1800 Meter gab es Wasser. Eine Wasserstelle. Viele Passüberquerer hielten hier, füllten ihre Flaschen, kühlten ihre Fahrzeuge. Ein Imker bot mir sein Haus zu Übernachtung an. Nein, ich sah ein Ende der Quälerei, ich sah das Gipfeltor in der Ferne, ich hatte nur noch 4 Kilometer.

Und das wollte ich schaffen.

Und ich schaffte es.

Die Abfahrt danach bis zu der kleinen Ortschaft, unterbrochen von einer Passkontrolle, einem Militärposten, lief mäßig, die Straße rau, Spurrillen, Sand und viele lose Stein mahnten zur Vorsicht.

Jetzt hier in Schuro-Obod ist mir alles egal. Das erst beste Hotel, ich scheine der einzige Gast zu sein, öffnete freundlich die Türe zu einer asymetrichen, kahlen, übergroßen Eingangshalle, angegliedert vier oder fünf kleine ungenutzte Büros und Räume der Rezeption.

Das angebotene Zimmer ist sehr günstig, das Bett ist hart, der Kühlschrank aus, er schimmelt von innen, das Klopapier ist nur noch ein Rest, das Wasser kleckert aus der Dusche, man darf den Brausekopf aber nicht höher heben als der Badewanneneinlauf, dann versagt er und es tropft unten raus. Aber es gibt ein tolles großes weiches Handtuch.

Schade nur, das ich mein Shampoo in Dushanbe stehen gelassen habe.

Ich habe Probleme.

 

Bin gespannt wie das Abendessen wird.

Ich nahm das Abendessen ohne zu murren an, weil es nichts anderes gab. Keine Auswahl, es gab Kartoffelsuppe.

Ich dachte an den Tag.

 

 

 

Von Danghara nach Khulab

17. August 2019 2/29 Pamir

Von Danghara nach Khulab

87,01 Km 548 hm

 

Das erste was ich bei meinem Frühstück erfahren hatte.

Mein Nachbar, guter Bekannter, Freund, Koch, Mann, Patron, Bruder ist gestorben.

Ein schneller, heftiger, trauriger Leidensweg ist zu Ende gegangen.

Ein Guter ist weg.

 

Der Gast (ich) reist ab, der Hotelmanager der sich gestern noch aufgedrängt hatte, beachtete mich am Morgen mit keinem Augenaufschlag.

Vielleicht habe ich ihn mit meinem Frühstück gestört.

Nach dem ich mein Gepäck heruntergebracht hatte, Chai bestellte, bemerkte ich das alle Angestellten aus den unterschiedlichsten Ecken gekrochen kamen. Zwei schliefen noch im Restaurant, ein paar weitere neben den Tischen vor dem Haus.

 

Es ging nach Khulab.

Eine kleine Bergkette musste überwunden werden. Ein sanftwelliges Land, mit tiefen Tälern, fast Baumfrei. Die Getreideernte ist schon lange eingefahren. Stopplige Felder schließen an von der Sonne verdörrte goldgelbe Graslandschaften. Kaum ein Mensch ist zu sehen. Hin und wieder sieht man ein paar Hirten mit Ziegen, ein paar Kühen, meist unweit kleiner Dörfer, unweit einer hier so wichtigen Wasserstelle.

Der Verkehr auf der Straße ist zügig. Wenige Lkw bahnen sich den Weg die Hügel rauf und runter, schneller sind die unzähligen vollbepackten Land Cruiser und Opel Astra.

 

Mit meinen Gedanken hatte ich viel Zeit. Wenig Abwechslung gab es unterwegs. Oft sah ich Bilder der Begegnungen mit meinem Nachbarn vor meinem inneren Auge, wie er lachte, vollkommen unverständlich fluchte und die ungehörigen, maßlosen Leute verwünschte. Ich habe ihn für seine Konsequenz geliebt. Ein Patron. Eier muss man haben.

 

In Khulab suche ich mir ein nettes kleines Hotel, ein hilfsbereiter, freundlicher Angestellter vermittelte echte Gastfreundschaftlichkeit. Er zeigte mir wo es ein anständiges tadschikisches Restaurant gab und wo ich, vielleicht einzig in Khulob, ein Bier trinken gehen konnte.

Prost Patron. Ich denke an Dich.

 

An den Pansch werde ich erst morgen oder in den nächste Tagen kommen. So verbuche ich die heutige Fahrt mehr unter Anfahrt und Gedenkfahrt.

 

 

Von Dushanbe nach Danghara

16.August 2019

Von Dushanbe nach Danghara

96,5 Km 1500 hm 2 Tunnel ( 5 km und 2 km)

Geplant war an diesem Tag nur bis Nurek, ca. 46 Kilometer, zu fahren.

Ja ich beginne mit dem was ich nicht erwartet hatte. 2 Tunnel.

 

Der Tag begann, motiviert, gespannt, voller freudiger Erwartung wie mein Einstig in den Pamir wohl beginnen würde. Abschied von Bernd, mein Gastgeber, er lebt und arbeitet in Dushanbe, sein Vertrag läuft noch gute 2 Jahre, er lebt alleine in einem kleinen Haus mit Garten, Abstellfläche für sein Auto, Motorrad und Fahrräder.

Durchreisende sind für ihn eine willkommene Abwechslung, zumeist kurze Begegnungen, abwechslungsreicher Gesprächsstoff, wechselnde Charaktere, ein zwei Tage, dann geht es für die meisten wieder weiter.

Ich blieb 9 Nächte.

 

Zwei Bergspitzen lagen vor mir. Die Temperatur war noch erträglich. In meiner Erinnerung war die Straße, damals, nicht in einem so gutem Zustand.

Ich verlasse Dushanbe.

Die Gegend wurde welliger, wirkte etwas trockner. An einem kleinen Bachlauf sammelte sich in einer kleinen Senke Wasser. Kinder spielten, plantschten, Erwachsene schauten zu, Tiere wurden getränkt, Wasserkanister gefüllt, Eimer weggeschleppt, Esel mit Tonnen beladen. Es schien für dieses Dorf die einzige Wasserstelle gewesen zu sein. Kein Vergleich mehr mit der Hauptstadt.

 

Stetig stieg die Straße an. Nach zehn Tagen Zwangspause musste ich mich ganz schön zusammen reißen die Steigungen durchzufahren. Aber ich schaffte sie, schnaubend, ein paar kleine künstlerische Pausen, trinken, etwas essen, dann wieder aufs Rad und ich kam oben an.

 

Kurz nach dem eine Abfahrt begann, stand ich plötzlich vor einem Tunneleingang.

Über 5 Kilometer sollte er lang sein, eng, etwas beleuchtet, aber von einer Abluft war nichts zusehen. Meine lieben Herren vom Gesangverein, nein. Nicht mit mir.

Ich trampte und ein LKW mit Auflieger nahm mich mit. Die Bitte, einmal durch den Tunnel.

Er nahm mich mit, machte nach dem Tunnel keine Anstalten zu halten, es ging in Windeseile runter ins Tal, auf der anderen Seite gewaltig, schnell, steil wieder rauf, dann folgte tatsächlich noch ein zweiter Tunnel.

Danke.

Jetzt war ich schon viel weiter als ich an diesem Tag eigentlich kommen wollte.

In Danghara lies ich halten.

An dem Monument, dem Gedenkstein für die getöteten Radfahrer, vor ein paar Jahren, sie sind einem Attentat zum Opfer gefallen,war er auch schon vorbeigeflogen.

 

Es ging auf Mittag zu. Die Temperatur stieg. Ich sah ein Hotel mit Restaurant, nahm ein Zimmer, klagte nicht, versuchte den Preis, der meiner achtens nicht gerechtfertigt war, noch zu drücken. Es war umsonst.

Das versprochene Internet, nachdem ich das Zimmer bezogen hatte, gab es nicht. Das Badezimmer ohne Waschbecken, ohne Handtücher und ein nerviger möchte gerne wichtiger Manager.

Was solls.

Ich duschte ging wieder runter ins Restaurant, begann zuschreiben.

Die Jungs, die Helfer, der Manager setzen sich zu mir, machten ihre „Selfies“ nervten und nervten noch mal. Irgendwie fehlte dort jede normal gefühlte zwischenmenschliche Grenze.

Ich ging in die Küche, schaute in die Töpfe, was kochte, was war gut gegart, entschied die Suppe und das Reisgericht könnte ich Bakterienfrei überleben.

Das nahm ich- „odin“ – Einmal bitte, jeweils.

 

Ansonsten .

Stromausfall. Telefone und Computer lassen sich nicht laden.

 

Das Zimmer lässt sich nicht abschließen. Nur von innen. Im Gang davor sitzt eine Madam, in einem Nebenraum trinkt sie Tee, soll auf die Etage aufpassen, tut nichts, andere Aufgaben scheint sie nicht zu erledigen.

Ich denke ich werde morgen früh, früh starten. Zurück auf die Straße.