Category Archives: die 4.Etappe jetzt kommt der Pamir und…

22. September 2019 Richtung China

Sonntag den 22. September 2019

 Der Bart

Ist er ein Thema, hatte ich ihn schon mal angesprochen?  Ich weiss es jetzt gar nicht.

Nun, gekommen, zugelassen hatte ich ihn aus Faulheit, aus Interesse es mal einfach wachsen zu sehen, aus Albernheit und aus der Erinnerung, in Reminiszenz zu meinem ersten Mal, der Reise Richtung China. Damals stand ich auch,  mit etwas Gestrüpp im Gesicht, vor dem Abwehrzaun der Chinesen, in Tadschikistan. Wollte ich dieses Szenario wiederholen, vielleicht ja.

Was daraus geworden ist seht ihr ja in Bildern.

Ich werde ihn wieder abrasieren, nur suche ich den richtigen Zeitpunkt, noch zögere ich es heraus.

21. September 2019 Richtung China

Samstag den 21.September 2019

Der Eindruck der vorherigen Nacht bestätigt sich. Immer deutlicher sieht man den Zwiespalt in dem Ort. Menschen die hier leben, ihrer Kultur nachgehen, die unberührt ihre eigene Sprache sprechen, anders aussehen, sich anders kleiden und den Zwängen.

Kasghar ist nicht China, ist nicht chinesisch, es ist zentralasiatisch in China.

Mein Reise mit dem Bike „Fahrrad“ nach China, könnte hier angekommen sein und doch habe ich und werde ich hier wahrscheinlich kein wirkliches China finden. Gefunden haben.

Es soll ja auch noch nach Pakistan weitergehen.

Es gibt noch einiges was mir durch den Kopf geht.

Guido hatte Recht.

Radreisende sind Egotrips

Nachtmarkt zum Zweiten.

Auch wenn es schön inszeniert ist, etwas von dem „wahrscheinlich“ ursprünglichen verloren hat, die Stände nicht sehr authentisch ist das Essen, die Köche und Verkäufer, die Stimmung, das Geschmatze, der Genuss echt.

Kalte Kuhschnautze, ein Nudelgericht, ein paar Engerlinge, Maden, und ein Joghurt mit Granatapfelsaft, Honig habe ich genossen.

20. September 2019 Richtung China

Freitag den 20. September 2019

Lukas schläft. Ich erkunde den Ort, die Altstadt, den Kern.
Schön aufgehübscht. Fahnen alle zehn Meter, an jedem Haus.
Taschenkontrollen, Metalldetektoren an Übergängen, Eingängen zu Geschäften, Zugängen zu Einkaufsstraßen, Hotels.

Ich schaue rechts, links, sehe die Bekleidung, die Gesichter, höre die Sprache, kann sie nicht ganz zuordnen, sehe aber chinesisch ist das nicht.
Abendessen Nachtmarkt. Sortiert, aufgeräumt, einheitlich, uniformiert.

Ja lecker ist es. Der Geschmack angepasst. Angepasst an die Besucher, an die Touristen, an Chinesen.

Freundlich, höflich, entgegenkommend, Service orientiert. Ich nasche hier, esse dort, finde hinter den Ständen, die alle die gleiche Aufmachung, Bauweise haben, ein einheitlich das Bild in der vollständig überwachten Fußgängerzone, dem Nachtmarkt, ein Platz. Wir sitzen zwischen den Besuchern, Chinesen, genießen die Atmosphäre, das Essen.

Unbekümmert sind alle. Es ist so, so ist es hier, so ist es normal.

Polizei patrolliert mit Schlagstock, Schutzschild, Helm, Greifarmen, Abwehrstangen, Maschinengewehren, in dreier Gruppen.

Die Musik im Cafe, die Architektur, die Gewänder, die Gesichter, Zentralasiens.

Der Ort ist ein Ausflugsziel der Chinesen geworden, auch sie träumen von der Seidenstrße. Der Nachtmarkt, schön, lecker, ein Erlebnis, eine Erlebnisstraße, ein Touristending. Sortiert, aufgeräumt. Phanstasialand.

19. September 2019 Richtung China

Donnerstag den 19. September

9:00 Uhr niemand auf der Straße, der Blick aus dem Hotelzimmer, Ruhe, die Sonne blinzelte gerade etwas über die entfernt liegenden Bergrücken, ein paar einsame Mofafahrer rollten geräuschlos über die breite Kreuzung vor unserem Hotel.

Frühstück.

Endlich China. Ja ein bisschen. Gegartes Gemüse, kalt, gut gewürzt, Teigtaschen, ein paar kalte Nudelgerichte, hart gekochte Eier, guter Tee.

Ein vielversprechender Tag für eine wunderschöne Tour. Ca 95 Kilometer bis nach Kasghar standen an. Es mussten noch mal 300 Höhenmeter geschafft werden, bevor es nach 30 Kilometern, in eine weite Abfahrt über ging. Ein Traum.

Ein Traum die Strecke.
Fast ein Alptraum die Kontrollen.

Wieder und wieder, teils an einem Ortseingang, dann am Ortsausgang, wurden Pässe gescannt, photographiert, von mehreren Polizisten, abgeglichen, Fragen gestellt, wiederholt, nachgefragt.

Nach der vierten Kontrolle wiess ich die verdutzt guckenden Polizisten auf meinen Unmut hin. Was sollte ich, wie hätte ich in den letzten Kilometern was tun können? Als Ausländer auffällig wie ein bunter Hund, nie unbeobachtet, teils von uniformierten Mofafahrern und verdunkelten Autos begleitet waren wiederholte Passkontrollen doch vollkommen übertrieben.

Es änderte nichts. Ein Pass musste mindestens ein viertelstunde auf einem chinesischen Tisch, in der Hand eines Polizisten geruht haben bevor uns die Weiterfahrt mit den Fragen wohin und wie lange wollten wir bleiben erlaubt wurde.

Kasghar
Seidenstraßenromantik.
Wir checken im Pamir youth hostel ein, überwiegend von chinesischen Touristen belegt.
Jetzt war ich in China. Endlich chinesisches Essen.
Abendessen mit Lucas und das verdiente Bier.

18. September 2019 Richtung China

18. September 2019
Richtung China

Dem war nicht so. Ha. Es war brutal kalt. Ich kam klar, aber Lucas machte seine nächsten eiskalten Erfahrungen. Durchgefroren.

China.

Es sollte nun nach China gehen. War das aufregend. Soviel ( nun gut ok, nein wirklich viel gelesen hatte ich nicht) hatte ich über die Chinesen gehört. Aufwendige Grenzkontrollen, geheime Software die heimlich auf das Telefon und den Computer gespielt werden würde und und und.

Zuerst zu erwähnen sei, dass in ganz China nach der Pekingzeit gerechnet wird. Hier tausende Kilometer weit von Peking entfernt stellten wir unsere Uhren nun 3 Stunden vor.

Die Ausreise aus Kirgistan war schlicht, schnell und freundlich erledigt.
Es folgte nach ein paar Kilometern die erste chinesische Kontrolle, eine kurze Notiz wurde gemacht, die Passnummer notiert, eine weitere Kontrolle wenige hundert Meter weiter, es folgten Fragen wer wir sind, woher wir kommen, wohin wir wollen, wie lange wir bleiben wollten, begleitet mit dem Hinweis dass wir nun bitte vier Kilometer weiterfahren möchten, es blieb auch gar keine andere Möglichkeit, denn die gut überwachte Straße war mit Kameras bestückt und komplett mit Stacheldraht eingezäunt.

Das erste große Grenzgebäude, die Immigration, die Polizei erwartete uns schon.
Fahrrad mit Gepäck die Treppe hoch, unterstützt von einem Polizisten, ins Gebäude geführt, in einem Warteraum auf das folgende Prozedere mit großen Schrifttafel aufgeklärt.
Gepäck wurde geröntgt, Pass gescannt, Körper Scanner, dann Taschen alle auspacken, diverse Fragen beantworten, Erklärungen abgeben.

Warten.
Die nächsten 147 Kilometer, bis zur nächsten Grenzstation, durften wir nicht selber fahren. Es musste ein Taxi, welches wir selber bezahlen mussten, genommen werden.
Dann wiederholte sich alles.

Gepäck wurde gescannt, Fahrrad untersucht, Pass untersucht, Fragen wurden gestellt, wohin, wie lange, warum überhaupt seit ihr nach China gekommen?
Biometrische Daten, Gesichtserkennung, Bilder angefertigt, Fingerabdrücke genommen, Daten verglichen.

Stunden vergingen. Freundlich aber deutlich. Jeder Schritt wurde begleitet. Komische  Zivile waren immer in unserer Nähe, schauten heimlich von der Seite, kannten die Uniformierten, saßen dort und beobachteten jeden Schritt.

An ein weiterfahren war an diesem Tag nicht mehr zudenken.
Wir bekamen unsere Pässe, den ersehnten Stempel, die Erlaubnis weiter zu gehen.
Der Weg nach draussen, raus aus der Grenzstation, bis hinter das Tor, wurde der Pass noch zweimal in Augenschein genommen.
Das war also China?

Hunger und Durst.Rechts hinter der Ausfahrt ein Gebäude mit ein paar Gewerbeeinheiten, auf der Straße wurde gekocht, es roch gut, ein kleines Kontor verkaufte Bier, wir liessen uns nieder, stiessen auf eine ungewöhnliche Einreise, auf ein Ankommen in einem ersehnten Land, auf ein paar unerwartet aufwendige Formalitäten an.
Leckeres Gemüse wurde auf einem großen Feuertopf gegart.

China. Ich freute mich auf das Essen.
Das Essen war gut und lecker, aber es war Plov, es war das uns seit Usbekistan bekannte und schon reichlich genossene Reisgericht, mit einwenig Fleisch, etwas Möhre und viel Reis.

Gegenüber ein Hotel.

Der Preis für die Übernachtung mit Frühstück gut.
Einlasskontrolle, Wächter mit Helm und Stichfester Weste, Schlagstock und Schutzschild, Taschenscanner und Metalldetektoren.
Dann eine Paskontrolle und ein plötzliches auftauchen hektischer Polizisten.
Die Handtücher im Zimmer waren schon etwas sehr genutzt, aber die Bettwäsche war sauber  und schien ungebraucht.

Ich war in China. Na denn gute Nacht.

17. September 2019 Richtung China Sary Tash / Kirgistan

17. September 2019
Richtung China Sary Tash / Kirgistan

Am Dienstag den 17.September ging es nach ein paar Tagen Pause in Sary Tash mit Lucas, einen Amerikaner aus Wisconsin, jung, er erinnert mich einwenig (sehr) an mich, an meine Reise 1985 mit 22 durch Zentralamerika, Richtung China.

Die Chinesen hatten einen Feiertag, da blieb die Grenze geschlossen, wie auch an den Wochenenden und den Nationalen Ferien. Geöffnet wird dann nur von 10:00 bis 13:30 und von 15:00 bis 18:30 …nach Pekingzeit.

Es gibt in diesem riesigen Land nur eine Zeitzone. Was bedeutet das in dem ersten Grenzort in China die Sonne für uns erst gegen 9:30 aufging, die Straßen Menschen leer, Frühstück im Hotel nicht vor 9:00 zu bekommen war.

So richtet man sich in China auf das System Einheit ein…wenn die Uhr nicht angepasst werden kann dann halt der Lebenswandel. Vor 10:00 sagte keiner guten Morgen.

Zurück zum ersten Fahrtag. 17.September
69,70 Kilometer, 4:31 Std, 15,30 km/h Schnitt und gute 909 Höhenmeter.
Der Durchschnitt konnte nur durch die tolle ewig lange Abfahrt erreicht werden.

Der Aufbruch raus aus Sary Tash, eine klare Luft, blauer Himmel, wenige Wolken, jetzt ging es nach China, jeder Meter weiter östlich ein kleines neues Abenteuer, voller staunen, erwartungsvoll, ging dabei ein bisschen aufgeregt und doch dabei entspannt von statten.

Ein breites Tal, weit, weit und tief, die Sicht unbeschreiblich, zur rechten der Pamir „Range“ die erhobenen ersten stolzen Bergspitzen, die Bergkette des Pamirs, Tadschikistans, Schnee und Eisbedeckt, eine andere Welt. Links sanftere, weniger schroffe Gesteinsformationen, letzte Hirtencamps wurden abgebaut, breite Weideflächen.

Nach langer Fahrt erhob sich die Straße in der Ferne, sah man die Annäherung des Passes, erhoffte ich den Gipfel zu sehen. Schätze ich das Ende in einer Entfernung von vielleicht drei oder vier Kilometer, berichtigte mich der Tacho mein angestrebtes Ziel erreicht zu haben  nach zwölf Kilometern.

Sicht Sicht. Dann schaute ich zurück, von oben, vom letzten Pass in das Tal, sah den Bergrücken hinter dem Sary Tash lag, sah die Bergformation in der Weite des Tales, Zugang zu den Grenzstationen, zu dem Seitental nach Tadschikistan. Die lagen nach der Karte, nach den gefahrenen Kilometern in einer Entfernung von über 30 Kilometern.

Geduld ist das was einen Reisenden, einen Fahrradfahrer weiter bringt. Nicht die Sucht und Ungeduld nach wann ist man endlich oben, angekommen, da? Es ist die Geduld die einen weiterbringt. Es dauert so lange es dauert. Der Berg und der Wind sagt Dir wann du es geschafft hast, deine Meinung, deine Wünsche, dein Hoffen spielen keine Rolle.

Der Pass ist zu ende wenn er sagt Du bist oben angekommen. Das sagt er dann ganz sanft, leise, du hörst noch deinen Puls, deinen Atem, deine letzten Gedanken siehst Du nach, den letzten Bildern und Empfindungen kannst Du gerade noch nach schauen.

Lucas war vorgefahren, verabredet, angefragt und von mir zugestimmt. Ein Platz zum übernachten ausgewählt.

So konnte jeder in seinem Tempo fahren, sich auf sich konzentrieren, sich dort Zeit nehmen, zum rasten, zum photographieren wie er wollte.

An einer letzten Passkontrolle der Kirgisen, nicht die letzte Grenzstation, die sollte ich erst an folgenden Tag erreichen, bat Platz nehmen zu dürfen. Ich wollte  mich einwenig ausruhen, ein paar Kekse essen, etwas trinken. Die Soldaten sahen mein rudimentäres Mahl, ergänzten und frischten es mit einem Teller Nudeln, einem großen Stück Melone und einem heißen Tee auf.

Lucas hatte ein nettes Eckchen zum Zelten gefunden.

Wir richtet uns gut ein, kochten eine chinesische Fertig Nudel Suppe, quatschten etwas genossen die Windstille, die warme Sonne, erwarteten eine ruhige, wir waren nur noch auf 2800 Metern, wärmere Nacht.